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Spiel ums Glueck

Titel: Spiel ums Glueck Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Miranda Jarrett
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feststellen, dass die Stadt nicht das Richtige für uns ist, können wir immer noch verkaufen, wie Mr Grosse es uns geraten hat.“
    „Aber es wird das Richtige für uns sein“, widersprach Cassia zuversichtlich. „Und wenn nicht, dann werden wir es uns so gestalten, dass es uns dort gefällt.“
    „Natürlich werden wir das, Cassia, genauso werden wir vorgehen. Ganz London wird den Penny-Schwestern zu Füßen liegen“, seufzte Amariah.
    Bethany sah zu Amariah auf. Ihre Augen funkelten triumphierend. „Ich bin davon überzeugt, dass Lady Elverston auch ohne mein Klavierspiel auskommen wird.“
    Cassia keuchte wenig damenhaft, denn sie konnte nicht glauben, dass ihre Schwestern am Ende zustimmen würden. „Dann ist es also abgemacht? Wir werden Vaters Vermächtnis annehmen und es uns zu eigen machen?“
    „Auf nach London!“, verkündete Amariah und lächelte. „Es scheint, dass Vater es so gewollt hat.“
    „Auf nach London!“ Die Schwestern hoben feierlich die Hände. „Auf nach London, auf nach ,Penny House'!“

2. Kapitel
    London, vier Monate später
    Richard Blackley neigte sich zu dem Ölgemälde vor, um den Firnis auf Risse hin zu untersuchen und das Alter des Werks genauer einschätzen zu können. Es interessierte ihn nicht, ob es zweihundert Jahre alt war oder erst zwei Wochen, zumal er sich mit den Epochen nicht auskannte, doch er musste wissen, wie viel Geld es ungefähr wert war. Er richtete sich wieder auf und warf einen Blick in seinen Katalog: „,Die Wahrsagerin“, 16. Jahrhundert.“
    Er musste lächeln. Wenn er sich nicht sehr täuschte, war die grinsende alte Frau eine Kupplerin, die dem armen angetrunkenen Mann im Vordergrund seine letzte Münze abnahm, während dieser begehrlich zu der Dirne am Fenster hinübersah. Die Dirne gefiel Richard am besten. Sie hatte mandelförmige Augen und schaute verträumt in seine Richtung, während sie mit einer schlanken Hand ihr cremefarbenes Dekollete berührte, das sich ob des engen Mieders reizend wölbte. Er wusste bereits einen vortrefflichen Platz für das Bild: an der Wand in seinem Ankleidezimmer von Greenwood Hall, neben dem Toilettentisch. Ihr Anblick würde ihn beim Rasieren amüsieren.
    Er setzte vor die Nummer des Gemäldes ein Sternchen, denn er war fest entschlossen, es zu ersteigern. Gemeinhin hegte er keine besondere Vorliebe für ein Kunstwerk, doch dieses hier wollte er unbedingt haben. Wozu war er ein reicher Mann, wenn er sich nicht ein Bild kaufen konnte, das ihm ein Lächeln auf die Lippen zauberte?
    „Entschuldigen Sie, Sir.“ Eine junge Frau hatte sich den Weg durch die Menge der Besucher gebahnt, die wie er die Auktionsstücke vor Beginn der Versteigerung in Augenschein nahmen, und stand nun eingepfercht zwischen ihm und der Darstellung der Wahrsagerin. „Ich wollte Sie nicht schubsen.“
    „Kein Problem“, sagte er und lüftete lächelnd den Hut. Es fiel ihm nicht schwer, freundlich zu sein: Vor ihm stand ein äußerst hübsches weibliches Geschöpf mit strahlend blauen Augen und rotgoldenem Haar, dessen Leuchtkraft durch die Trauerkleidung eher hervorgehoben als gedämpft wurde. Um wen mag sie trauern? ging es Richard unwillkürlich durch den Kopf. Um den Ehemann, die Eltern oder um einen anderen engen Angehörigen? „Obwohl ich mich nicht entsinnen kann, dass Sie mich geschubst hätten.“
    „Leider tat ich es, Sir. Und um nicht unhöflich zu erscheinen, musste ich Sie um Vergebung bitten.“
    Sie stellte dies mit einer Selbstverständlichkeit fest, dass er nicht wusste, was er darauf antworten sollte. Da sie indes eine solch reizende junge Dame war, wollte er die Unterhaltung nicht so rasch beenden. Sie gebärdete sich anders, als eine Frau von zweifelhaftem Ruf es getan hätte, um seine Aufmerksamkeit zu erregen, und wenn Richard ehrlich mit sich war, schien sie überhaupt kein Interesse an ihm zu haben. Vielmehr hatte sie sich mit der größten Aufmerksamkeit dem besagten Bild zugewandt und zu seinem Verdruss ebenfalls ein Sternchen vor die Nummer dieses Werks in ihrem Katalog vermerkt.
    „Sie werden auf das Gemälde bieten, Miss?“, fragte er. „Gefällt es Ihnen so gut?“
    „Aus dem Grund begibt man sich doch auf eine Auktion, oder nicht? Um auf den Gegenstand zu bieten, der einem gefällt.“ Mit ihrem Bleistift zog sie einen Kreis um das Stern-chen, um ihre Entschlossenheit ausdrücklich zu betonen. „Letzte Woche habe ich drei langweilige Darstellungen von Bauern mit Kühen verkauft, aber heute habe

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