Spionin wider Willen: Fall 1 für Markus Neumann und Janna Berg (German Edition)
Klinke in die Hand. Als er einen Lederwaren-Shop erreicht hatte, sah er einige Meter vor sich einen der drei Männer, die ihn so hartnäckig verfolgten. Markus stieß einen tonlosen Fluch aus und sprang in den Eingang des Shops. Dabei rempelte er eine ältere Dame an, die ihn dafür mit unfreundlichen Worten auf Niederländisch bedachte. Ohne sie weiter zu beachten, lugte er vorsichtig in die Ladenstraße und konnte gerade noch beobachten, wie sein Verfolger ein Fastfood-Restaurant betrat.
Ohne zu zögern, lief Markus los – in die entgegengesetzte Richtung. Mehrfach stieß er mit Passanten zusammen, entschuldigte sich halbherzig und eilte weiter. Als er Terminal zwei erreichte, ging er schnurstracks in das nächstbeste Café und setzte sich an einen der Tische direkt am Eingang. Von hier aus hatte er einen guten Überblick über die vorbeiflanierenden Reisenden. Er musste wieder vom Flughafengelände herunter, möglichst, ohne seine drei Freunde auf sich aufmerksam zu machen. Sollten sie lieber noch ein Weilchen die Terminals nach ihm absuchen.
In einiger Entfernung sah er erneut den Mann von eben, einen drahtigen Kerl etwa Anfang vierzig mit sonnengebräunter Haut, kurzen schwarzen Locken und dichtem Schnauzbart. Diesmal betrat er einen der Bekleidungsläden. Ärgerlich verzog Markus die Mundwinkel und fluchte erneut lautlos. Diese Typen waren lästiger als Schmeißfliegen – und zehnmal anhänglicher. Wenn er nicht in Bewegung blieb, würden sie ihn bald aufspüren, dann wäre der wertvolle Inhalt des Umschlags verloren.
In seinem Kopf arbeitete es, sein Blick wanderte suchend über die Gesichter der Menschen, die das Terminal bevölkerten. Aus den Augenwinkeln bemerkte er, dass seine drei Verfolger sich offenbar entschlossen hatten, ab jetzt gemeinsam nach ihm zu suchen, anstatt das Gelände getrennt zu durchkämmen. Sie kamen langsam in seine Richtung.
Markus ballte die Hände zu Fäusten, presste die Lippen zusammen. Etwas musste ihm einfallen, und zwar schnell! Als er sich erneut nach allen Seiten umsah, fiel sein Blick auf die schlanke Gestalt einer rothaarigen Frau ohne Gepäck, die gerade eine der großen Anzeigetafeln studierte und offenbar auf jemanden wartete. Sie trug ein hübsches gelbes Kleid und eine unpassend große Männerstrickjacke, die ihre schlanke Gestalt wie ein Sack umgab. Nicht gerade ein Musterbeispiel für Haute Couture, doch zumindest wirkte sie unauffällig.
Mit einem Blick in Richtung der Ladenstraße versicherte sich Markus, dass seine Verfolger ihn noch nicht entdeckt hatten, dann stand er auf und verließ das Café.
***
Janna studierte die große Anzeigetafel, entdeckte den Flug, den Feli ihr genannt hatte. Das Flugzeug war bereits gelandet. Natürlich würde es noch ein Weilchen dauern, bis sie ihre Schwester in Empfang nehmen konnte, aber sie war froh, es tatsächlich rechtzeitig hierher geschafft zu haben. Vielleicht sollte sie sich die Wartezeit mit einer Tasse Kaffee und einem Croissant oder Muffin vertreiben. Die Waffel, die ihre Mutter ihr vorhin zugesteckt hatte, zählte als Frühstück nicht – sie hatte lediglich Jannas Appetit geweckt.
Sie blickte sich nach einem Bistro um und erschrak, als unvermittelt ein hochgewachsener, breitschultriger Mann mit dunkelbraunem Haar und in der Montur der Flughafenreinigungskräfte neben ihr auftauchte und sie am Arm berührte. »Hey, was soll das?« Unwillkürlich machte sie einen Schritt rückwärts, was jedoch nur dazu führte, dass der Fremde ihr folgte und seinen Griff um ihren Arm leicht verstärkte. Er zog sie nicht ganz sanft mit sich.
»Regen Sie sich bitte nicht auf«, sagte er in beschwörendem Ton. »Gehen Sie einfach ein Stückchen mit mir – dort hinüber zum Café.«
»Was soll das? Sind Sie verrückt geworden?« Janna versuchte erneut, sich ihm zu entziehen. »Lassen Sie mich sofort los!«
»Bitte …« Der Fremde suchte ihren Blick. »Sie müssen mir helfen. Ich werde … Ich bin in Schwierigkeiten.«
Janna starrte ihn für einige Sekunden sprachlos an. Dann schüttelte sie energisch den Kopf. »Soll das ein Witz sein? Ist das hier die versteckte Kamera?«
»Bitte!«, wiederholte er mit Nachdruck. »Begleiten Sie mich einfach in das Café. Ich muss mit Ihnen reden. Es ist sehr wichtig!« Unter seinem beschwörenden Blick begann sich Janna zunehmend unwohl zu fühlen. Die Augen des Mannes waren von einem undefinierbaren Braunton mit grauen und grünen Einsprengseln. Und sie wirkten überraschend
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