Spiel ums Glueck
ich vor, mich mit der Ersteigerung dieses Werks gewissermaßen zu belohnen.“ „Sie möchten es für sich selbst erwerben?“, erkundigte er sich überrascht. Eine junge Dame wie sie - er schätzte sie auf kaum älter als zwanzig - durfte eigentlich keinen Gefallen an einem solchen Sujet finden.
„Ja, dieses Bild habe ich mir ausgesucht, und ich bin sicher, dass auch meine Schwestern es amüsant finden werden.“ Sie neigte sich vor, um den Firnis eingehender zu betrachten. „Ich habe den Verdacht, dass es nicht so alt ist, wie im Katalog behauptet wird. Ich halte es eher für eine Kopie, nicht einmal für eine italienische, doch es ist sehr gut ausgeführt. Die Figur der Wahrsagerin gefällt mir besonders gut.“ „Selbst der Titel des Bildes dürfte nicht zutreffen, fürchte ich“, erklärte Richard. „Wenn dieses alte Weib eine Wahrsagerin ist, dann werde ich ... werde ich ... “
Er verstummte, als er sich der Bedeutung seiner Worte bewusst wurde. Er hatte einen Fauxpas begangen, einen Fauxpas, den wahre Gentlemen in Gegenwart einer Dame sich nicht erlaubten.
„Wenn sie keine Wahrsagerin ist - was ist sie dann?“
Die Augen dieser jungen Dame leuchteten so blau wie die karibische See, und Richard drohte in ihnen zu ertrinken wie ein Schiffbrüchiger.
Sie straffte die Schultern. „Der lächelnde Soldat hat ihr gerade sein letztes Geld gegeben, und jetzt hält sie seine Hand, um darin zu lesen, während die Frau am Fenster ihnen zusieht. Die Wahrsagerin muss ihm eine rosige Zukunft verheißen haben, so vergnügt, wie er aussieht. Das Glück triumphiert gleichsam über das Pech. Aus diesem Grund, Sir, möchte ich das Bild erwerben.“
Sie wandte sich ab und betrachtete dann das nächste Werk. Richard folgte ihr, denn er war noch nicht bereit, sie gehen zu lassen.
„Sie scheinen aus Erfahrung zu sprechen“, bemerkte er, wobei er sich insgeheim mahnte, die junge Dame könne über die alte Kupplerin denken, was sie für richtig hielt. „Ich meine in Bezug auf das Glück und sein Gegenteil.“
„Es gibt keinen einzigen Menschen auf Erden, der mit derlei Dingen nicht seine Erfahrungen gemacht hätte“, versetzte sie und sah ihn unter ihren langen Wimpern hervor von der Seite an, ohne den Kopf zu ihm zu wenden. „Es sei denn, Sir, Sie gehören nicht zu jenen Menschen, die an das Schicksal glauben.“
„Wenn Sie damit meinen, dass man müßig in den Tag hineinleben sollte, bis die Dinge sich so verändern, wie man es möchte, dann glaube ich nicht daran“, erwiderte er schulterzuckend. „Aber ich bin überzeugt, dass man die Gelegenheiten, die das Schicksal einem bietet, beim Schopfe ergreifen und sie zu seinem Vorteil nutzen kann.“
Sie hob eine wohlgeformte Braue und lachte so mitreißend, dass er den glockenklaren Klang am liebsten ein zweites Mal vernommen hätte. „Kühne Worte, Sir, Sie machen Bonaparte alle Ehre.“
„Das ist kein leeres Gerede“, betonte er, „noch wollte ich damit andeuten, dass ich mit den Franzosen sympathisiere. Was ich gesagt habe, ist schlicht mein Lebensmotto, und bislang habe ich mich daran gehalten.“
„Ich habe nicht behauptet, dass Ihre Bemerkung wie leeres Gerede auf mich wirkt, sondern dass Ihre Worte kühn sind. Und dies ist etwas ganz anderes, Sir.“ Sie ging zum nächsten Bild, und Richard folgte ihr auf dem Fuß. Kluge Frauen wie sie hatte es auf Barbados nicht gegeben oder zumindest nicht in der Gesellschaft, zu der er Zugang gehabt hatte.
„Sie müssen ein passionierter Spieler sein.“
Da er ihren Gedanken nicht folgen konnte, runzelte er die Stirn und wartete auf nähere Ausführungen.
„Ich bin talentiert darin zu erkennen, wenn ein Gentleman sich gern an den Spieltisch setzt, wissen Sie“, erklärte sie mit unerklärlich triumphalem Unterton, als sei Spieler von Nichtspielern zu unterscheiden eine nachgefragte Fertigkeit, durch die sich eine junge Dame besonders auszeichnete. „Wenn Sie so kühn sind, wie Sie sagen, müssen Sie einfach zu jenen mutigen wie sportlichen Herren gehören, die sich dem Glücksspiel hingeben.“
Er schüttelte den Kopf und musste zu seinem Bedauern zur Kenntnis nehmen, dass das bezaubernde Lächeln aus ihrem Gesicht verschwand. „Ich würfele nicht, setze mich nicht an den Kartentisch und möchte mein Geld auch nicht an irgendeinen überschätzten Gaul verlieren. “
„Wirklich?“ Sie warf ihm einen enttäuschten Blick zu. „Sie flunkern nicht?“
„Ich habe mich dem Glücksspiel hingegeben, als
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