Spiel, Kuss & Sieg
blicke sie durch das falsche Ende eines Teleskops. Als sei das Unglück jemand anders zugestoßen.
„Weil er die Schuld an dem Unfall trägt.“
„Welcher Unfall?“
Geborgen in seinen Armen liegend, stellte Tamsin überrascht fest, dass es ihr keinerlei Schwierigkeiten bereitete, ihm alles zu erzählen. Ja, sie wollte, dass er es erfuhr.
„Weißt du, zu meinem sechsten Geburtstag hat Dad mir ein Pony gekauft.“
Alejandro lachte auf. „Was sonst?“
„Tja, ich hätte lieber eine Puppe bekommen, die man schminken und frisieren kann.“
„Warum hat er es dir dann geschenkt?“
„Er hatte keine Ahnung, dass ich fürchterliche Angst vor Pferden habe. Als dann jedoch das Pony im Garten stand, bin ich ihm nicht vor Dankbarkeit um den Hals gefallen, sondern habe mich standhaft geweigert, darauf zu reiten. Es kam zu einer schrecklichen Szene. In seinen Augen verhielt ich mich ungehorsam und aufsässig. Auf das Pony zu steigen, wurde zu einer Frage der Disziplin. Letztendlich hat er mich in den Sattel gehoben. Ich schrie, ich wolle sofort wieder runter, er schrie zurück. Wahrscheinlich haben wir dem armen Tier einen wahnsinnigen Schrecken eingejagt. Es ging durch. Einer meiner Füße hatte sich im Steigbügel verfangen, und ich wurde mitgeschleift.“
„Du kannst von Glück sagen, dass du dir nur den Arm gebrochen hast.“
„Oh, ich hatte noch mehr Verletzungen, aber den Ellenbogen hat es am schlimmsten erwischt. Ein Trümmerbruch im Gelenk. In den folgenden Jahren musste ich Dutzende Operationen über mich ergehen lassen. Deshalb gibt es so viele Narben.“
„Und was ist mit deinem Vater? Hat er sich bei dir entschuldigt?“
„Nein. Er hat nie wieder darüber gesprochen. Als ich aus dem Krankenhaus kam, war das Pony fort. Er hat so getan, als sei das Ganze nie passiert.“
„Gott …“
„Nein! Auf gewisse Weise war es so am besten. Meine Mutter und meine Schwester hätten mich am liebsten in Watte gepackt. Aber er hat einfach weitergemacht wie bisher. Kein Mitleid, keine Sonderbehandlung.“
Ihre Worte weckten die Erinnerung an das Billardspiel, zu dem er sie herausgefordert hatte. Sie hatte mit links gespielt. Jetzt kam es ihm vor, als sei es eine Ewigkeit her, dass er sie für verwöhnt und arrogant gehalten hatte.
„Er hat dich auch dazu gebracht, deine Narben zu verstecken.“
„Das stimmt.“ Unter der Decke spürte Alejandro, wie sie automatisch mit der linken Hand an ihren rechten Ellenbogen griff.
Eine Geste, die er schon oft bei ihr gesehen, aber nie verstanden hatte. „Aber er hat recht. Sie sind hässlich.“
Alejandro richtete sich auf und betrachtete ihr hübsches Gesicht. „Sie sind nicht hässlich. Sie beweisen, wie stark du bist.“
Sie hob die Hand und berührte seine Lippe an der Stelle, an der sie bei dem Rugbyspiel gegen die Barbarians aufgeplatzt war. „Du musst viele haben.“
Er nickte. „Hunderte.“
Einen Moment schauten sie einander nur an. Dann spürte Alejandro, wie sein Puls sich beschleunigte, sein Körper zu neuem Leben erwachte. Tamsin veränderte ihre Position, das Laken glitt zur Seite. Darunter kamen ihre perfekten Brüste zum Vorschein.
Sie kniete sich neben ihn, bedeutete ihm, er solle sich auf den Rücken legen und streichelte seine Beine entlang. „Lass mich sehen, wie viele ich finden kann.“
12. KAPITEL
Als Tamsin erwachte, war sie sich nicht sicher, ob es an der Morgenröte lag, dass alles so absurd schön aussah oder an der Freude, die sie über ihren neu erwachten Körper empfand.
Sie wandte den Kopf. Als sie Alejandros schlafendes Gesicht sah, wusste sie, Letzteres war der Grund. Eine Gefängniszelle würde ihr wie das Paradies vorkommen, wenn sie neben ihm aufwachte.
Wie lange sie überhaupt geschlafen hatten, vermochte sie nicht zu sagen. Alejandro regte sich und küsste sie zärtlich auf die Schulter. Mit einer Hand liebkoste er ihre Brust, dann wandte er den Kopf und drückte seine Lippen in die Beuge ihres Ellenbogens. Tamsin durchfuhr ein Gefühl, als würden tausend Schmetterlinge in ihrem Magen mit den Flügeln schlagen.
„Das Kleid.“ Seine Stimme klang noch ganz verschlafen. „Deshalb hast du das Kleid nicht angezogen, das ich dir geschenkt habe.“
Tamsin drehte sich auf die Seite, sodass sich ihr Gesicht auf Höhe seines Tattoos befand. Sie küsste es. „Guten Morgen, Sonnenschein“, flüsterte sie lächelnd. Dann hob sie den Kopf und schaute Alejandro an. „Ja, es tut mir leid.“
„Wo ist es
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