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Spiel des Todes (German Edition)

Spiel des Todes (German Edition)

Titel: Spiel des Todes (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hannsdieter Loy
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schüttelte den Kopf. »Der Mann da. Der lauert mir überall auf.
Jetzt schon zum dritten Mal.«
    Hummer war unbemerkt und bester Laune zu der Gruppe getreten, sein
Assistent zwei Meter hinter ihm.
    »Ist der Herr hier eingeladen?«, fragte Luger und wies auf den
Rotschopf.
    Hummer antwortete mit einem Schulterzucken.
    Schutz suchend war Clara nahe an Adrian Luger herangerückt. Sie
musste sich zurückhalten, nicht den Arm um ihn zu legen.
    Mit einer energischen Geste griff sich Luger seinen roten Helm,
holte aus und schmetterte ihn auf den Kopf des Fotografen.
    Der schrie auf und ging zu Boden. Die rote Mütze kullerte beschwingt
über die Granitplatten der Terrasse.
    Hummer gab Pit einen Wink.
    Rico Stahl trat auf den am Boden Liegenden zu.
    »Halt!«, befahl Clara. Sie richtete einen Zeigefinger auf den
Rotschopf. »Was wollen Sie von mir?«
    Aus der Art, wie der Mann an ihr hinaufsah und sie anstarrte, musste
Clara glauben, sie sei nackt. Sie sah an sich herunter. Alles war in Ordnung.
    »Warum stellen Sie mir nach?«
    »Ich liebe dich, Clara!«
    Rico und Pit sahen sich an. Gemeinsam traten sie hin, rissen den
Mann hoch und schleiften ihn unsanft durch die Terrassentür.
    »Wenn ich dich noch einmal in meiner Nähe sehe, trete ich dir in die
Eier!«, schrie Clara befreit hinter ihm her.
    »Und? Was ist? Haben Sie schon Pläne für heute Abend?«, rief Rico
Stahl zurück. Er sah verdammt gut aus, fand Clara.
    Luger warf Clara einen verstörten Blick zu und legte einen Schalter
am Luftkissenfahrzeug um.
    Mit einem entnervten »Pffffffffffff« entwich die Luft.
    »Tatütütütataaa«, spielte die Combo.
    Wenn der Berg rief, stellte Dr. Adrian Luger gewöhnlich seine Ohren
auf Durchzug. Das lag nicht etwa daran, dass er Berge generell nicht mochte. Er
besaß selbst einige davon, mit reichen Wild- und Fischbeständen. Nein, es war
das Wandern selbst, was ihn vom Aufstieg abhielt. Er war einfach nicht bereit
für praktische Windjacken im signalroten Partnerlook, für
Multifunktionsunterwäsche, Globetrotter-Hosen mit Oberschenkelreißverschluss.
Und war ganz sicher noch nicht betriebsklar für Geh- und Wanderstöcke. An die
Heimtücke der Berge wollte er gar nicht erst denken, er konnte ein Lied davon
singen. An Steinschläge und Gerölllawinen, Blitzschlag und plötzliche
Wetterstürze, herunterfallende Wanderer und Kletterer. An schlaflose Nächte,
wenn sich seine roten Blutkörperchen in der Höhe in kleinen Explosionen
vermehrten.
    Seine Einstellung änderte sich schlagartig, als Clara Gray ihn
anrief und fragte, ob er nicht am nächsten Tag zu einer Tour in den Wilden
Kaiser mit anschließendem Frühstück auf der Gruttenhüttn mitkommen wolle.
    »Es gibt nichts, was ich lieber tun würde«, gab er zurück. »Und
schon gleich bei diesem Wetter.« – »Und schon gleich mit dir« unterdrückte er.
    In der Früh sattelte er den Maserati. Die Sonne tunkte die
Wolkenfetzen über dem Kaisergebirge in berauschendes Gold. Er wollte Clara
abholen, und sie würden gemeinsam über Ellmau zur Wochenbrunner Alm fahren und
dort den Anstieg beginnen, hatte Clara Gray gesagt. Auf der Fahrt über die
Autobahn nach Brannenburg stellte er einige Überlegungen an. Er wusste nicht,
wie alt Clara war, er schätzte sie auf fünfundzwanzig. Dass er selbst die
fünfzig überschritten hatte, wollte er nicht abstreiten. Und diese Frau rief
ihn, Luger, an! Er war reich und berühmt. Doch er fühlte sich geschmeichelt.
Erfolg, das gefährlichste aller Rauschgifte, begann wieder einmal seine Wirkung
zu entfalten.
    Es heißt, dass er, Dr. Adrian Luger, Nummer einundsiebzig im Ranking
der reichsten Deutschen, Erbe der Privatbank Luger in der Nürnberger City, ohne
Zweifel zur deutschen – wenn nicht gar europäischen – Geld- und Bildungselite
gehört. Als »Raubtier der internationalen Finanzwelt« hat der »Spiegel« ihn
kürzlich bezeichnet, als »rassig, arrogant, brillant und respektiert«. Luger
legt den linken Arm lässig auf die Lederpolsterung, lenkt einhändig und lächelt
stumm vor sich hin.
    Nur er selbst weiß, dass das weltumspannende Schneeballsystem, das
er in den vergangenen Jahren installiert hat, ein einziger Mega-Betrug ist. Mit
der einen Hand wirbt er um frisches Geld bei neuen Investoren, mit der anderen
gibt er es als vermeintlichen Gewinn wieder an die vorhandenen Anleger aus.
Alles, was es an gesellschaftlicher Prominenz in Deutschland gibt, hat seinen
letzten Fonds »Investment High Return«, den er von Genf aus

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