Spiel ohne Regeln (German Edition)
um ihr einen saftigen Kuss zu geben. Eng umschlungen glitten sie davon.
Es war einfach zu viel des Guten. Aber zumindest würden die beiden ihn mit Sicherheit nicht zu ihrer Hochzeit einladen. Seans bevorstehende Trauung würde schon schlimm genug werden.
»Junge Liebe.« Tams Stimme klang hölzern. »Süß, nicht?«
»Ich gebe ihnen sechs Monate«, prognostizierte Nick düster.
»Tja, da liegst du falsch. Sie haben die Sechsmonatsgrenze bereits überschritten und sind gerade schon im achten Monat.«
Nick schüttelte den Kopf. »Ticktack, ticktack.«
»Komm schon«, raunte Tamara. »Das hier ist eine Party. Es sind deine Freunde. Lach, Nikolai! Lächle wenigstens! Selbst ich schaffe das auf meine spröde Weise. Gaukle es ihnen vor! Wirf ein paar Pillen ein, wenn es sein muss! Du bist wie ein Zigarettenloch, das in den Stoff des Universums gebrannt wurde.«
»Ich könnte einfach gehen.«
»Nein, tu das nicht! Vielleicht kann ich dich ja aufheitern.«
Jeder Muskel in seinem Körper erstarrte. »Wie das?«
Ihr Lächeln verblasste zu einer gleichgültigen Maske. »Willst du jung sterben, Nikolai? Oder möchtest du deine Tage irgendwann in einem Altersheim fristen?«
Leichte Erregung strich wie ein eisiger Wind durch sein Bewusstsein. Seine Nackenhärchen stellten sich auf, und ein kalter Schauer der Hoffnung und der Angst lief über seine Haut. »Was hast du für mich?«
Tam sah ihm in die Augen. »Ein Expressticket in die Hölle.« Sie wartete eine Sekunde. »Sieh nicht so begierig drein! Du machst mir ein schlechtes Gewissen.« Sie nickte zum seitlichen Bereich des Gartens, den zahlreiche dunkle, unbeleuchtete Ziergehölzskulpturen schmückten. »Lass uns draußen reden.«
Ihre Schritte knirschten auf dem weißen Kiesweg. Tamara führte ihn zu einem verlassenen Pavillon, und Nick wartete, dass sie das Wort ergriff. Wenn er sich zu sehr ins Zeug legte, würde Tam mit ihm spielen wie eine Katze mit einer Maus.
Siebewies den längeren Atem . »Also, was hast du?«, fuhr er sie schließlich an.
»Nicht viel. Gerüchte, Flüsterpost, Gefälligkeiten. Möglichkeiten. Kennst du Pavel Cherchenko?«
Er mahlte mit dem Kiefer. Oh ja! Er kannte Pavel. Pavel war mit hoher Wahrscheinlichkeit einer der Männer, die Sergeis Folter und Ermordung überwacht hatten.
»Ich bin ihm ein paarmal in Kiew begegnet, während ich dort verdeckt ermittelt habe«, bestätigte er. »Als Waffenhändler getarnt. Er ist einer von Zhoglos Schergen. Ein echtes Arschloch. Was ist mit ihm?«
»Ich kenne die Chefin der Agentur, die Pavel alle vierzehn Tage mit einem Blowjob versorgt, wenn er in den Staaten ist«, erklärte Tam. »Sie steht in meiner Schuld. Tief.«
»Weswegen?« Nick konnte sich die Frage nicht verkneifen.
Tam lächelte nichtssagend. »Sie verdankt mir ihr Leben. Unter anderem. Das letzte Mal, als Ludmilla mit Pavel zu tun hatte, war er völlig außer sich, weil sich einer seiner wichtigsten Männer erschossen hatte. Pavel hat ein Problem. Er quatscht zu viel, wenn er trinkt. Jedenfalls sieht es so aus, als ob etwas Großes im Gange wäre. Er ist auf der Suche nach einer Vertrauensperson, die perfekt Englisch spricht und sich um die Unterbringungs- und Sicherheitsdetails kümmert.«
Nicks Gedanken überschlugen sich. »Etwas Großes? Unterbringung? Wessen?«
»Woher zum Teufel soll ich das wissen, Nikolai? Es ist dein Job, das herauszufinden. Darum habe ich Ludmilla gebeten, dich vorzuschlagen, mein Freund, um sicherzustellen, dass du definitiv getötet wirst und diese verdammte Last ein für alle Mal von mir genommen ist.«
»Mich?« Er runzelte die Stirn. »Wie … ?«
»Eigentlich dein Alter Ego. Arkady Solokov.«
»Woher weißt du von Arkady Solokov?«, fragte er vollkommen fassungslos. Seine Undercover-Tarnung als Waffenhändler war ein streng gehütetes Geheimnis.
Tam verdrehte die Augen. »Was jetzt? Soll ich ihr Arkadys Nummer geben?«
»Scheiße, ja.« Nick war wie betäubt. »Wie kommt es, dass du Kontakte zu den Prostituierten hast, die von der Russenmafia frequentiert werden?«
»Das geht dich nichts an. Du solltest dein Glück nicht überstrapazieren. Da ich mich nun in deinen selbstmörderischen Schwachsinn hineinmanövriert habe, sollte ich vermutlich untertauchen, sobald deine Hecklichter über der nächsten Hügelkuppe verschwunden sind. Was für ein verdammtes Ärgernis!«
»Aber du lebst doch ohnehin schon im Verborgenen«, erinnerte er sie.
»Es ist alles eine Frage der Dimension«,
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