Spielen Für Halten (German Edition)
vernachlässigt hatte. Verdammt. In jedem Fall, es machte keinen Sinn, ein Risiko einzugehen.
“Er sorgt sich um dich, Schatz,” sagte Jon knapp und deutete ihr an, zu ihm zu kommen. Er führte sie in das Badezimmer und drehte das Wasser auf, während er sagte, “Nimm doch eine nette, heiße Dusche! Hilft mit den Wehwehchen und Schmerzen.”
Das Wasser laut fließend, machte er die Tür zu und beugte seinen Kopf nahe zu ihrem. “Ich weiß nicht wer das war, aber ich kann verdammt sicher eine Warnung erkennen, wenn ich eine höre.”
“Worüber?”
“Das wissen wir nicht und wir werden nicht zuwarten um das herauszufinden. Also folge mir und bleib ruhig. Wer auch immer zuhört, sollte glauben, du bist in der Dusche.”
Dann öffnete er die Badezimmertür so leise wie möglich, schritt hinüber auf die andere Seite des Raumes und packte den Seesack, den die Zinnsoldaten mit dem Kaffee und unberührten Sandwiches herauf gebracht hatten. Er brauchte nicht nach seinen Waffen suchen; er konnte am Gewicht des Sackes einschätzen, dass sie weg waren. Er zog die Jeans, das dunkelblaue T-shirt und die Tennisschuhe, die er am Flughafen gekauft hatte, heraus und drückte ihr die Sachen in die Hände. “Zieh dich an,” flüsterte er. “Wir gehen.” “Es ist mitten in der Nacht.” Ihre Stimme war kaum mehr als ein Atemzug.
“Die beste Zeit zu verschwinden,” entgegnete ihr Raven ernsthaft, während er durch den Raum stöberte, einzusammeln was er zuvor als mögliche Waffen identifiziert hatte. Sie haben seine Waffen weggenommen, aber nicht seine Kreativität. Einfache Dinge, sogar eine Telefonschnur, konnten zu lethalen Waffen werden. “Hopp-Hopp, Schätzchen. Zeit läuft davon.”
“Es ware nett gewesen, hättest du daran gedacht, mir Unterwäsche zu kaufen,” murmelte Danica, als sie wie Diebe in der Nacht über den manikürten Rasen rannten. Jon, der seine Geschwindigkeit ihrem Handicap der kürzeren Beine anpassen mußte, hielt sie fest bei der Hand, was sie ein halb Dutzend Mal am Hinfallen hinderte. Sie hatte niemals solch absolute Dunkelheit gesehen. Nicht ein Stern, kein Mondschein. Der enorme Palast hinter ihnen war dunkel. Sie konnte sich nicht vorstellen, wie er unter diesen Umständen sehen konnte.
“Kein Lingerie Shop am Flughafen,” sagte er sehr ruhig. “Halte dich rechts, dann geradeaus für etwa 70 Meter”
Herz in ihrem Hals, was ihr wie Stunden vorkam, blickte Danica hinter ihnen. Jeden Schritt des Weges hatte sie erwartet, Hundegebell oder Schüsse zu hören. Aber außer dem Cick-cick-cick eines entfernten Sprinklers und dem weichen Pst-Wedel von hunderten von Palmen und Büschen am Boden, war alles still. So still, dass sie das Pochen ihres eigenen Herzens hören konnte.
Die milde Nachtluft duftete nach dem dicken, süßen Aroma von Jasmin, Zitrusblüten und dem grünen Geruch von Regenwald außerhalb der Stadt. Jons Hand in ihrer war warm und stark und trotz der Angst, die durch ihren ganzen Körper schwang, fühlte sie sich sicher mit ihm. Das war immer so. Er brachte sie zur Weißglut, war frustrierend, hatte die angeborene Fähigkeit sie zu irritieren, wie kein anderes menschliches Wesen auf dem Antlitz dieses Planeten.
Aber sie vertraute Jon mehr als sonst irgendjemand, den sie je kannte. Mit ihrem Leben wenigstens. Ihm ihr Herz anzuvertrauen war etwas heikler.
Die Palastanlagen mochten für Einbrechen gerüstet gewesen sein, aber offensichtlich war niemandem in den Sinn gekommen, dass jemand ausbrechen wollte. Oder das war Jons Sicht der Dinge, als sie aus dem Raum schlichen. Sie hatten sich durch die leeren, schwach beleuchteten Korridore bewegt, die weite Marmorstiege hinunter, durch die Küchen und aus dem Gebäude hinaus. Unbemerkt—oder so hoffte sie.
Sie wollte ihm glauben. Aber sie wartete noch immer darauf, die Fangzähne eines Hundes in ihrem Bein eingebettet zu fühlen. Oder das Aufschlagen einer Kugel hinter ihrem Kopf, als sie rannten.
Indem sie sich dicht am Gewirr des Blattwerkes vorantasteten, das an die Gärten angrenzte, würden sie, den Angaben ihres Komplizen zufolge, auf ein Seitentor und Freiheit stoßen.
Sie hätte es vorgezogen, zu glauben, dass er überreagierte. Sie hätte annehmen wollen, dass “Onkel Sam” von Gefahr sprach, die nicht da war. Aber entweder ihre eigene Intuition setzte vollends ein, oder Jons Paranoia war ansteckend. Ein gehobener Sinn der Dringlichkeit hatte ihr persönliches Anstandsgefühl gänzlich übertrumpft. Unter
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