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Spritzenmäßig: Kurioses, Krasses und Komisches aus der Notaufnahme

Spritzenmäßig: Kurioses, Krasses und Komisches aus der Notaufnahme

Titel: Spritzenmäßig: Kurioses, Krasses und Komisches aus der Notaufnahme Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anna Tarneke
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ausgeharrt hatten, da sie wegen ihres dauerhaften Alkoholkonsums nicht besonders viel davon merkten. Manchmal konnte das durchaus lebensgefährlich werden.
    In diesem Fall glaubte ich allerdings nicht, dass das Leben des Patienten in Gefahr war. Jedenfalls noch nicht. Bei einer schweren Infektion konnte das zweifellos schnell anders aussehen.
    Ich nahm Philipp Z. und Oskar B. mit zu den Behandlungsräumen. Als ich Oskar B. in Raum 1 schob, wo ihm die Nase tamponiert werden sollte, murmelte er böse:
    Â»Nächstes Jahr fliege ich in die Sonne. Das war definitiv mein letzter Karneval. Ich hab echt die Schnauze voll.«
    Ganz anders der muntere Philipp Z. Obwohl der Holzsplitter so tief in seiner Pobacke saß, dass er herausoperiert werden musste und er für die nächsten zehn Tage Antibiotikum verordnet bekam, verkündete er noch während der Operation unter örtlicher Betäubung strahlend:
    Â»Nächstes Jahr wird nur noch im Stehen geschunkelt! Sicher ist sicher!«
    Einen echten Karnevalisten kann eben nichts verschrecken.
    ***
    Wie ich vorher schon erwähnt hatte, wird im Karneval eine Menge gebützt. Einen heißen Flirt oder einen One-Night-Stand kann man in der närrischen Zeit praktisch an jeder Ecke finden, aber die wahre Liebe? Da ist ein Sechser im Lotto noch wahrscheinlicher.
    Dachte ich zumindest immer. Bis ich vor einem blutenden Flickenclown und einer besorgten Blumenwiese stand.
    Es war Rosenmontag am späten Nachmittag – eine der Hochphasen im Krankenhaus. Der Rosenmontagszug war gerade vorbei, verletzte und vollalkoholisierte Karnevalisten kamen nun minutenweise zu uns.
    Gestützt von besagter Blumenwiese – eine hübsche junge Frau, die ein Kostüm aus einem Kunstrasen trug, das über und über mit Blumen bespickt war – wurde der kunterbunte Flickenclown zu mir gebracht. Dank seiner aufwendigen Schminke konnte ich zunächst gar nicht erkennen, was ihm fehlte und fragte ahnungslos nach. Bestürzt sah er mich an.
    Â»Na, schauen Sie doch mal hier!«, sagte er und zeigte auf seine rot-weiß geschminkte Stirn.
    Erst da fiel mir auf, dass sein Gesicht ausschließlich mit weißer Farbe geschminkt war, alles Rote war Blut. Eine circa drei Zentimeter große Platzwunde klaffte auf seiner Stirn.
    Verliebt streichelte die Blumenwiese ihrem Flickenclown über die Schulter.
    Â»Mein armer Held …«, gurrte sie liebevoll, und obwohl dem Helden das Blut in die Augen tropfte, strahlte er nicht weniger verliebt zurück.
    Â»Wie ist das passiert?«, fragte ich wie immer.
    Â»Er hat es für mich getan«, belehrte mich die Blumenwiese verzückt.
    Â»Eine Schlägerei?«, bohrte ich weiter.
    Die Blumenwiese kicherte selig.
    Â»Nein, nein, so schlimm war es dann doch nicht.«
    Â»Aber ich würde mich sofort für dich prügeln!«, warf der Flickenclown enthusiastisch ein.
    Â»Das weiß ich doch …«
    Wieder dieser selige Blick.
    Â»Würden Sie mir bitte sagen, wie es also dann passiert ist?«, unterbrach ich die beiden Turteltauben.
    Â»Wir standen beim Rosenmontagszug nebeneinander …«, begann der Flickenclown.
    Â»â€¦ und dann kam der Wagen mit den Sultanen …«, fuhr die Blumenwiese fort.
    Ich verstand nur Bahnhof.
    Â»Na, die haben doch immer die dicken Pralinenschachteln!«, erklärte der Flickenclown.
    Â»Richtig gute Pralinen! Die werfen sie tonnenweise!«
    Â»Und da hat sie zu mir gesagt, dass das ihre Lieblingspralinen sind …«
    Â»Ich liebe die! Besonders in Zartbitter!«
    Wieder dieser Blick. Ich verdrehte innerlich die Augen.
    Â»Also habe ich mich ganz nach vorne gekämpft …«
    Â»â€¦ und dann hat er versucht, eine Pralinenschachtel für mich zu fangen …«
    Â»Leider ist sie mir voll gegen die Stirn gedonnert … na ja, und so ist es halt passiert«, beendete der Flickenclown seine Schilderungen.
    Â»Ich finde es so süß, dass du das für mich gemacht hast«, himmelte die Blumenwiese ihren Pralinengladiator an.
    Â»Okay. Das muss geklammert, vielleicht auch genäht werden. Frau Doktor wird sich das anschauen. Ich muss nur schnell den Patientenbogen ausfüllen. Ihr Name?«, fragte ich den Flickenclown.
    Â»Stimmt!« Die Blumenwiese sah ihn überrascht an. »Wie heißt du eigentlich?
    Ich konnte es nicht fassen. Da wurde geflirtet und geschwärmt, als gäbe es kein Morgen, aber auf die Idee,

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