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Spieglein, Spieglein an der Wand

Spieglein, Spieglein an der Wand

Titel: Spieglein, Spieglein an der Wand Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ina Bruhn
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steigt.“
    „Davon habe ich aber noch nie was gehört.“
    „Die Zeitungen haben keine Lust, darüber zu schreiben, dass schon wieder irgendein Homo Prügel bezogen hat“, erklärt Rasmus. „Sie vertreten die Meinung, die Tunte sei sowieso selbst daran schuld gewesen.“
    „Also besteht die dänische Presse ausschließlich aus Homohassern?“
    „Oder es ist den Journalisten einfach egal“, schnaubt Juliane.„Sie ignorieren die zunehmende Verfolgung von Homosexuellen. Und über die Ungleichbehandlung schreiben sie auch nicht, es sei denn, es finden gerade mal wieder World Outgames oder die Pride Parade zum Christopher Street Day oder so was statt …“
    Lasse sieht mich mit einem leichten Lächeln an. Vielleicht ist es auch nicht so sehr ein Lächeln, sondern eher eine selbstzufriedene Grimasse. Bestimmt ist er mit seinen beiden Gefolgsleuten sehr zufrieden.
    „Aber wenn darüber nicht in der Zeitung geschrieben wird, woher wisst ihr es dann?“, frage ich.
    „Wir führen unsere eigene Statistik“, sagt Lasse in einem godfatherhaften Ton.
    Ich muss anfangen zu lachen, und das hätte ich nicht tun sollen. Während die Dragqueen auf der Bühne Lady Marmalade schmettert, werde ich aus der Gegenrichtung mit den grausamen Tatsachen bombardiert. Insbesondere im ehemaligen Ostblock nehme der Hass auf Homosexuelle zu. Um gar nicht erst von Grönland und den Färöer-Inseln zu sprechen. Hier seien Schwule und Lesben in großem Umfang Übergriffen und Verfolgung ausgesetzt. Juliane redet mir das Ohr blutig, während Lasse zur Bar geht und sich ein neues Mineralwasser holt. Er bietet nicht mal an, uns etwas mitzubringen, was mich noch mehr davon überzeugt, dass er ein Idiot ist.
    Ich unterbreche Juliane mitten in einem Vortrag über Neopuritanismus und sehe Rasmus an. „Was findest du bloß an dem?“
    „Äh, was? Wem?“
    „Du bist doch in ihn verknallt“, sage ich und hoffe, dass ich genauso neutral klinge wie Rasmus zwei Wochen zuvor, als er mir sagte, ich würde auf Liv stehen.
    „Hast du mal seinen Hintern gesehen?“, fragt Rasmus leise und kaut aufgeregt an seinen Fingernägeln.
    „Das ist aber auch das einzig Gute an ihm.“
    „Wenn man mit ihm allein ist, ist er ganz anders.“
    „Und das warst du also schon, mit ihm allein?“
    „Nicht auf die schlüpfrige Weise, wie du es gerade andeuten willst. Aber wir haben uns ein paar Mal unterhalten. Er ist total nett.“
    Rasmus ist also im Lasse-Dschungel gefangen. Und es ist zu spät, um einen Suchtrupp loszuschicken.
    „Na dann, toi, toi, toi!“, sage ich.
    Lasse kommt an den Tisch zurück und die Diskussion geht weiter. Rasmus macht den kecken Vorschlag, dass man am besten etwas an den Ansichten der Dänen ändern kann, indem man sie provoziert.
    „Küss-Demos! Und Paraden! Wir müssen raus und zu dem stehen, was wir sind! Damit sie sehen können, dass man die Schwulen nicht einfach wegschweigen kann.“ Rasmus sieht sich erwartungsvoll nach Lasses Zustimmung um, bekommt aber nur ein skeptisches Schulterzucken als Reaktion. Verzweifelt fährt er fort: „Also, man hat doch nichts davon, sich zu verstecken. Sie können sich genauso gut an den Gedanken gewöhnen, dass wir Männer vögeln!“
    „Sprich bitte nur für dich selbst!“, sagt Juliane lachend.
    „Wir sollten uns nicht verstecken und nur zu Hause Händchen halten. Und wenn die Einwandererjungs die Pride Parade auf der Nørrebrogade mit Steinen bewerfen, dann kann es keine Lösung sein, im nächsten Jahr eine andere Route zu wählen. Die Lösung muss sein, eine noch größere Parade zu veranstalten, mit noch mehr schönen Menschen!“
    Rasmus lechzt nach Lasses Beifall, bekommt ihn jedoch nicht.„Die Frage ist, ob das noch einen anderen Effekt hat als einen rein medialen.“
    „Aber allein das wäre doch schon gut!“, erwidert Juliane. Mit ihren Blicken fleht sie Lasse an, Rasmus den Kopf zu tätscheln und ihm einen Keks zu geben, weil er so ein braver und engagierter Homo ist.
    „Ich glaube nicht mehr richtig an Paraden und Demos. Dann halten die Leute uns für einen Haufen körperfixierter Partyäffchen.“
    „What the fuck, das sind wir doch auch!“
    „Ich persönlich habe mich bei der Pride nie zu Hause gefühlt. Das ist ein Geifern nach den Medien und eine Zurschaustellung der Homosexualität. Wie in den Freak-Shows in alten Zeiten. Statt der bärtigen Dame und den siamesischen Zwillingen können Herr und Frau Dänemark vor einem Haufen Homos auf dem Paradewagen erschauern. Es

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