Spiel der Finsternis: Der Bund der Schattengänger 10 - Roman (German Edition)
Kugeln waren darauf verwendet worden, die sterbenden Soldaten zu töten, und genau das hatte Azami und Sam ein paar Sekunden für ihre Flucht gelassen. Sie hatten Glück gehabt. »Wir haben Gebissabdrücke und Fotos, selbst wenn wir keine Fingerabdrücke haben. Wir werden etwas herausfinden. Und niemand wird unsere Leute abhängen. Wir haben einen Schattengänger auf den Jeep und einen auf den Hubschrauber angesetzt«, beteuerte ihr Sam. »Wir machen unsere Sache ziemlich gut.«
Thorn blickte in sein Gesicht auf, und es verschlug ihm den Atem. Die Sonne glitt durch das dichte Laub und küsste ihre makellose Haut. Ihre dichten Wimpern waren gesenkt, zwei Mondsicheln, und ihr Körper rieb sich in einem Rhythmus an seinem, der die mittlerweile vertraute Glut durch seine Adern rauschen ließ.
»Da bin ich mir sicher«, erwiderte sie.
Bei einer anderen Frau hätte er vielleicht in Betracht gezogen, dass sie es anzüglich meinte, aber Azami flirtete nicht. Was sie ihm von sich gegeben hatte, war ihm freigebig zuteil geworden. Sie war extrem gefasst und sehr zurückhaltend. Er konnte sich sehr glücklich schätzen, dass sie überhaupt auf ihn reagiert hatte.
»Daiki ist …«, sagte sie zögernd, »wichtig für die Welt. Seine Arbeit ist bislang von niemandem übertroffen worden, und viele Länder bekämen sie liebend gern in die Hände. Es ist praktisch unmöglich, unsere Firma zu infiltrieren. Unsere Belegschaft wird klein gehalten und nach Bedarf von Land zu Land verschoben.«
»Wie kann eure Sicherheit so undurchlässig sein? Ihr müsst doch Leute engagieren …«
Sie schüttelte bereits den Kopf. »Sam, wir sind unser eigenes Sicherheitspersonal. Jeder, der für Samurai Telecommunications arbeitet, ist uns seit unserer Kindheit bekannt. Die Mehrheit der Mitarbeiter ist von meinem Vater zu einer Zeit ausgebildet worden, als sie noch Kinder waren, und nach seinem Tod von einem seiner Kinder. Wir stellen Familienangehörige und Angehörige von Angehörigen ein – falls du verstehst, was ich meine.«
Sam wusste, dass es in Japan üblich war, dass Angestellte über viele Jahre für dieselbe Firma arbeiteten und ihre Kinder und die Kinder ihrer Kinder ihre Nachfolge antraten. Er warf einen verstohlenen Blick auf die Entfernung zur Straße. Er würde es mit Mühe und Not bis zur Straße schaffen, wenn er sich konzentrierte und einen Fuß vor den anderen setzte. Eine Zeit lang war es ihm gelungen, den Schmerz abzublocken, doch jetzt setzte er ihm heftig zu und verlangte, zur Kenntnis genommen zu werden. Er wollte nicht, dass in der letzten Stunde oder so, die er allein mit Azami hatte, etwas dazwischenkam. Sowie sie wieder mit den anderen zusammentrafen, konnte es sehr gut sein, dass sie Feinde wurden. Jedenfalls würde er mit Sicherheit sein Team schützen müssen, bis sie zufriedenstellende Antworten hatten.
»Ich verstehe es. Und es ist klug. Wenn Daiki für das verantwortlich zeichnet, was meines Wissens bahnbrechende Software ist, wer hat dann die optische Linse entwickelt? Soweit ich verstanden habe, gibt es nichts auf dem Markt, was auch nur halbwegs an diese Linse heranreicht?«
Azami blickte in sein Gesicht auf. »Meines Wissens hat Lily diese Information.«
»Ich habe nicht daran gedacht, sie zu fragen. Ich weiß nur, dass sie sehr aufgeregt über den Satelliten und auch darüber geredet haben, was er für uns leisten könnte.«
Azami zuckte die Achseln. »Sämtliche Zeitschriften berichten über ihn. Es ist kein Geheimnis, dass Eiji die Linse entwickelt hat. Es gibt nicht viel, was die beiden gemeinsam nicht bewerkstelligen können.«
»Dann ist Eiji also bei der Herstellung des neuesten Satellitensystems ganz genauso wertvoll wie Daiki. Wenn er in die falschen Hände fiele, würde eure Firma sehr viel bezahlen müssen, um ihn zurückzukriegen. Oder er könnte gezwungen werden, die Linse und den Satelliten für andere Interessenten herzustellen.«
Die Bäume, die die Straße säumten, schienen nicht etwa näher zu kommen, sondern in weitere Ferne zu rücken, was absolut nicht einleuchtend war. Bei jedem Schritt kam es ihm vor, als watete er durch Treibsand, doch wenn er sich recht erinnerte, war er im Wald, nicht in einem Sumpf.
Sein Verstand schien noch scharf genug zu sein, und er konzentrierte sich weiterhin auf Azami. Auf jeden ihrer Atemzüge, auf ihren Geruch, der ihn einhüllte, und auch darauf, wie ihr weiches Haar seinen Arm und seinen Brustkorb streifte. Er fühlte, wie sich ihr Arm fester
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