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Spiegelschatten (German Edition)

Spiegelschatten (German Edition)

Titel: Spiegelschatten (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Monika Feth
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Sekundärliteratur. Sachbücher aus dem Bereich der Psychologie und der Soziologie. Kunstbände.
    Sparsam aufgestellte Pflanzen schufen ein angenehmes Raumklima. Bilder an den Wänden zeugten vom Kunstverstand ihres Besitzers. Auf dem kleinen Nachttisch lag neben dem Zauberberg von Thomas Mann eine aufgeklappte Brille mit kleinen Gläsern.
    Bert hatte das mit wenigen Blicken wahrgenommen, während er sich der Leiche näherte. Er konnte gar nicht anders. Später half es ihm bei seinen Überlegungen enorm, wenn er sich die ersten, starken, ungefilterten Eindrücke ins Gedächtnis rief.
    Leonard Blum war jünger, als Bert erwartet hatte. Er lag auf der linken Seite, den linken Arm beinah lässig ausgestreckt, wie Michelangelos Adam im Deckengemälde der Sixtinischen Kapelle. Nur dass nicht Gott ihn berührt hatte, sondern sein Mörder.
    Die friedliche Stimmung täuschte. Unter dem Kopf des Toten hatte sich Blut angesammelt. Viel Blut.
    Bert sah sich nach der Tatwaffe um.
    Rick, der seinen Blick bemerkt hatte, schüttelte den Kopf. » Entweder der Täter hat sie mitgenommen oder sie ist unter eines der Möbelstücke gerutscht.« Er ging auf die Knie und spähte unter den Schreibtisch, den Schrank, das Sofa. Ächzend erhob er sich wieder. » Nichts.«
    Was sagte es über den Täter aus, dass er die Waffe– allem Anschein nach– vom Tatort entfernt hatte?
    » Dafür kann es mehrere Gründe geben«, überlegte Rick, als seien Berts Gedanken kein Geheimnis für ihn. » Er will sich der Waffe irgendwo entledigen. Er nimmt sie als Fetisch mit und verwahrt sie bei sich zu Hause oder in einem Versteck. Er hat den Mord mit einem persönlichen Gegenstand begangen, von dem er sich nicht trennen will.«
    » Es ist ein Unterschied«, sagte Bert, » ob er die Waffe hier in der Wohnung vorgefunden oder mitgebracht hat.«
    » Unter Umständen der Unterschied zwischen vorsätzlichem Mord und Totschlag«, murmelte Rick.
    Ein Student hatte sich Sorgen gemacht, nachdem Leonard Blum zu einem vereinbarten Treffen an der Uni Bonn nicht erschienen und über Handy nicht erreichbar gewesen war. Er hatte schließlich Leonard Blums Vermieter angerufen, bei dem der To te für Notfälle einen Wohnungsschlüssel hinterlegt hatte.
    Weil Leonard Blum als absolut zuverlässig galt, konnte der Mann leicht überzeugt werden, in der Wohnung nachzuschauen, wo er dann die Leiche gefunden hatte.
    Dr. Christina Henseler untersuchte den Toten ruhig und konzentriert. Ihre Handgriffe waren behutsam, beinah liebevoll.
    Die Rechtsmedizinerin war Mitte dreißig, schlank und sportlich und schien keine Eitelkeit zu kennen. Ihr aschblondes Haar war etwa schulterlang. Das Band, mit dem sie es im Nacken zusammengebunden hatte, war mit rubinroten Strasssteinchen verziert, die bei jeder ihrer Bewegungen funkelten.
    Jeans, Pulli und Turnschuhe, verborgen unter einem Schutzanzug, das Gesicht ungeschminkt, die Lippen blass, so kniete sie neben dem Toten, ganz in ihre Arbeit vertieft.
    Als sie sich aufrichtete und die dünnen Handschuhe abstreifte, war ihr Gesicht ernst und verschlossen.
    » Stumpfe Gewalteinwirkung gegen den Kopf«, sagte sie. » Mit einem schweren Gegenstand. Art und Umfang solcher Verletzungen sind von außen nicht erkennbar. Genaues kann ich Ihnen deshalb erst nach der Obduktion mitteilen.«
    Sie legte die Schutzkleidung ab, beugte sich zu ihrer Tasche hinunter, ließ das Schloss zuschnappen, richtete sich wieder auf und pustete sich eine Haarsträhne aus der Stirn. Ihre Wangen hatten sich leicht gerötet. Es war sehr warm in dieser Wohnung. Die Heizung schien auf vollen Touren zu laufen und die Nachmittagssonne besaß bereits eine erstaunliche Kraft.
    » Der Tod muss zwischen elf und dreizehn Uhr eingetrete n se in. Aber auch dazu kann ich mich erst später definitiv äußern.«
    » Also vor…«, Rick schaute auf seine Armbanduhr, » …äh… drei bis maximal fünf Stunden.«
    Christina Henseler nickte. Wenig später war sie zum nächsten Termin unterwegs.
    Bert betrachtete das Gesicht des Toten, auf dem sich die so typische Strenge des Todes noch nicht ausgeprägt hatte. Er fragte sich, warum der Anblick von Menschen, die gerade erst gestorben waren, für ihn so viel schwerer auszuhalten war als der Anblick von Menschen, die bereits ein, zwei Tage tot waren.
    Es war dieser Zwischenbereich von Leben und Tod, der ihn frösteln ließ. Und das schien den meisten Menschen ähnlich zu ergehen. Warum sonst waren Untote von jeher ein so beliebter Gegenstand

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