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Spiels noch einmal

Spiels noch einmal

Titel: Spiels noch einmal Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Esi Edugyan
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mein Magen zu rebellieren an. Ich hatte damit gerechnet – man braucht Innereien aus Stahl, um das ganze Zeug, das wir in der Nacht getrunken hatten, verdauen zu können. Die hab ich nicht, aber es wäre ganz verkehrt, daraus Schlüsse auf andere Teile meiner Anatomie zu ziehen. Ansonsten bin ich nämlich stark wie ein Bulle. Ich schleppte mich zu einer Linde, beugte mich vor und fing an zu würgen.
    »Du wirst wahrscheinlich noch eine Weile brauchen«, sagte Hiero und grinste boshaft. »Ich komm gleich wieder.« Er torkelte vom Gehsteig auf die Straße und hinüber zum Bug auf der anderen Seite.
    »Lass dir nicht wieder falsches Kleingeld andrehen!«, schrie ich ihm nach. »So kurzsichtig, wie du bist, kann dich jeder nach Strich und Faden bescheißen.« Eine weiße Sonne, zart wie eine frühe Frucht, spielte über die Fenster der dunklen Gebäude. Aber die Luft fühlte sich immer noch muffig an, und sie war voller Dreck, der in der Nase brannte. Ich stampfte auf, dann beugte ich mich wieder nach vorn und würgte. Der verdammte Rote.
    Auf der anderen Straßenseite wurde es laut. Ich schaute auf und sah Hieronymus an der Tür des Bug rütteln, als wollte er sie aus den Angeln reißen. Als glaubte er, er wäre stark genug, jedes verdammte Schloss in der Stadt aufzusprengen. Aber die Tür ging nicht auf, und da drückte er sein dummes Gesicht gegen die Scheibe wie ein Kind. Na ja, er war auch wirklich ein Kind. Jung und dumm trotz allem, was er mit einer Trompete anstellen konnte. In einem einzigen brutalen Ton hörte man ein ganzes Leben.
    Er kam wieder zurückgerannt. »Zu«, sagte er keuchend. »Meinst du, alle anderen haben auch zu? Wie spät ist es?«
    »Ungefähr halb neun.«
    »Schau auf die Uhr.«
    »Halb neun.«
    »Das kapier ich nicht.« Finster sah er umher. Ein weißes Auto glitt durch die schattige Straße wie ein Eisblock, der auf einem Fluss treibt. Der blasse Chauffeur drehte den Kopf in unsere Richtung, während wir den Wagen beobachteten. Mich fröstelte, ich fühlte mich plötzlich wie auf dem Präsentierteller. Der Typ war angezogen wie für eine Beerdigung, ein schwarz-weißer Pinguin.
    »Es ist Sonntag, Blödmann.« Ich boxte Hiero auf den Arm. »Heute ist nirgends offen. Du musst ins Café Coup , wenn du Milch haben willst.« An den Sonntagen gehörten die Straßen den Deutschen.
    Hiero griff sich an den Magen und verzog geschmerzt das Gesicht. »Au, Mann, das Coup ist so weit .«
    »Stimmt«, sagte ich. »Gehen wir wieder heim.«
    Er fing zu stöhnen an.
    »Das hör ich mir nicht noch mal an«, sagte ich. »Das ist mein Ernst. Hey, Hiero, wo willst du denn hin?«
    Ich hatte einen Kloß im Hals, als ich den Jungen davonstiefeln sah. Eine Weile stand ich einfach da, dann fluchte ich und ging hinterher.
    »Die werden uns alle beide schnappen«, zischte ich. Ich rutschte auf den feuchten schwarzen Pflastersteinen aus und merkte, wie mein Gesicht rot anlief. »Hiero?«
    Er zuckte die Achseln. »Gehen wir eben zum Coup .«
    »Das Coup ist am anderen Ende der Welt, Mann. Da willst du wirklich hin?«
    Er verzog sein Gesicht zu einem schiefen Grinsen, und da musste ich plötzlich an die Platte denken, die ich genommen und in meinem Basskasten versteckt hatte. Bei dem Gedanken überkam mich so ein komisches Gefühl, beinahe wie Schuld. Ich warf ihm einen Blick zu.
    »Eines würd ich doch gern wissen«, sagte ich. »Meinst du das im Ernst, dass wir die Aufnahme sausen lassen sollen?«
    Er antwortete nicht. Aber zumindest sah er jetzt so aus, als hätte er es zur Kenntnis genommen und dächte darüber nach: Seine Augen wirkten trocken und hart, zwei schwarze Steine. 
    Wir hatten Glück, und das Café Coup de Foudre hatte gerade geöffnet. Der Junge stürmte hinein, die Hand auf den Bauch gedrückt, als wollte er direkt im Café auf den Boden kotzen. Ich blieb an der Schwelle stehen und schaute mich um. Ich hatte so ein ungutes Gefühl; mir war nicht mehr direkt schlecht, aber so ähnlich. Die niedrigen Holztischchen innen drin waren fast alle unbesetzt. Aber die paar Leute, die da waren, machten mit ihren Zigaretten so einen Nebel, dass man sich vorkam, als ginge man durch Spinnweben. Es stank nach billigem Tabak und Alkoholausdünstungen. Im Hintergrund murmelte ein Radio. An der Bar roch es herrlich nach Milch, Café au Lait und heißer Schokolade. Hiero stieg auf einen Hocker, von dem die rote Farbe abblätterte, und stützte die Ellbogen auf die Theke.
    »A glass of milk«, sagte ich zum Barkeeper

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