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Sprechende Maenner

Sprechende Maenner

Titel: Sprechende Maenner Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Maxim Leo , Jochen-Martin Gutsch
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sinnlichen, mittelmäßig erregenden Vorgangs. Aber er wiederholt sich immerhin. Vermutlich, da du noch nicht 50 bist, auch relativ regelmäßig.
    Bei Alleinmenschen ist es so: Der Normalfall ist der Sex mit sich selbst. Ich mit mir. Gute Hausmannskost. Manchmal, an Feiertagen, isst man dann auch mal auswärts. Ich kann nicht für alle sprechen, aber ich würde sagen, es gilt für den großen Durchschnitt.
    Das heißt, ein Single lebt ebenfalls überwiegend monogam – mit sich selbst.
    Ein-, zweimal, dreimal im Jahr geht er dann fremd mit jemandem, der nicht nur aus einer Hand besteht. Manchmal entwickeln sich dar aus dann die »Phasen«. Also Wochen oder Monate mit wiederkehren dem Sex mit einer Frau, mit der man nicht zusammen ist. Oder noch nicht zusammen ist. Oder ein bisschen zusammen ist. Meistens sind die »Phasen« ja nichts anderes als Versuche, mit jemandem zusammenzukommen. Man versucht und versucht und hat dabei eben auch Sex. Meistens sind diese Versuche erfolglos, und man lebt anschließend wieder monogam.
    Mich hat in Beziehungen die Monogamie nie gestört. Ich empfand sie nie als Problem. Ich kann das leicht sagen, denn meine längste Beziehung dauerte vier Jahre, ein Zeitraum, den du wahrscheinlich als Kennenlernphase bezeichnen würdest.
    Um auf deine Frage zu antworten: Ich habe kein Gefühl der Freiheit. Ich hopse nicht auf und ab, schaue auf mein Genital und singe: Wir zwei beiden können jeden Tag in See stechen, in einen flachen, tiefen, kleinen, großen, blonden, schwarzen, dicken, dünnen, alten, jungen, klugen oder dummen. Das denke ich nicht. Vielleicht weiß ich meine Freiheit nicht zu schätzen, und ich werde es irgendwann vermissen. Vielleicht, kann sein.
    aw:
    Das heißt, es gibt lange Phasen ohne Sex?
    re:
    Ja.
    aw:
    Wie lang?
    re:
    Ein Jahr.
    aw:
    Ein Jahr ohne Sex?!
    re:
    Lieber Maxim, mich überrascht, dass dich das überrascht. Was hast du gedacht? Dass ich jeden Monat zwei Frauen kennenlerne und sofort mit ihnen schlafe? 24 Frauen im Jahr. Weißt du, wie anstrengend das wäre?
    aw:
    Nee. Keine Ahnung.
    re:
    Sex ist grundsätzlich einfach zu haben. Ich könnte in die entsprechenden Clubs gehen oder meine Ansprüche drosseln. Das wären sichere Wege zu mehr Sex.
    Ansonsten ist es so: Sex muss ich mir organisieren. Was einigen Aufwand erfordert. Vor allem aber muss ich für Sex oft bezahlen. Früher oder später. Nicht mit Geld, sondern mit Vorwürfen.
    Ich habe es noch nie erlebt, dass man mit einer Frau einfach Sex ha ben kann. Nicht über Wochen. Es geht immer irgendwie auch da rum, etwas zu beginnen. Es geht immer auch um die Fragen: Bin ich verliebt? Will ich mehr? Kann ich mir eine Beziehung vorstellen? Wenn ich diese Fragen für mich irgendwann verneine, aber merke, dass die Frau sie für sich bejaht, beginnt das Problem. Das Bezahlen. Ich muss zurückrudern, ich muss sagen: Es reicht nicht. Ich muss mich erklären und meine Gefühle, und warum sie nicht kommen oder in ausreichender Stärke bleiben. Ich muss trösten, mich entschuldigen, ich muss jemandem gegenübersitzen, den ich verletzt habe, aber gar nicht verletzen wollte, weil ich ihn ja wirklich mag. Nur eben nicht liebe.
    Ich fühle mich wie ein Arsch.
    Nach so einer »Phase«, die mit dem Arschgefühl endet, bin ich erst mal bedient für eine Weile. Mein Interesse an Sex sinkt, weil ich denke: Nicht schon wieder. Nicht schon wieder so viel Krampf und schales Gefühl für ein bisschen Rumgemache. Die sexuelle Freiheit ist für mich vor allem eine theoretische Freiheit, Maxim. »Ich kann machen, was ich will« ist eine Haltung, die sich nur optimal leben lässt, wenn kein anderer involviert ist.
    Also leider nicht beim Sex.
    aw:
    Lieber Jochen, bist du ein »typischer« Single? Deine Freiheit klingt kompliziert, dein Sexleben anstrengend. Ich hatte mir das anders vorgestellt. Irgendwie sorgloser, spontaner, lustvoller.
    re:
    Lieber Maxim, Freiheit ist anstrengend. Ich weiß, dieser Aspekt wird gern vergessen, von denen, die von Freiheit träumen. Ich schätze, ich bin ein »typischer« Single. Manche werden mehr Frauen haben, manche weniger. Aber den Typ, den du dir als Single vorstellst, kenne ich nicht, habe ich nie getroffen. Er scheint mir eher ein Sehnsuchtsbild zu sein – vielleicht von dir, Maxim.
    aw:
    Hast du in deinen »Phasen« auch Sex mit liierten oder verheirateten

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