Spinnenkuss: Elemental Assassin 1 (German Edition)
Barbecue-Mann war nett zu mir gewesen, als niemand anderes es war. Er hatte es nicht verdient, in der Gasse hinter seinem eigenen Restaurant ausgeraubt und getötet zu werden. Außerdem musste ich mir einen neuen Platz suchen, wenn er starb. Und das wollte ich nicht.
Also sammelte ich mich, ließ die Steinmagie durch meine Adern fließen und starrte auf die hintere Wand des Pork Pit. Ich konzentrierte mich mit aller Kraft auf die rostfarbenen Ziegel. Ein Ziegel, der bereits locker war, begann zu zittern. Er bewegte sich und löste sich langsam aus der Wand. Die Männer kämpften weiter. Ich saß da, klammerte mich an meine Magie und wartete auf meine Chance.
Barbecue-Mann stach nach den Augen des anderen, und der Fremde zog sich zurück, sodass plötzlich ein Abstand zwischen ihnen entstand. Das war die Einladung, die ich brauchte. Der schwere Stein sauste aus der Wand und traf den Angreifer an der Schläfe, sein Hals wurde zur Seite gerissen. Ich konnte das Knacken quer durch die Gasse hören. Ein Geräusch, das ich kannte. Das dafür sorgte, dass ich mich übergeben wollte. Ich hatte ihm das Genick gebrochen. Ich hatte meine Magie wieder einmal eingesetzt, um zu töten. Was war ich nur für ein Monster?
Barbecue-Mann holte tief und keuchend Luft. Dann schob er die Leiche des anderen Mannes von sich und stand auf. Ich drängte mich tiefer in meinen Spalt und fragte mich, ob er wohl die Cops rufen würde. Wenn er es tat, würde ich noch einen Ziegel einsetzen müssen. Aber nur, um ihn zu betäuben. Ihn wollte ich nicht töten. Ihn nicht.
Barbecue-Mann beugte sich vor und hob den losen Ziegel vom Boden. Er starrte mich einen Moment an, dann drehte er sich um und kniete sich neben den anderen Mann. Er schlug dem Mann den Ziegel noch drei weitere Male auf den Kopf. Blut spritzte durch die Gasse. Ich schlug die Hände über den Mund, um mich vom Schreien abzuhalten.
»Verdammte Klienten«, murmelte Barbecue-Mann. »Immer wollen sie einen betrügen, nur um ein bisschen Geld zu sparen.«
Er ließ den Ziegel fallen und wischte sich die blutigen Hände an seiner blauen Schürze ab, die damit noch dreckiger wurde. Dann drehte er sich wieder um und kam zu mir. Ich drückte mich in meinen Spalt und umklammerte den Ziegel auf meinem Schoß fester.
Barbecue-Mann ging in die Hocke, bis seine Augen auf einer Höhe mit meinen waren. Nicht zum ersten Mal fiel mir auf, wie hell und grün sie waren. Wie die Lichter an einem Weihnachtsbaum. Bald wäre Weihnachten, aber dieses Jahr hatte ich keinen Baum. Keine Geschenke, keine Familie, gar nichts. Alles verschwunden, vom Feuerelementar zu Asche verbrannt.
»Danke, Kleine«, sagte Barbecue-Mann. »Du hast mir ziemlich aus der Klemme geholfen. Wie heißt du?«
Barbecue-Mann tat nichts Bedrohliches, aber trotzdem konnte ich die Stärke in seinem Körper spüren. Er war ein gefährlicher Mann. Ich wollte ihn auf keinen Fall wütend machen.
»Gen… Gen…« Mehr bekam ich nicht heraus. Mein voller Name war im Moment einfach zu schwer auszusprechen.
»Gin?«, fragte er. »Wie der Schnaps?«
Ich nickte, zu verängstigt, um etwas anderes zu tun. Barbecue-Mann musterte mich, bemerkte meine zerrissene Jeans und die zu großen Schuhe, die ich aus dem Müll geklaubt hatte.
»Wo ist deine Familie?«, fragte er gar nicht so unfreundlich, wenn man das Blut an seinen Händen und an seiner Schürze bedachte.
»Tot«, flüsterte ich. »Alle sind tot und verschwunden.«
Barbecue-Mann musterte mich noch einen Moment, dann nickte er, als hätte er eine Entscheidung getroffen. »Du wirkst hungrig, Gin. Würdest du gerne mit reinkommen und noch etwas essen? Dich vielleicht mal waschen? Im Restaurant ist es warm.«
Oh, Wärme … und sei es nur für eine Weile. Aber ich war nicht dämlich. Ich vertraute Barbecue-Mann nicht. Nicht nach dem, was ich gerade beobachtet hatte. Und dennoch: Ich hatte meine Magie und meinen Überlebenswillen. Wenn er irgendwas probierte, nun, wahrscheinlich würde ein weiterer Tod mein Gewissen auch nicht mehr übermäßig belasten. Wie viel heißer konnte die Hölle schon werden?
Ich nickte. »Ja, Sir.«
Barbecue-Mann richtete sich auf und streckte mir die Hand entgegen. Ich nahm sie, er zog mich auf die Beine und führte mich hinein …
»Gin?«
Jemand schnippte direkt vor meinem Gesicht mit den Fingern und riss mich damit aus meinen Erinnerungen. Ich zuckte zusammen und sah Finn an.
»Bist du noch bei uns?«, fragte er.
Ich schüttelte die Erinnerung ab.
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