Spiel ohne Regeln (German Edition)
zu bald zurück! Und lass dich nicht von einem Bären fressen, wenn du es vermeiden kannst!
Die gute alte Marla. Becca dankte ihr im Stillen noch einmal für die warmherzige Unterstützung.
Sie musste ein lächerliches Bild abgegeben haben, als der Wassertaxifahrer sie auf seinem coolen Katamaran vom Festland rübergeschippert hatte. Wie sie in ihrem Businessanzug den Wellen getrotzt hatte. Juhu, und dazu eine Flasche Cabernet. Sie trank einen weiteren Schluck.
Ganz zu schweigen von ihren roten, verquollenen Augen, ihrer Blässe, den blauen Lippen. Sie sah aus wie eine lebende Leiche.
Sie verjagte diesen Gedanken mit einem größeren Schluck Wein. Marla hatte ihr versichert, dass sie jede Menge Freizeitbekleidung im Ferienhaus ihres Freundes Jerome aufbewahrte. Ihre Chefin hatte mehr oder weniger Beccas Größe. Ein bisschen weniger als mehr, um ehrlich zu sein. Also würde sie fasten, bis sie in Marlas Jeans hineinpasste. Eine Weindiät machen. Sie stolperte, ruderte mit den Armen und fand Halt an einem Baum.
Der Bohlenweg, der Frakes Island umrundete, gabelte sich plötzlich. Taumelnd blieb sie stehen. Hm. Dies war der Pfad, der zum Pool des Millionärs führte. Die andere Abzweigung würde sie zu seinem Bootsanleger bringen.
Sie riskierte es, nach links abzubiegen. Die Bäume standen so dicht, dass es ihr vorkam, als würde sie durch ein enges Tunnelgewölbe laufen. Fledermäuse und Motten schwirrten und flatterten wie wild umher. Das Licht ihrer Taschenlampe wirkte nun etwas kraftlos.
Genau wie sie selbst. Gott, was für eine hoffnungslose Memme sie doch war!
Nach ein paar Hundert Metern tauchte vor ihr das verglaste Poolhaus auf, welches von einem breiten Holzdeck umrahmt wurde.
Auf Zehenspitzen schlich sie die Treppe hinauf, dann richtete sie den Strahl der Taschenlampe auf die Tür. Geh schwimmen , hatte Marla sie gedrängt. Sie schließen das Poolhaus nie ab. Der Eigentümer ist ein netter, vertrottelter Softwaremogul. Es macht ihm nichts aus. Sie heizen den Pool das ganze Jahr über. Ich bin im November dort geschwommen. Du verdienst es, nach allem, was du durchgemacht hast .
Becca steckte den Schlüssel ins Schloss. Die Tür schwang mit einem leisen Seufzen auf und ließ den schwachen Geruch von Poolchemikalien entweichen. Becca tastete in der Dunkelheit nach einem Lichtschalter und knipste ihn an, dann blickte sie sich in stummer Ehrfurcht um.
Wow! Ein Lichterkranz beleuchtete das Wasser von unten und erzeugte auf den Mosaikfliesen des ovalen Beckens ein funkelndes Muster einander überlappender Schatten. Die Wände des Poolhauses bestanden vom Boden bis zur Decke aus Art-d é co-Glas.
Fasziniert trat Becca ein. Sie stellte die Flasche ab, kniete sich hin und hielt die Hand ins Wasser. Es war wohlig warm, und ein Bad darin wäre, wie im Herzen eines perfekt geschliffenen Saphirs zu schwimmen. Magisch.
Gleich einer Hollywooddiva ließ sie den Bademantel um ihre Füße fallen. Dann nahm sie ihre Brille ab und schüttelte die Haare aus, sodass sie ihr über die Schultern fielen und sie am Rücken kitzelten. Becca streckte sich genüsslich und gab sich einem kurzen Moment der Vorfreude hin, bevor sie hineintauchte.
Ah! Der plötzliche Kontakt ihrer Haut mit dem Wasser war köstlich. In träger Seitenlage glitt sie langsam durch den Pool. Das Wasser spritzte und wogte sinnlich, als sie ihre Bahnen zog.
So schön und wohltuend einsam. Die pure Glückseligkeit. Genau, was sie nun brauchte, nach den letzten Tagen, in denen sie diese ganzen Medienaasgeier hatte abwehren müssen. Ganz zu schweigen von dem extrem angespannten Gespräch mit dem Clubmanager heute, welches ihr auch nicht gerade geholfen hatte. Vielmehr hatte er ihr nahegelegt, »eine Weile freizunehmen, bis sich die Aufregung legte«.
Sie befürchtete, dass das übersetzt »Kündigung« hieß.
Dabei mochte sie ihren Job. Sie liebte ihn nicht, aber sie mochte ihn, und, was noch wichtiger war, sie brauchte ihn, nachdem ihre jüngere Schwester und ihr Bruder beide noch zur Schule gingen und auf ihre Unterstützung angewiesen waren. Abgesehen davon war sie die beste Eventmanagerin, die der Cardinal Creek Country Club je gehabt hatte. Sie war ein Organisationsfreak. Die emsige, beschäftigte Becca. Eine Milliarde Details zu einem großen Ganzen zu vereinen, befriedigte sie auf einer tiefen emotionalen Ebene. Vielleicht klang das abartig, doch so war es nun mal.
Aber die Verantwortlichen im Club hatten panische Angst vor mieser Publicity. Ob
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