Spionin in High Heels
unheimlichsten Momente meines Lebens. Dass ich in meiner eigenen Wohnung angegriffen worden war, dem Ort, an dem ich mich immer aufgehoben und sicher gefühlt hatte, erschütterte mich zutiefst. Als ich fertig mit Erzählen war, waren meine Augen wieder feucht, und ich schniefte laut.
Ramirez starrte mich an, immer noch sanft meinen Nacken massierend.
»Sag es ruhig«, sagte ich.
Eine Augenbraue hob sich. »Was soll ich sagen?«
»Du willst doch sicher sagen: ›Ich hab’s dir ja gesagt.‹ Dass ich auf dich hätte hören und mich nicht hätte einmischen sollen. Dass ich nicht weiß, auf was ich mich da eingelassen habe und dazu noch verletzt werde. Sag es doch! Ich weiß, du fühlst dich besser, wenn es raus ist, also bringen wir es hinter uns un d – «
Ramirez legte den Zeigefinger auf meine Lippen.
Ich erstarrte. Diese sanfte Berührung. Der Ausdruck in seinen dunklen Augen. Oh Gott, würde er mich etwa küssen? Hier? Jetzt ?
Aber er tat es nicht. Stattdessen sagte er: »Versprichst du mir, dass du dich von jetzt an raushältst?«
Ich schluckte schwer, als Ramirez mit den Fingerspitzen über meine Lippen strich. Dann legte er die Hand wieder in den Schoß. Ich bemühte mich wirklich sehr, keine unpassenden Gedanken zu haben.
»Aber ist die Tatsache, dass jemand eingebrochen hat, nicht der Beweis, dass Richard unschuldig ist?«, protestierte ich. »Dass der wahre Mörder noch frei herumläuft?« Ich war mir bewusst, dass ich mich beängstigend wie OJ anhörte.
Ramirez schüttelte nur den Kopf. »Nein, Maddie, das beweist nur, dass du jemanden wütend gemacht hast. Und ehrlich gesagt, überrascht mich das nicht. Wenn du ständig deine Nase in das Privatleben anderer Leute steckst, muss es ja irgendwann einmal jemanden stören.«
Nur sehr ungern gab ich zu, dass er recht hatte. Jeder der durchgeknallten Los Angelinos, denen ich in der letzten Woche begegnet war, konnte herausgefunden haben, wo ich wohne. Die weltbeste Undercover-Agentin war ich ja nun wirklich nicht.
»Ich will deinen Namen nicht mehr über Polizeifunk hören. Versprichst du mir, dass du nichts mehr unternimmst?«
Ich nickte schwach. Aber unter der grünen Decke kreuzte ich die Finger.
»Gut.« Er machte eine Pause. »Die Sanitäter sagen, dass du vielleicht eine leichte Gehirnerschütterung hast. Du solltest nicht alleine bleiben.« Er sah mich aus dunklen Augen an. »Kannst du dich heute Nacht bei jemandem einquartieren?«
Ich schluckte. Es lag wohl am Schock, dass ich im Geiste sofort begann, Ramirez auszuziehen, direkt hier auf den Treppenstufen.
»Ich, äh, ich rufe Dana an.«
Für eine Sekunde glaubte ich, Enttäuschung in seinen Augen zu sehen, aber es war so schnell vorbei, dass ich sie mir wohl nur eingebildet hatte.
»Gut.« Ramirez stand auf und sprach mit einem der Beamten, die als Erste eingetroffen waren. Der Uniformierte gestikulierte wild und zeigte mit dem Finger auf mich, dann stellte er pantomimisch einen hysterischen Anfall nach. Na wunderbar! Jetzt nahm mich Ramirez sicher noch weniger ernst. Ein Schlag auf den Kopf, und ich wurde zu Sybil, der unzurechnungsfähigen Verrückten.
Ich zog mein Handy heraus und betete, dass Dana ans Telefon ging. Das tat sie auch, und ich erklärte ihr schnell die Situation. Sie versprach, sofort zu kommen, und ich legte auf.
Zehn Minuten später hielt ihr brauner Saturn mit quietschenden Reifen hinter den Streifenwagen, und Dana kam zu mir gerannt. Sie trug die Go-go-Stiefel und ein leuchtend pink-grünes Kleid, das ihr nur knapp über den Hintern reichte. Vor allem jetzt, im Laufschritt. Ich sah, wie zwei der Uniformierten ihr hinterherstarrten, die Zungen bis auf den Boden hängend, als sie in den Genuss ihrer Rückansicht kamen.
»Oh mein Gott! Oh mein Gott, bist du verletzt?« Dana zog mich in ihre Arme und drückte mich so fest, dass ich dachte, meine Augen würden aus den Höhlen treten.
»Ich kriege keine Luft mehr.«
»Tut mir leid.« Sie ließ mich los. »Was ist denn passiert?«
»Jemand ist eingebrochen, hat meine Wohnung verwüstet und mir auf den Kopf gehauen.«
»Oooohhh, Süße«, jammerte sie und drückte mich erneut.
»Mir geht es gut«, protestierte ich und entzog mich ihrem eisernen Griff. »Ich muss nur heute Nacht woanders schlafen. Kann ich mit zu dir kommen?«
»Natürlich! Ich ziehe das Sofa aus. Und wir machen Cocktails; das wird wie eine Pyjamaparty.«
»Keine Cocktails.« Plötzlich stand Ramirez hinter uns. Erfreulicherweise gönnte er
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