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Sprengstoff

Sprengstoff

Titel: Sprengstoff Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen King
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wie ein schmutziger Schneehaufen im Frühling, und er entdeckte, daß sich darunter Tränen verbargen. Er kämpfte grimmig dagegen an und fühlte sich irgendwie betrogen. So etwas durfte nicht passieren, wenn er nüchtern war. Wenn man nüchtern war, sollte man, verdammt noch mal, in der Lage sein, sich zu beherrschen. Aber da stand er nun und hatte den einzigen Wunsch, ihr sein ganzes Leid zu klagen und sich in ihrem Schoß auszuheulen wie ein kleines Kind mit einem kaputten Rollschuh und einem aufgeschlagenen Knie. Er konnte ihr nicht sagen, was schiefgelaufen war, denn er wußte es ja selbst nicht, und ohne Grund zu heulen erweckte den Eindruck, daß er reif fürs Irrenhaus sei.
    »Ich weiß es nicht«, antwortete er schließlich.
    »War es Charlie?«
    Hilflos erwiderte er: »Wenn das ein Teil davon war, wie konntest du dann nur so blind für den Rest sein?«
    »Ich vermisse ihn auch, Bart. Immer noch. Jeden Tag.«
    Wieder empfand er Auflehnung. Dann hast du aber eine komische Art, es zu zeigen.
    »So hat es keinen Sinn«, sagte er endlich. Die Tränen ran-nen ihm die Wange hinunter, aber er versuchte krampfhaft, sich nichts anmerken zu lassen. Meine Herren, ich glaube, wir haben die Sache im Griff, dachte er und hätte fast darüber gelacht. »Nicht am Telefon. Ich wollte dir vorschlagen, daß wir uns am Montag zum Lunch treffen. Bei Handy Andy’s!«
    »Gut. Um welche Zeit?«
    »Ist mir egal. Ich kann mir von der Arbeit freinehmen.« Der Witz verpuffte wirkungslos.
    »Um eins?« schlug sie vor.
    »Gut. Ich besorg’ uns einen Tisch.«
    »Laß lieber einen reservieren. Du brauchst nicht schon um elf dazusein und dich zu betrinken.«
    »Das werde ich nicht«, entgegnete er demütig, aber wahrscheinlich würde er gerade das tun.
    Eine Pause entstand. Offenbar gab es nichts mehr zu sagen. Im Rauschen des Äthers unterhielten sich geisterhafte Stimmen über geisterhafte Dinge. Und dann sagte sie etwas, das ihn vollkommen überraschte.
    »Bart, du solltest zu einem Psychiater gehen.«
    »Zu einem, was?«
    »Psychiater. Ich weiß, es klingt komisch, wenn ich dich einfach so damit überfalle, aber ich möchte dir sagen, daß ich nicht zu dir zurückkommen werde, egal, was wir beschlie-
    ßen, wenn du nicht bereit bist, einen aufzusuchen.«
    »Wiedersehen Mary«, sagte er langsam. »Bis Montag.«
    »Bart. Du brauchst Hilfe, die ich dir nicht geben kann.«
    Darauf bedacht, ihr das Messer so schmerzhaft in die Brust zu stechen, wie es über zwei Meilen Entfernung möglich war, sagte er: »Das wußte ich sowieso schon, Mary. Auf Wiedersehen.«
    Er legte auf, bevor er ihre Reaktion hören konnte, und er freute sich. Spiel, Satz, Sieg. Er warf einen Plastikbecher durch die Küche und bedauerte es, nichts Zerbrechliches erwischt zu haben. Er öffnete den Küchenschrank und schmiß die beiden ersten Gläser, die er zu fassen kriegte, auf den Boden. Sie zerbrachen.
    Baby, du verdammtes, beschissenes Baby! schrie er sich selbst an. Du Narr! Halt doch einfach die Luft an und warte, bis du endlich BLAU bist!
    Er schlug mit der Faust gegen die Wand, um die schreiende Stimme abzutöten, und schrie dann erst recht vor Schmerzen auf. Er hielt sich die verletzte Rechte mit der linken Hand und stand zitternd in der Küche. Als er sich wieder unter Kontrolle hatte, nahm er eine Schaufel und einen Besen und kehrte die Scherben zusammen. Er fühlte sich ängstlich, seiner selbst überdrüssig und verkatert. 

9. Dezember 1973
    Er bog auf die Autobahn ein, fuhr hundertfünfzig Meilen und kehrte wieder um. Er wagte es nicht weiterzufahren.
    Heute war der erste autofreie Sonntag, und alle Autobahntankstellen waren geschlossen. Und er hatte keine Lust zu laufen. Siehst du? sagte er sich. Auf diese Art kriegen sie auch so kleine Scheißer wie dich zu fassen, Georgie.
    Fred? Bist du das wirklich? Was verschafft mir die Ehre deines Besuches, Freddy?
    Ach, laß mich in Ruhe.
    Auf dem Heimweg hörte er die Nachrichten im Radio:
    ›Sie machen sich also auch Sorgen wegen des Benzinmangels und Sie wollen sichergehen, daß Sie und Ihre Familie in diesem Winter nicht zu kurz kommen. Und jetzt sind Sie also auf dem Weg zu der nächsten Tankstelle in Ihrer Nachbarschaft und wollen sich Ihr Dutzend Zwanzigliterkanister auffüllen lassen. Wenn Sie sich wirklich Sorgen um Ihre Familie machen, dann kehren Sie lieber gleich wieder um und fahren Sie nach Hause zurück. Denn die unsachgemäße Lagerung von Benzin ist gefährlich. Sie ist außerdem illegal, aber

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