Spiel nach meinen Regeln
er weiter, ohne meine Meinung einzuholen oder mich zu fragen, ob ich vielleicht Vegetarierin oder Allergikerin sei und ob ich die erwähnten Gerichte überhaupt mochte. Ich war froh, dass er mich aus der peinlichen Situation gerettet hatte, und ich mag energische Männer, aber irritierend war es trotzdem. Wäre er etwas weniger selbstsicher aufgetreten und nicht Michaels Vater gewesen, hätte ich bestimmt etwas gesagt.
«Nun, was fangen Sie mit Ihrer Zeit an? Sind Sie Sekretärin oder etwas in der Art?»
«Also, nein ... eigentlich nicht ... Ich ...»
«Wunderbar, das gefällt mir bei einer Frau. Zeigt, dass Sie Ihren eigenen Kopf haben. Ich begreife nicht, warum Frauen heutzutage ständig ihrer Karriere hinterherhecheln müssen.
Schließlich ist ja allgemein bekannt, dass sie jederzeit bereit sind, alles hinzuschmeißen und Kinder zu bekommen. Das macht das Ganze so lächerlich, verstehen Sie. Ganz gleich, was diese Leute über Chancengleichheit sagen, die Kinder werden immer die Frauen bekommen.»
«Ja, schon ...»
«So will es die Natur. Darum kommt man nicht herum. Nun, woher stammt Ihre Familie?»
«Aus London. Meine Mum ist aus Wisbech.»
«The Fens, ausgezeichnet. Michael ist ein Blauer, wissen Sie, das hat er Ihnen doch bestimmt erzählt?»
«Nein.»
«Muss immer sein Licht unter den Scheffel stellen, das sieht ihm ähnlich. Ein verdammt guter Sportsmann, ein wet bob.
War ich zu meiner Zeit auch. Das hat auch Pippa und mich zusammengeführt Pippa ist meine Frau, wissen Sie –, das und das Spanking.»
Er lachte, brach unvermittelt ab und redete mit leiser, ernster Stimme weiter.
«Ich nehme an, Sie sind ... hm, ja ... auch ein Fan? Ich meine, da Sie mit Michael befreundet sind?»
Ich hatte keine Ahnung, was ein ist oder was er mit Spanking meinte, nahm aber an, es habe wohl etwas mit Sport zu tun. Für alle Fälle nickte ich. Auf einmal lächelte er wieder, ja, er strahlte geradezu.
«Ausgezeichnet, ausgezeichnet! Das höre ich gern. Ich habe gewusst, dass Sie Bottom haben, ha, ha! Hören Sie, äh ... ich hoffe, Sie halten mich nicht für aufdringlich oder so, aber zufällig bringen wir die Harold Jones nach Norfolk hoch. Sie sollten mitkommen.»
«Harold Jones?»
«Die Yacht. Bloß eine kleine Gesellschaft, versteht sich. Pippa, das ist meine Frau, wie ich bereits sagte. Tilly, ihre Schwester, und Michael. Eigentlich ein Familientreffen, aber Sie sollten mitkommen. Sie sind herzlich eingeladen.»
«Nun ja ... ich meine, danke. Es wäre mir natürlich ein Vergnügen, aber sind Sie sicher, dass das in Ordnung ist, wo es sich doch um einen Familienausflug handelt?»
«Auf jeden Fall. Pippa wollte unbedingt dieses mordsgroße Cottage in Hickling Green mieten, da ist jede Menge Platz, und jemanden, der mit anpackt, kann ich immer brauchen.»
«Also ... vom Segeln verstehe ich eigentlich nicht viel.»
«Ach, das Nötige werden Sie schnell lernen, solange Sie gegen ein wenig Deckschrubben, Kombüsendienst und ein bisschen Spanking nichts einzuwenden haben.»
Er nahm einen Schluck aus seinem Glas, konzentrierte sich einen Moment lang auf den Wein und sah mich dann erwartungsvoll an. Ich war mir nicht sicher, wovon er eigentlich redete, doch die Aussicht, zusammen mit dem wundervollen Michael einen Segeltörn zu machen, wollte ich mir nicht ent-gehen lassen.
«Vielen Dank, ich komme mit. Das ist sehr freundlich von Ihnen.»
«Ausgezeichnet. Wir werden ganz bestimmt prächtig
miteinander auskommen.»
«Wie lange werden wir dort bleiben?»
«Ach, etwa einen Monat, würde ich sagen, um den Sommer zu genießen, bevor die Schulferien anfangen und alles von Touristen überlaufen ist. Wir versuchen, jedes Jahr eine kleine Gesellschaft zusammenzubekommen.»
«Wird Michael die ganze Zeit über da sein? Ich meine, seine Geschäfte ...»
«Geschäfte? Das ist wohl eher ein Hobby, schließlich braucht ein Mann eine Aufgabe im Leben. Für die Streitkräfte hatte er nicht viel übrig, und ich nehme an, die Kirche würde ihn nicht haben wollen. Nein, es wundert mich, dass er Sie nicht selbst eingeladen hat. Er ist sehr angetan von Ihnen.»
Nach und nach wurde mir klar, wie reich die Callingtons waren.
Obwohl die Weinprobe kostenlos war, hatte Michael einen großen Raum angemietet und öffnete von jedem Wein, den er vorstellte, mindestens zwei Flaschen. Es gab keinerlei Kaufdruck, seine Kunden waren entweder mit ihm befreundet oder in der City beschäftigt. Gastronomen oder Geschäftsleute
Weitere Kostenlose Bücher