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Spin

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Titel: Spin Kostenlos Bücher Online Lesen
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Jahre alt, verschwanden in der Vergangenheit mit fast spinartiger Beschleunigung. Jason sah, dass ich das Bild in der Hand hielt, und war für einige segensreiche Augenblicke still. Dann sagte er: »Also wirklich, Tyler, diese Fixierung ist deiner nicht würdig.«
    »Von einer Fixierung kann man schwerlich sprechen, Jase.«
    »Warum? Weil du über sie weg bist oder weil du Angst vor ihr hast? Aber ich könnte ihr die gleiche Frage stellen – falls sie sich mal melden würde. Simon führt sie an der kurzen Leine.
    Ich vermute, sie vermisst die alten NK-Zeiten, als die Bewegung noch voller nackter Unitarier und evangelikaler Hippies war. Der Preis der Frömmigkeit ist inzwischen ganz schön happig… Aber sie spricht hin und wieder mit Carol.«
    »Ist sie wenigstens glücklich?«
    »Diane lebt unter Fanatikern. Sie ist vielleicht selber eine. Glück ist bei denen nicht vorgesehen.«
    »Glaubst du, dass sie in Gefahr ist?«
    Er zuckte mit den Achseln. »Ich glaube, sie führt das Leben, das sie für sich gewählt hat. Sie hätte andere Entscheidungen treffen können. Sie hätte zum Beispiel dich heiraten können, Tyler, wenn sie nicht diese lächerliche Vorstellung im Kopf gehabt hätte.«
    »Vorstellung?«
    »Dass E. D. dein Vater ist. Und sie deine leibliche Schwester.«
    Ich trat allzu hastig vom Bücherregal weg, warf dabei die Bilder zu Boden. »Das ist doch lächerlich.«
    »Vollkommen lächerlich. Aber ich glaube, endgültig verabschiedet hat sie sich davon erst, als sie auf dem College war.«
    »Aber wie um Himmels willen kam sie denn darauf?«
    »Es war ein reines Fantasiegebilde, keine Theorie. Denk mal nach. Es gab nie sehr viel Zuneigung zwischen Diane und E. D. Sie fühlte sich unbeachtet. Und in gewissem Sinne hatte sie Recht. E. D. hat nie eine Tochter haben wollen, er wollte einen Erben, einen männlichen Erben. Er hatte hohe Erwartungen und zufällig habe ich ihnen entsprochen. Diane war für ihn nur eine unnütze Ablenkung. Er erwartete, dass Carol sie aufzieht, und Carol… Carol war dieser Aufgabe nicht gewachsen.«
    »Und deshalb hat sie diese… Geschichte erfunden?«
    »Sie hat es als eine Schlussfolgerung angesehen. Es lieferte eine Erklärung dafür, dass E. D. deine Mutter und dich auf dem Grundstück hat wohnen lassen. Und es erklärte, warum Carol immerzu unglücklich war. Und vor allem fühlte sie sich selbst besser dabei. Deine Mutter war netter und herzlicher zu ihr, als Carol es je war. Ihr gefiel die Vorstellung, mit der Familie Dupree blutsverwandt zu sein.«
    Ich sah Jason an. Sein Gesicht war bleich, die Pupillen geweitet, der Blick distanziert und aufs Fenster gerichtet. Ich rief mir in Erinnerung, dass er mein Patient war, dass er eine psychologische Reaktion auf ein starkes Medikament zeigte, dass dies derselbe Mann war, der noch wenige Stunden zuvor angesichts seiner Inkontinenz in Tränen ausgebrochen war. »Ich sollte jetzt wirklich gehen, Jason.«
    »Warum? Ist das alles so schockierend? Hast du gedacht, das Aufwachsen würde schmerzfrei verlaufen?« Dann plötzlich, noch bevor ich antworten konnte, wandte er den Kopf und blickte mir zum ersten Mal an diesem Abend in die Augen. »O je, mir kommt langsam der Verdacht, dass ich mich schlecht benommen habe.«
    »Die Medikation…«
    »Ganz ungeheuerlich schlecht. Tyler, es tut mir Leid.«
    »Du fühlst dich besser, wenn du eine Nacht geschlafen hast. Aber du solltest die nächsten paar Tage nicht zur Arbeit gehen.«
    »Werde ich nicht. Kommst du morgen vorbei?«
    »Ja.«
    »Danke.«
    Ich ging, ohne noch etwas zu sagen.

 
HIMMLISCHER GARTENBAU
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    Es war der Winter der Startrampen.
    Neue Abschussrampen waren nicht nur in Canaveral, sondern auch in der Wüste im Südwesten, in Südfrankreich und Äquatorialafrika, in Jiuquan und Xichang in China und in Baikonur und Svobodny in Russland errichtet worden; Rampen für die Saatgutfrachten zum Mars und besonders große Rampen für die sogenannten Riesengestelle, gewaltige Trägerraketen, die menschliche Freiwillige zu einem halbwegs bewohnbaren Mars transportieren sollten, falls das grobe Terraformen von Erfolg gekrönt war. Die Rampen wuchsen in diesem Winter wie Eisen- und Stahlwälder, reich und üppig, verwurzelt in Beton, bewässert mit reichlichen Mitteln aus dem Bundesetat.
    Die ersten Saatgutraketen waren in gewisser Weise weniger spektakulär als die für sie gebauten Abschussvorrichtungen. Es waren Trägerraketen vom Fließband, massengefertigt nach alten

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