Spionin wider Willen: Fall 1 für Markus Neumann und Janna Berg (German Edition)
aufrichtig.
Der Griff um ihren Arm verstärkte sich erneut. »Bitte!«, wiederholte der Mann nun noch dringlicher. »Kommen Sie mit!«
Janna konnte sich nicht erklären, weshalb sie auch nur in Erwägung zog, der Aufforderung dieses Fremden Folge zu leisten, doch sein gehetzter und gleichzeitig so irritierend ehrlicher Blick veranlasste sie dazu, ihm tatsächlich in Richtung des Cafés zu folgen. »Also gut«, sagte sie. »Womit kann ich Ihnen helfen?«
Der Mann zog sie mit sich an einen der wenigen Tische, die noch frei waren. Als sie sich setzten, rückte er seinen Stuhl so, dass er den Eingang im Auge behalten konnte. »Hören Sie gut zu«, begann er mit gesenkter Stimme und zog gleichzeitig einen braunen, gepolsterten Briefumschlag unter seinem Hemd hervor. Dabei blitzte an seinem Hosenbund etwas auf, von dem Janna entsetzt hoffte, dass es sich nicht wirklich um eine Waffe handelte.
Er schob ihr den Umschlag hin und sah erneut zur Tür, dann suchte er wieder ihren Blick. »Nehmen Sie diesen Umschlag. Bringen Sie ihn nach Bonn zu Axel Wolhagen. Die Adresse finden Sie im Telefonbuch. Händigen Sie nur ihm – niemand anderem – den Umschlag aus.«
Nun war es an Janna, sich zur Tür umzudrehen und danach ihre übrige Umgebung ins Auge zu fassen. »Das ist ja wohl wirklich ein Scherz, oder? Wo sind die Kameras?«
»Hören Sie, das ist kein Scherz, sondern eine Angelegenheit von enormer Wichtigkeit. Tun Sie einfach, was ich gesagt habe. Axel Wolhagen in Bonn. W-O-L-H-A-G-E-N«, buchstabierte er. »Verstanden? Die Adresse steht im …«
»Telefonbuch. Natürlich habe ich das verstanden. Aber was um alles …« Janna sah erstaunt zu ihm auf, da er sich schon wieder erhoben hatte. »Wohin gehen Sie?«
Er drehte sich noch einmal zu ihr um. »Geben Sie den Umschlag unter keinen Umständen jemand anderem als Axel Wolhagen. Lassen Sie sich seinen Ausweis zeigen. Und kein Wort darüber – zu niemandem!«
»Aber …«
»Tun Sie es einfach!« Damit verließ er das Café und wandte sich nach rechts. Gerade als er aus Jannas Blickfeld verschwunden war, sah sie drei südländisch aussehende Männer von links vorbeirennen. Rasch stand sie auf und verließ das Café. Sie hörte empört protestierende Stimmen der Reisenden, die von den drei Männern unsanft beiseite gestoßen wurden. Halb aus Neugier, halb entsetzt lief sie ebenfalls ein Stück in die gleiche Richtung und schnappte entgeistert nach Luft, als sie beobachtete, wie einer der Verfolger den hochgewachsenen Mann auf der Rolltreppe stellte und in die Seite boxte. Bevor jemand auf die beiden aufmerksam werden konnte, waren sie bereits wieder von der Rolltreppe herunter. Die drei Verfolger umringten den Mann in Putzuniform und stießen ihn vor sich her in Richtung der Treppen. Janna war sich nicht sicher, doch es sah so aus, als hielte einer der Drei dem Gefangenen eine Schusswaffe gegen die Rippen.
Ihr wurde eiskalt und heiß zugleich. Zischend stieß sie die Luft aus, von der sie gar nicht bemerkt hatte, dass sie sie angehalten hatte. Ihr Herz hämmerte rasend schnell in ihrer Brust. In was um alles in der Welt war sie da gerade hineingeraten? Eine Entführung? Oder ein anderes Verbrechen? Unschlüssig blickte sie auf den braunen Umschlag. Sollte sie ihn nicht am besten einem der patrouillierenden Polizisten übergeben? Was, wenn der Inhalt gefährlich war? Illegal? Würde sie sich strafbar machen, wenn sie ihn behielte? Vorsichtig tastete sie den Umschlag ab. Der Inhalt fühlte sich hart an und leicht, wie die Hülle einer CD.
Nervös knabberte sie an ihrer Unterlippe, dann fiel ihr ein, weshalb sie eigentlich hier am Flughafen war. Ihre Schwester würde gleich aus der Abfertigung kommen. Nachdenklich drehte sie den Umschlag in ihren Händen. Warum nur hatte sie ihn angenommen und noch dazu versprochen, ihn an diesen Axel Wolhagen auszuliefern? Wobei … eigentlich hatte sie es ja nicht versprochen. Dieser Mann hatte sie dazu gedrängt. Sie konnte noch immer hingehen und den Umschlag in den nächstbesten Mülleimer werfen. Oder doch der Polizei übergeben. Ja, Letzteres war sicher das Beste.
Dennoch zögerte Janna. Vor ihrem inneren Auge tauchte wieder das Gesicht des Fremden auf, seine seltsamen braunen Augen, sein intensiver Blick. Er hatte nicht wie ein Verbrecher gewirkt. Eher wie … Sie wusste es nicht. Schließlich hatte sie auch noch niemals in ihrem Leben mit leibhaftigen Gangstern zu tun gehabt.
Aus den Augenwinkeln nahm sie eine Bewegung wahr und
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