Spiel mit mir (German Edition)
Mac wäre wohl froh gewesen, wenn sie dessen Antrag angenommen hätte und als ehrbare Frau vom Hof gegangen wäre. Doch an Dylan war nichts. Er war nicht einmal sexuell anziehend.
Da war ihr ein Mann wie Mr. Rhett tausendmal lieber. Der sah wenigstens nach etwas aus. Und er konnte ihr helfen.
»Emma, du brauchst dich doch nicht vor mir zu fürchten«, sagte er sanft. »Ich meine es gut mit dir.« Seine Hand legte sich plötzlich auf ihre, drückte sie sacht. Und Emma zog sie nicht zurück. Er lächelte Emma auf eine Weise an, als läge ihm tatsächlich etwas an ihr. Sie ließ sich davon nicht täuschen, aber allein die Illusion baute sie auf. Zumal ihr Schicksal in Mr. Rhetts Händen lag und er es, wenn er es wollte, zum Guten wenden konnte.
»Ich … ich … müsste mich … eben frisch machen«, stammelte sie. Das Lächeln in Mr. Rhetts Gesicht wurde breiter. Es sah so unglaublich freundlich aus, wirkte sogar ein bisschen anziehend. Er nickte. »Die Damentoilette ist gleich links.«
Emma erhob sich. Waren ihre Knie vorhin noch weich gewesen, so fühlten sie sich nun wie Pudding an. Es war ein Wunder, dass sie die Tür ohne Stolpern oder gar Stürzen erreichte. Der Boden unter ihren Füßen schien aus Watte zu sein und immer genau dann nachzugeben, wenn sie glaubte, einen festen Stand zu haben. Als sie endlich die Klinke in der Hand hielt, hörte sie Mr. Rhetts dunkle, männliche Stimme hinter sich, die ganz zweifelsohne befehlsgewohnt war. »Und lass mich nicht zu lange warten, Emma.«
Emma sagte nichts, verließ den Raum und flüchtete auf die Toilette. Rasch drehte sie den Wasserhahn auf, hielt ihre Hände unter das kühle Nass und befeuchtete sich das Gesicht. Sie brauchte einen klaren Kopf.
»Sie müssen das nicht tun.«
Emma wandte sich um und bemerkte Mr. Rhetts Assistentin hinter sich, die ihr offenbar gefolgt war.
»Die Produzenten von ›Rich and Powerful‹ verlassen sich auf sein Urteil. Und bisher sind sie immer gut damit gefahren«, wiederholte Emma mechanisch genau das, was Mr. Rhett ihr vorhin erzählt hatte, nachdem sie als Nummer 15 vor ihn getreten war, um vorzusprechen.
»Mr. Rhett hat aber auch ein Auge für andere … Talente«, erwiderte die Assistentin. Ihr Blick glitt über Emmas üppige Oberweite, die in einem engen Shirt steckte, das ihre Formen noch betonte.
»Was meinen Sie damit?«
»Kindchen, ich arbeite schon seit Jahren mit Mr. Rhett zusammen, und Mädchen wie Sie laufen bei uns jeden Tag durchs Büro. Glauben Sie wirklich, Mr. Rhett könnte jeder von ihnen eine Rolle anbieten? Natürlich, das eine oder andere Mal hat es vielleicht geklappt. Doch letztendlich sind es doch nur Versprechungen geblieben.«
»Und was wird es in meinem Fall sein?«
Die Assistentin zuckte mit den Schultern. »Um das zu beantworten, müsste ich wohl in Mr. Rhetts Kopf stecken.«
Emma drehte den Hahn noch einmal auf und hielt ihre Handgelenke unter das kalte Wasser. Sie war überzeugend gewesen, sie hatte so gut gespielt wie noch nie. Sie war Gloria! Diese Rolle war wie für sie geschaffen. Es war keine Einbildung, und Emma neigte normalerweise nicht zur Selbstüberschätzung, doch dieses eine Mal war sie völlig von ihrer eigenen Leistung überzeugt. Sie hatte Gloria förmlich gespürt, als sie die kleine dramatische Liebesszene mit dem Schauspieler vorgeführt hatte, der für die Rolle von Glorias Liebhaber vorgesehen war. Auch zwischen ihnen hatte die Chemie gestimmt. Sie musste diese Rolle haben. Sie brauchte sie. Es wäre der Beweis, dass sie etwas erreichen, auf eigenen Füßen stehen konnte. Als sie Hamilton verlassen hatte, hatten die jungen Männer Wetten abgeschlossen, dass sie noch vor dem Ende des Sommers wieder zurück wäre – gescheitert an ihren großen Träumen. Der Sommer war lange herum, fast ein Jahr war vergangen, seitdem sie ihrer Familie den Rücken gekehrt hatte. Ein Jahr, in dem sie sich mit Kellnerjobs über Wasser gehalten hatte, ohne wirklich etwas erreicht zu haben oder vorangekommen zu sein. Jetzt wurde es langsam wieder heiß draußen.
»Ihre Entscheidung«, meinte die Assistentin und wandte sich ab. Emma sah wieder in den Spiegel. Ihr Blick hatte sich verändert. Sie wirkte nicht mehr ganz so hilflos und erschüttert, nun blickte ihr eine entschlossene junge Frau entgegen, die auch etwas vom großen Kuchen des Lebens abbekommen wollte und dafür kämpfen würde. Sie war Gloria! Das musste auch Mr. Rhett sehen, wenn er nicht blind war.
Ja, er war ein
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