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Spür die Angst

Spür die Angst

Titel: Spür die Angst Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jens Lapidus
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haben, dachten viele von uns, dass sie sämtliche Marktanteile einfach so an sich reißen könnten und dass es nicht viele gäbe, die sich mit ihnen darum streiten würden. Dann kam das Friedensabkommen zwischen Hells Angels und Bandidos. Ihr erinnert euch an die Bedingungen. Keine der Gangs durfte expandieren. Sie saßen in Malmö, Helsingborg und noch zwei anderen Orten an der Westküste. Aber sie waren smart. Anstatt die Stammclubs zu erweitern, bildeten sich Hang-around-Clubs, Red & White Crew und Red Devils, X-Team und Amigos MC .
We are the people your parents warned you about,
wie sie selbst sagen. Brutale Kerle. Und heute wimmelt es in ganz Schweden nur so von ihnen, auch hier in Stockholm. Aber sie sind nicht die Einzigen. Die Gefängnisgangs sind inzwischen auch groß im Geschäft, Original Gangsters, Brödraskapet Wolfpack, Fucked For Life und so weiter. Anfänglich waren es lockere Zusammenschlüsse von jungen Kriminellen und halbstarken Schlägern. Aber heute sind sie fast genauso gut organisiert wie die Motorradgangs außerhalb des Knasts. Und mehr noch, die russische Mafia, estnische Ligen, ganz zu schweigen von der Naserliga, die wir ja nur allzu gut kennen, und die Polacken mit ihrem illegalen Import von Benzkutschen haben große Teile des Marktes an sich gerissen. Was ist also geschehen?«
    Stefanovic schaute einen nach dem anderen an. Sie waren gestandene Männer. Das, was er ihnen erzählt hatte, war nichts Neues. Und dennoch – man sah es ihren Blicken an – begriffen sie, dass die Jugos möglicherweise nicht mehr die Größten, Stärksten, Besten waren. Das Goldene Zeitalter war vorbei. Sie waren nicht länger alleiniger Herr im Revier.
    Nenad strich sich eine gewachste Haarsträhne zurück. »Ich kann euch sagen, was passiert ist. Sie lassen einfach zu viele Asylanten in unser Land. Verdammt, zuerst kamen die Kosovoalbaner, Nasers verruchte Jungs und die anderen. Dann all die ekelhaften Gambier – ihnen gehört ja allein schon die Hälfte des gesamten Heroins in der Stadt. Und die Russen, völlig krank, teilen sich das Geschäft mit dem Zigarettenschmuggel mit Bandidos. Fatale Allianzen. Schlimmer noch als die Kroaten, Slowenen und Amis zusammen. Macht die Grenzen dicht. Weist jede Person mit osteuropäischem Aussehen aus, die ihren mit Drogen vollgestopften Arsch über die Grenze setzt.«
    Stefanovic sagte: »An dem, was du sagst, ist was Wahres dran. Aber es sind nicht nur die neu hinzugekommenen Einwanderer, die die Konkurrenz vorangetrieben haben. Wir beobachten ständig neue Allianzen. Neue Gangs. Sie haben sich von uns und den Motorradgangs in den Staaten ’ne Menge abgeguckt. Wir haben allerdings gewisse Vorteile, denn wir kommen alle aus dem heiligen Serbien. Wir sprechen dieselbe Sprache, haben dieselben Gewohnheiten und Kontakte, sind einheitlich. Aber heutzutage reicht das nicht. Insbesondere jetzt, wo der Frieden gebrochen ist. Es findet ein neuer Krieg statt – und wir befinden uns mittendrin. Bisher sind zwei Bandidos, ein HA und ein OG abgeknallt worden. Aber auch wir haben Prügel einstecken müssen. Ihr wisst alle, was geschehen ist. Vor zwei Monaten ist einer der Unsrigen angeschossen worden, wurde schwer verletzt. Und es wird so weitergehen, wenn wir nichts gegen den Krieg und das Novaprojekt unternehmen. Ich habe darüber nachgedacht. Radovan hat darüber nachgedacht. Mrado und ich haben mit gewissen Leuten gesprochen, worüber ihr gleich mehr erfahren werdet. Kurzum, es gibt viel mehr Akteure als zum Beispiel noch vor fünf Jahren, der Frieden ist passé, und die Polizei stärkt ihren Einfluss mit diesem verdammten Novaprojekt. Sie haben es auf uns abgesehen, infiltrieren, beeinträchtigen unser Gleichgewicht. Wenn Leute aus gewissen Gruppierungen rausfallen, glauben andere, dass sie sie einfach übernehmen können. Wir bekriegen uns, anstatt zusammenzuarbeiten. Aber wir haben einen Vorschlag für die Lösung des Problems. Mrado wird euch davon berichten.«
    Stefanovic teilte Kopien aus, auf denen Namen standen. Erläuterte.
    »Das hier sind die Gangs, die die organisierte Kriminalität in Stockholm kontrollieren. Ich habe unter jedem Gangnamen notiert, welche Tätigkeiten sie in welchen Teilen der Stadt ausüben. Ihr seht zum Beispiel, dass die Hells Angels Garderoben in der ganzen Stadt betreiben, anteilig Drogenhandel, überwiegend in den südlichen Vororten, Einfuhr von chemischen Drogen, Spielautomaten über die gesamte Stadt verteilt sowie Schutzgelderpressung.

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