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Sprengkraft

Sprengkraft

Titel: Sprengkraft Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Horst Eckert
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»Den Sinn für Humor hatten also schon die Eltern.«

    Hiwa rieb sich erneut die Arme. Wer dünn ist, friert leicht, dachte Zander. Und wenn sich der Entzug einstellt, wird es nicht besser.

    »Wegen einer Weibergeschichte soll Nourredine also gekillt worden sein?«, fragte er nach.

    »Ärger wegen einer Deutschen. Das ist alles, was ich weiß.«

    »Okay, ich will dir Glauben schenken. Halt die Hand auf, Hoffnung!«

    Der Kurde gehorchte. Zander gab ihm Heroin und Geld zurück. Scheiß drauf, was Anna darüber dachte.

    »Danke«, sagte der Junkie.

    »Dank deinem Allah«, erwiderte Zander, ließ das Fenster nach oben gleiten und startete den Omega.

    Er wandte sich an seine Beifahrerin: »Hattest du nicht eine Idee, wohin wir als Nächstes fahren sollten?«

    »Du bist unmöglich, Padre.«

    Zander beschloss, das als Kompliment aufzufassen, und ließ beim Losfahren die Reifen quietschen.

5.

    Auf der Heimfahrt geriet Moritz erneut in einen Stau, von dem der Verkehrssender nichts mitbekommen hatte. Es kochte in ihm bei dem Gedanken an Webers korrupte Zumutung.

    Moritz sagte sich, dass er alles richtig gemacht hatte. Er war sauber geblieben. Allerdings musste ihm nun wieder sein Kumpel helfen. Andernfalls würde Moritz erstmalig die Bank anpumpen müssen, um den Unterhalt für seine Tochter überweisen zu können. Gretchen wollte ein Schuljahr in Bordeaux verbringen, was nicht billig werden würde. Ihre Mutter damit alleinzulassen, kam für Moritz nicht infrage.

    Sein Handy meldete sich. »Lemke.«

    »Ich bin’s, Thomas.«

    »So ein Zufall. Ich wollte dich gerade auch anrufen.«

    »Sag mal, Lemmi, was war da eben in Düsseldorf los?«

    »Woher weißt du …«

    »Weber hat mich angeklingelt und zur Sau gemacht, als hätte ich ihm ein faules Ei ins Nest gelegt.«

    »Es war gespenstisch, Tom. Eine ganz unglaubliche Geschichte! Ich erzähle sie dir in unserem Lieblingsbrauhaus bei einem gepflegten Kölsch. Oder bei zwei oder drei. Mir ist jetzt danach.«

    »Tut mir leid. Bei mir häuft sich die Arbeit.«

    »Ich nehme dir gern etwas ab.«

    »Hör mal, Alter …«

    »Was ist?«

    »Ich musste Weber versprechen, dich nicht länger in meiner Agentur zu beschäftigen.«

    »Bitte?«

    »Er streicht mir sonst sämtliche Aufträge.«

    »Und?«

    »Na ja …«

    »Du hast dich natürlich nicht darauf eingelassen!«

    »Versteh das doch, Lemmi, im Unterschied zu dir habe ich einen Riesenapparat zu unterhalten. Ich bin nicht in deiner luxuriösen Position, dass ich einem Auftraggeber einfach sagen könnte: Nein danke, mir passt Ihre Visage oder Ihre politische Linie nicht. Ohne die Jobs der Landesregierung müsste ich Leute entlassen. An diesen Aufträgen hängen Existenzen!«

    Moritz unterließ es, auf seine Existenz hinzuweisen. Er kam zu dem Schluss, dass es keinen Zweck hatte, seinem Kumpel zu erklären, warum es in Webers Büro zum Eklat gekommen war. Er hatte nichts gegen den geschniegelten Doktor in der Hand. Wenn Moritz öffentlich machte, dass Andermatts Sprecher bei der Vergabe öffentlicher Aufträge die Hand aufhielt, würde der Kerl ihn vermutlich wegen Verleumdung verklagen. Und das sogar erfolgreich – es gab keine Zeugen.

    Moritz beendete das Telefonat und umklammerte das Lenkrad fester.

    Luxuriöse Position – von wegen!

    Ausfahrt Köln-Ehrenfeld. Moritz überlegte, wie Thomas auf das Angebot des Pressesprechers reagiert hätte. Dann fiel ihm ein, dass sein Kumpel der gleichen Partei angehörte wie Andermatt und dessen Sprecher. Brennecke-Mediaconsult pflegte beste Beziehungen zu diversen Regierungsstellen. Moritz wollte nicht darüber nachdenken, wer sich alles schmieren ließ. Wen Thomas Brennecke für jeden seiner Aufträge schmierte.

     
    Moritz schleuderte seine Aktentasche auf das Gästesofa. Die Katze kam ins Arbeitszimmer, streckte sich und gähnte. Moritz ging in die Küche, spülte den Fressnapf und füllte ihn neu. In die zweite Schüssel gab er Milch, die er mit Leitungswasser verdünnte.

    Dann fällte er eine Entscheidung, ging zurück zum Schreibtisch und griff nach dem Telefon. Die Durchwahl seines langjährigen Kollegen Andreas Wilke im innenpolitischen Ressort des Kölner Kurier kannte er noch auswendig.

    Moritz wollte vorfühlen, ob es dort vielleicht wieder einen Job für ihn gab. Zumindest als freier Mitarbeiter. Bei der Zeitung, die ihm den Laufpass gegeben hatte – nie hätte Moritz gedacht, dass er so tief sinken würde.

    Das Freizeichen – vielleicht war Wilke

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