Spiel der Finsternis: Der Bund der Schattengänger 10 - Roman (German Edition)
fühle dasselbe, aber einer von uns muss vernünftig sein.
Sie ergriff die Initiative zu einem weiteren Kuss, als er sich ein klein wenig zurückzog. Sie machte Jagd auf ihn mit ihren weichen Lippen und mit Fingern, die sich tief in die kräftige Muskulatur seines Nackens gruben, und sie seufzte, als sich sein Mund wieder auf ihre Lippen legte. Er ließ sich Zeit und küsste sie immer wieder ausgiebig, wobei er ständig tiefer in ihren Bann geriet und nur hoffen konnte, ihr ginge es mit ihm genauso.
Ist das deine Vorstellung von Vernunft? Er würde diese Vorstellung zu seiner Realität machen. Er taumelte noch tiefer in den Kaninchenbau hinein, und falls sie mit ihm fiel, würde er sie zu seiner Vernunft machen.
Ihr leises Lachen schlich sich in sein Herz ein und wand sich dort, bis er sie mit keinem Mittel mehr abschütteln konnte. Nicht wirklich, aber du musst der Stärkere von uns beiden sein.
Er küsste sie noch einmal. Und gleich noch einmal. Woran liegt das?
Du hast damit angefangen.
Okay, da war etwas dran. Er seufzte, als er seinen Kopf hob. Sie machte es ihm nicht gerade leicht, ein Gentleman zu sein, und er hatte sich ohnehin ganz und gar nicht wie einer benommen, und daher legte er seine breiten Hände fest um ihre Taille, um ihr Halt zu geben, während er in ihre dunklen Augen sah.
»Sag mir, wie ich angemessen um dich werben kann, Azami. Ich meine es ernst. Ich habe noch nie um eine Frau geworben, aber du bist die Richtige für mich.«
Ein Schauer lief ihr über den Rücken. Ein Schatten schlich sich in ihre Augen ein. »Warum denkst du das nach so kurzer Zeit? Wir sind uns doch gerade erst begegnet.«
Sein Gehirn zog schleunigst die Bremse, denn ihm entging ihre Wachsamkeit nicht, die zu stark war, um als die natürliche Reaktion einer Frau durchzugehen, die sich fragte, warum ein Mann sie so schnell derart attraktiv fand. Die Chemie zwischen ihnen stimmte, doch sie – fürchtete diese Chemie. Sie misstraute ihr. Seine Gedanken überschlugen sich und kamen auf Antworten, die ihm nicht besonders zusagten.
»Bist du Dr. Whitney persönlich begegnet? Kennst du ihn?«
Azami schluckte und trat einen Schritt zurück. Ihre langen Wimpern verbargen ihre Augen. »Ja, ich bin ihm begegnet. Er ist ein Monster. Mit hohem IQ, aber keineswegs so wie mein Bruder.« Sie sah ihm in die Augen. »Oder wie du.«
Er begriff, dass sie ihm damit sagen wollte, sie hätte gründliche Nachforschungen über ihn angestellt. Aber warum ausgerechnet über ihn? Lily erwarb den Satelliten. Überprüfte ihre Firma etwa routinemäßig andere Personen im Umkreis von jemandem, der etwas bei ihnen kaufte? Das war nicht einleuchtend.
»Weshalb solltest du etwas über mich wissen?« Er war ein Angehöriger einer militärischen Elite-Einheit, die vollkommen unbemerkt vorging. Ihnen wurde für keinen ihrer Einsätze Anerkennung gezollt. Wenige Menschen wussten von ihrer Existenz. Nur solche mit einer Unbedenklichkeitsbescheinigung erster Güte sollten auch nur das Geringste über ihn wissen. Azami Yoshiie sollten keine näheren Einzelheiten über ihn als Soldaten bekannt sein. Er rechnete damit, dass sie von den Schattengängern wusste, weil sie keinen ihrer Satelliten an irgendeine ihr unbekannte Firma oder Gruppierung verkaufte, und sie hatte mehrfach mit dem Militär zu tun gehabt – sie hatte ihnen einige Satelliten verkauft. Aber es gab keinerlei Gründe dafür, dass sie etwas über ein individuelles Mitglied dieser Elite-Einheit wissen sollte.
Thorn zuckte die Achseln, und ihr stockte der Atem. Sie fischte jetzt im Trüben. Wenn sie sich in Sam geirrt hatte, konnte sie alles verpatzen. Er war wahrhaftig ein Mann, der innerhalb eines Sekundenbruchteils von total entspannt zum Frontalangriff übergehen konnte, und sie bezweifelte nicht, dass er ungeheuer loyal war. Bestürzt stellte sie fest, dass sie sich seine Loyalität wünschte. Sie wollte nicht, dass er ihr gegenüber argwöhnisch war, und doch freute es sie gewaltig, dass er ihr misstraute.
Thorn hatte noch nie so widersprüchliche Gefühle gehabt. Wenn er nicht so intelligent gewesen wäre, wie er war, und nicht so geschickt als Krieger, hätte sie ihn niemals respektieren können oder sich derart zu ihm hingezogen gefühlt. Er musste argwöhnisch sein, da sie ihn andernfalls nicht ernstgenommen hätte, wie sie so viele andere nicht ernstnahm.
Sie sagte die Wahrheit und wusste, dass sie ihn damit vorsätzlich in die Irre führte: »Dr. Whitney hat vor etwa zwei
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