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Spin

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Titel: Spin Kostenlos Bücher Online Lesen
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darüber, die Krankheit zu heilen, sondern darüber, sie zu managen. Selbst unbehandelt ist MS kein Todesurteil. Viele Leute erleben zwischen den Anfällen eine vollständige Remission und können ein relativ normales Leben führen.« Wenn auch, hütete ich mich hinzuzufügen, diese Fälle selten einen so aggressiven Verlauf aufwiesen, wie es bei Jason der Fall war. »Die übliche Rückfallbehandlung arbeitet mit einem Cocktail aus entzündungshemmenden Mitteln: selektive Proteininhibitoren und zielgerichtete CNS-Stimulanzien. Das kann sehr wirkungsvoll sein, um die Symptome zu unterdrücken und das Fortschreiten der Krankheit zu verlangsamen.«
    »Gut«, sagte Jason. »Großartig. Schreib mir ein Rezept auf.«
    »So einfach ist das nicht. Du könntest es mit Nebenwirkungen zu tun bekommen.«
    »Welchen?«
    »Vielleicht gar keinen. Vielleicht psychologischen Problemen – leichte Depressionen oder auch manische Phasen. Allgemeine körperliche Schwäche.«
    »Ich wirke aber normal?«
    »Aller Wahrscheinlichkeit nach.« Fürs Erste und vermutlich für weitere zehn oder fünfzehn Jahre, vielleicht sogar mehr. »Aber es ist eine Steuerungsmaßnahme, keine Heilung – ein Abbremsen, kein Anhalten. Die Krankheit wird zurückkehren, wenn du lange genug lebst.«
    »Ein Jahrzehnt könntest du mir aber mit Sicherheit geben?«
    »Soweit man sich in meinem Beruf überhaupt sicher sein kann.«
    »Ein Jahrzehnt«, sagte er nachdenklich. »Oder eine Milliarde Jahre. Je nach Blickwinkel. Vielleicht reicht das. Es müsste reichen, glaubst du nicht?«
    Ich fragte nicht: wofür reichen? »Aber inzwischen…«
    »Kein ›Inzwischen‹, Tyler. Ich kann es mir nicht erlauben, mich von meiner Arbeit zu entfernen, und ich möchte nicht, dass irgendjemand davon weiß.«
    »Es ist nichts, wofür man sich schämen müsste.«
    »Ich schäme mich nicht dafür.« Er deutete auf den Papierkittel. »Es ist scheißdemütigend, aber nicht beschämend. Es geht nicht um psychologische Probleme, es geht darum, was ich hier bei Perihelion mache. Was ich machen darf. E. D. hasst Krankheit, Tyler, er hasst jede Form von Schwäche. Er hat Carol von dem Tag an gehasst, als ihre Trinkerei zum Problem wurde.«
    »Du glaubst also nicht, dass er Verständnis hätte?«
    »Ich liebe meinen Vater, aber ich bin nicht blind für seine Fehler. Nein, er hätte kein Verständnis. Der ganze Einfluss, den ich bei Perihelion habe, hängt an ihm. Und das ist momentan ein bisschen heikel. Wir hatten in letzter Zeit einige Meinungsverschiedenheiten. Falls ich zur Belastung für ihn würde, würde er mich binnen einer Woche in irgendeine teure Klinik in der Schweiz oder auf Bali abschieben und sich sagen, dass es nur zu meinem Besten geschehe. Schlimmer noch, er würde es sogar glauben.«
    »Was und wie viel du an die Öffentlichkeit dringen lässt, ist deine Sache. Aber du musst dich von einem Neurologen behandeln lassen, nicht von einem praktischen Arzt.«
    »Nein.«
    »Ich kann dich nicht guten Gewissens weiter behandeln, Jason, wenn du dich nicht zusätzlich einem Spezialisten anvertraust. Es war schon prekär genug, dich auf Tremex zu setzen, ohne vorher einen Hirnfachmann zu konsultieren.«
    »Du hast die magnetische Resonanzspektroskopie und die Bluttests. Was brauchst du noch?«
    »Am besten ein perfekt ausgestattetes Krankenhauslabor und einen Abschluss in Neurologie.«
    »Blödsinn. Du hast selber gesagt, dass MS heutzutage keine so große Sache mehr ist.«
    »Es sei denn, sie spricht nicht auf die Behandlung an.«
    »Ich kann nicht…« Er wollte weiter diskutieren, aber er war offensichtlich völlig erschöpft. Ermüdung konnte auch eines der Symptome seines Rückfalls sein; er hatte sich wenig Erholung gegönnt in den Wochen vor E. D.s Besuch. »Ich schlage dir folgende Abmachung vor: Ich lasse mich von einem Spezialisten begutachten, wenn du es diskret arrangieren kannst und wenn es nicht in meiner Perihelion-Akte auftaucht. Aber ich muss funktionstüchtig sein. Und zwar morgen. Funktionstüchtig heißt, ich kann ohne Hilfe laufen und pinkel mich nicht voll. Der Medikamentencocktail, von dem du gesprochen hast, wirkt der schnell?«
    »Normalerweise ja, aber ohne neurologische Diagnostik…«
    »Tyler, hör zu, ich weiß wirklich zu schätzen, was du für mich getan hast, aber ich kann mir, wenn es nötig ist, auch einen kooperationswilligeren Arzt kaufen. Behandle mich jetzt, dann geh ich zu einem Spezialisten, dann tue ich alles, was du für richtig hältst.

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