Spionin wider Willen: Fall 1 für Markus Neumann und Janna Berg (German Edition)
meinte, in einiger Entfernung einen der drei Verfolger zu erkennen. Instinktiv schob sie den Umschlag in ihre Umhängetasche und verschloss den Reißverschluss. Als sie sich umdrehte, um nach einem Ort zu suchen, an dem sie sich unsichtbar machen konnte, hörte sie jemanden freudig ihren Namen rufen. Im nächsten Moment wurde sie erneut unsanft herumgerissen und heftig umarmt.
»Janna!«, rief Felicitas und drückte sie übermütig an sich. »Bin ich froh, endlich wieder zu Hause zu sein!«
3
Außenbezirk von Rheinbach
Gut Tomberg
Sonntag, 17. Juli, 12:10 Uhr
»Warum ist Feli denn nicht gleich mit hierhergekommen?«, beschwerte sich Jannas Mutter. »Ich habe mich schon so gefreut, sie wiederzusehen, und für eine Person mehr ist auch immer genug zu essen da. Du hättest sie wirklich überreden sollen, Janna. Immerhin ist das Kind jetzt schon mehr als zwei Monate in der Weltgeschichte herumgejettet. Da hätte ihr ein ordentliches, selbst gekochtes Mittagessen bestimmt gutgetan. Janna? Janna, hörst du mir überhaupt zu?« Linda drehte sich vom Herd weg, an dem sie eifrig hantierte, und blickte mit gerunzelter Stirn auf ihre Tochter, die sich über ein Telefonbuch beugte. Dann wandte sie sich an ihren Mann, der neben Janna am Küchentisch saß und in der Sonntagszeitung las. »Nun sag doch auch mal was, Bernhard! Findest du nicht auch, dass Janna ihre Schwester hätte mitbringen müssen?«
Bedächtig ließ Bernhard Berg seine Zeitung sinken und faltete sie ordentlich zusammen, bevor er antwortete. »Sicher, Linda, das hätte sie. Wie ich sie kenne, hat sie es auch bestimmt versucht. Aber du kennst doch unsere Feli. Wenn sie sich etwas in den Kopf setzt, bringt sie so leicht niemand davon ab. Eine typische Eigenart der Berg-Frauen, wie ich anfügen möchte.« Liebevoll lächelte er seiner Frau zu. Er war ein Mann von mittlerer Größe, schlank mit ehemals blonden, nunmehr ergrauten Locken, die er seiner älteren Tochter vererbt hatte. Das leuchtende Kupferrot hingegen hatte sie von ihrer Mutter, ebenso wie ihre offene, zupackende und stets fröhliche Art. Momentan jedoch wirkte sie alles andere als heiter. Bernhard sah seiner Tochter an, dass etwas sie beschäftigte. »Wen oder was suchst du denn im Telefonbuch, Schätzchen?«
Janna hob kaum den Kopf. »Nichts Besonderes«, antwortete sie etwas zerstreut. »Sag mal, Papa, weißt du zufällig, wo in Bonn die Angelbisstraße ist?«
»Die Angelbisstraße?« Bernhard rieb sich das Kinn. »Die müsste in der Nordstadt sein. Beim Sportpark Nord. Warum? Musst du da hin?«
Janna nickte vage.
»Hast du einen neuen Kunden dort?«, hakte nun auch Linda nach. »Du sagtest doch, dass du eine neue Anzeige für deinen Büroservice in der Bonner Rundschau und im General-Anzeiger aufgegeben hättest.«
Janna wollte schon verneinen, hielt sich aber gerade noch zurück und nickte erneut unbestimmt. »Hm. Ich muss noch mal weg, Mama.« Sie klappte das Telefonbuch zu und stand auf.
»Jetzt?« Ihre Mutter blickte sie verwundert an. »Aber mein Essen ist in einer halben Stunde fertig. Ich habe extra für dich und die Kinder mitgekocht! Und hast du vergessen, dass Sander heute Nachmittag herkommt? Ihr wolltet doch zusammen in den Freizeitpark gehen. Obwohl ich nicht sicher bin, ob sich das Wetter bis dahin hält. Es sieht sehr nach dem Regen aus, den sie gemeldet haben. Willst du nicht lieber …«
»Ich bin zurück, bevor er da ist«, unterbrach Janna sie hastig. »Entschuldige bitte, Mama, aber ich muss dringend was erledigen.« Erneut schnappte sie sich die Strickjacke ihres Vaters, warf sie sich über, griff nach ihrer Tasche und war mit einem »Bis später!« zur Tür hinaus.
Linda tauschte einen irritierten Blick mit ihrem Mann aus. »Was ist denn mit Janna los? Seit sie vom Flughafen zurück ist, benimmt sie sich so merkwürdig.«
»Merkwürdig?« Bernhard schmunzelte. »Sie wird einfach noch etwas vorhaben, das uns nichts angeht. Sie ist erwachsen, Linda, und nicht verpflichtet, uns über jeden ihrer Schritte Rechenschaft abzulegen.«
»Rechenschaft, so ein Unsinn!«, rief Linda empört. Nachdenklich tippte sie sich mit dem Zeigefinger gegen die Unterlippe. »Sie wird sich doch nicht mit einem anderen Mann treffen?«
»Unsere Janna?« Nun lachte Bernhard schallend. »Du liebe Zeit, was für eine Vorstellung. Du liest viel zu viele Romane, mein Schatz.«
»Kannst du mir dann sagen, wohin sie jetzt fährt?« Linda blickte aus dem Fenster, durch das Jannas
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