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Sprechende Maenner

Sprechende Maenner

Titel: Sprechende Maenner Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Maxim Leo , Jochen-Martin Gutsch
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zu groß. Man öffnet sich nicht mehr.
    Deswegen haben die Menschen die Monogamie erfunden. Nicht als Ideal, dem es nachzueifern gilt. Sondern als Schutz.
    Es ist ein bisschen hilflos. Aber etwas Besseres ist noch niemandem eingefallen.
    Ich glaube, dass es Männern schwerer fällt, mit Untreue umzugehen. Vielleicht ist unser Selbstbild wackeliger, und wir können es nicht ertragen, schwach zu sein, absolut schwächlich in solchen Momenten.
    Ich habe damals immer auf die Wut gehofft. Schöne kalte Wut. Wut auf meine Freundin, auf den Typen, aber ich war anfangs zu schwach für die Wut. Und das hat mich auch wieder getroffen. Von einem Mann erwartet man doch irgendwie Wut, oder? Aber die Wut kommt nicht. Zuerst kommen 340 Tage Selbstmitleid.
    An deinen Beschreibungen merke ich, dass du so etwas nie erlebt hast. Du schreibst von Aggressivität, von Tötungsfantasien, aber das sind Vorstellungen aus Filmen oder Büchern. Männerfantasien.
    Am Ende ist es so: Du sitzt da, stundenlang. Du wartest, dass sie anruft. Du hoffst, dass sie dich noch mal berührt, nur so ein bisschen und sei es im Vorübergehen. Du weißt, dass dein Stolz nicht mehr vorhanden ist. Du denkst: Ich müsste sauer sein, sie hat mich betrogen. Sie müsste angekrochen kommen. Aber der Einzige, der kriecht, bist du selbst.
    aw:
    Du hast recht, Jochen, ich weiß nicht, wie es ist, betrogen oder verlassen zu werden.
    re:
    Du wirkst auf mich wie ein seltsam unbeschädigter Mann. Jemand ohne Brüche, Verletzungen, Narben. Du bist ein Junge von 41 Jahren.
    aw:
    Du hast Erfahrung mit Trennung. Ich mit Beziehung. Das ist wahrscheinlich der Grund, warum ich meine Ehe für unverletzbar halte. Und du an der Liebe zweifelst. Ich lebe vielleicht eine Illusion – von der Beständigkeit meines heilen Lebens. Ich kann intellektuell begreifen, dass ich nicht immer so unbeschädigt bleiben werde. Aber ich fühle es nicht. Mir fehlen die schlechten Erfahrungen. Mir fehlt die Angst.
    re:
    Dir fehlt die Desillusion. Das ist interessant. Ich kenne kaum Männer wie dich.
    Eigentlich gar keinen. Wenn ich in Gedanken all meine Bekannten und Freunde durchgehe, dann sind dort überall Männer, die auch Trennungen erlebt haben, die mal verletzt wurden, die gespürt haben, dass Liebe enden kann. Ich halte das auch für völlig normal. Die Erfahrung einer Trennung gehört für mich zur Liebe dazu. Sie ist im Paket mit drin. Ich frage mich sogar, ob du überhaupt ahnst, was Liebe bedeutet, ob du sie wirklich wertschätzen kannst, wenn du nie Liebesschmerzen hattest. Ich glaube, wie wichtig Liebe ist, begreift man erst, wenn man sie auch mal verloren hat.
    aw:
    Lieber Jochen, ich habe dich immer für den Einzelfall gehalten. Obwohl das natürlich dumm ist. Weil ich selbst ja auch mehr Männer kenne, die Trennungen erlebt haben. Aber ich glaube, es nutzt nichts, solche Geschichten nur von anderen zu hören. In der Schulklasse meiner Tochter Anais leben 23 von 26 Kindern mit alleinerziehenden Eltern oder in Patchworkfamilien. Meine Kinder sind also zu Außen seitern geworden. Einmal fragte mich Anais, warum Catherine und ich eigentlich immer noch zusammen sind. Er war kein Vorwurf, nur Interesse. Kinder finden ja das normal, was die Mehrheit macht. Insofern lebe ich bereits außerhalb der Beziehungsnormalität. Aber was soll ich jetzt machen, Jochen? Soll ich mich absichtlich ins Unglück stürzen, um auch mal das Leid geschmeckt zu haben? Vielleicht hast du recht und ich kenne bisher nur die lauwarmen Bereiche der Liebe, die Stellen, wo man noch stehen kann, geschützt vor den Untiefen. Womöglich ist das der Preis für meine Unversehrtheit. Aber dann ist das eben so.
    PS : Du fragst, ob ich die Liebe zu schätzen weiß. Kannst du denn die Freiheit genießen? Denkst du manchmal: Toll, ich kann schlafen mit wem ich will?

Tag 17
    An dem erklärt wird, warum ein Single für Sex immer bezahlen muss und weshalb Pornos für Ehemänner moralisch unbedenklich sind
    Lieber Außenseiter Leo, ich möchte dir etwas schreiben, was dich erfreuen wird. Vielleicht ist jetzt, nach all den Wochen, ein Moment gekommen, der dich wirklich glücklich macht. Ein Triumphmoment.
    Nun denn …
    Ich habe weniger Sex. Vermutlich weniger als du. Vielleicht erscheint dir dein Sexleben manchmal als ewige Wiederholung eines erprobten, mittelmäßig choreografierten, mittelmäßig

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