Spinnefeind
Katinka Palfy angesetzt?
Das klingt gut. Privatdetektiv folgt Privatdetektivin.
Sie haben einen Detektiv auf die Niedorfs angesetzt.
Quatsch.
Charly Niedorf hat den Mann gesehen, er kann ihn beschreiben. Früher oder später wird er gefunden.
Wenn Sie meinen …
Wie kann es so weit kommen, dass Schüler aus Angst, verfolgt und ausgeforscht zu werden, abtauchen?
Meinen Sie Hannes? Das liegt an seinem Vater. Dieser Niedorf ist ein Problem für die Gesellschaft. Die Jungs haben sich da richtig reingesteigert! Dass alle ständig beobachtet werden und dieser ganze Quatsch. Deutschland ist ein Rechtsstaat.
Apropos Rechtsstaat. In dem Prozess vor 16 Jahren in Kulmbach, gegen Eugen Kaminsky, hätten Sie sich damals nicht für befangen erklären müssen?
Lesen Sie die Akten. Aus diesen geht hervor, warum die Forderung, ich solle mich für befangen erklären, völlig absurd ist.
Interview mit Valentin Kazulé, 4. August 2006; Bamberg, Schleuse 100. Beginn 17:00, Ende 17:20.
Britta Beerenstrauch: Valente, du hattest nun einige Tage Abstand, seit Anja ermordet wurde. Wie gehst du mit allem um?
Mit allem? Alles ist mir ein bisschen zu viel, ich schaffe es gerade, so halbwegs durch den Tag zu kommen.
Wie sieht deine Freundschaft mit Hannes aus?
Wir waren immer zu dritt. Schon seit Jahren. Jetzt fehlt Anja, das ist ein komisches Gefühl.
Wie beurteilst du im Nachhinein Falks Idee, euch die Skandalgeschichte entschlüsseln zu lassen?
Die Polizei hat ständig auf Falk rumgehackt. Warum er das gemacht hat, uns Schüler zu benutzen, um einen Plan umzusetzen. Ich finde nicht, dass er uns benutzt hat. Falk hatte doch keine Chance. Leute wie Falk, die sensibel und zurückhaltend sind, werden untergebuttert. Außerdem hat Falk doch niemanden umgebracht.
Und du, Hannes und Anja? Habt ihr alles richtig gemacht?
Sie wollen doch auch nur darauf hinaus, dass wir uns zu sehr in die Sache reingesteigert haben. Warum nur will keiner sehen, was der Gesellschaft bevorsteht? Dass wir total ausspioniert werden? Dann heißt es immer, wer nichts zu verbergen hat, der braucht sich nichts draus machen, wenn seine Mails gelesen werden. Das ist Bockmist. Ich habe doch ein Recht darauf, in Ruhe gelassen zu werden! Jeder hat das.
Du sprichst wie Hannes’ Vater.
Weil der recht hat. Der weiß wirklich, was Sache ist.
Danke Valente, dass du dir die Zeit genommen hast.
Interview mit Prof. Dr. Hauke von Recken, 6. August 2006; Universität Bamberg, Hochzeitshaus. Beginn 12:10, Ende 12:12.
Britta Beerenstrauch: Herr Professor, seit wann sind Sie Mitglied der Cavalieri?
Sorry?
Sie gehören einem katholischen Männerbund an, der sich Cavalieri nennt.
Klingt exotisch, aber ich weiß nichts davon. (Lacht.) Kaffee? Meine Sekretärin macht Ihnen welchen.
Ist es ehrenvoll, Cavaliere zu sein?
Ach, lassen Sie das doch! Diese Masche der Enthüllungsjournalistin … das passt doch gar nicht zu Ihnen. Sie sind doch eine solide Lokalredakteurin!
Interview mit Ljubov Müller, 8. August 2006; Bamberg, Willy-Lessing-Straße. Beginn: 8:30, Ende 9:40.
Britta Beerenstrauch: Frau Müller, wie beurteilen Sie den Fall juristisch?
Welchen Fall? Es gibt mindestens zwei Fälle, wenn wir über Motive und Verstrickungen nachdenken: Da ist Rita Bregovi ć , die ihre Rache an Kaminsky plante, und da ist Hans-Peter Kazulé, der sein Renommee verteidigte.
Was er abstreitet.
Und dies wiederum wundert mich nicht. Ich kenne Kazulé lange genug, um zu wissen, wes Geistes Kind er ist.
Nämlich?
Er arbeitet nur für seinen eigenen Vorteil. Er will Geld, Macht, Ehre.
Dafür einen Mord zu begehen, ist weit hergeholt, oder?
Aber nein, Golubuschka. Das wissen Sie doch! Sie arbeiten bei einer Tageszeitung. Kennen Sie nicht die Hackordnungen? Die Interessenkonflikte und emsigen Zungen, die den Oberen die Stiefel lecken?
Sie sind überzeugt, dass der Mord an Jens Falk von Hans-Peter Kazulé ausging?
Bestellt wurde. Es gibt immer Wege, und Kazulé kennt manche.
Welche Wege wären das?
Dazu möchte ich mich nicht äußern.
Sprechen wir beide von Sergej Alexandrow?
Kenne ich nicht.
Er ist der Besitzer des illegalen Boxklubs …
Dazu habe ich nichts zu sagen.
… und ein Landsmann von Ihnen.
Für die Eskapaden meiner Kompatrioten bin ich nicht verantwortlich.
Warum haben Sie Katinka Palfy in den Boxklub gelockt?
Suggestivfragen mag ich nicht. Ist Frau Palfy nicht erwachsen? Kann sie nicht gehen, wohin sie will?
Aber Sie sind
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