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Spür die Angst

Spür die Angst

Titel: Spür die Angst Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jens Lapidus
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Man muss letztlich nur alle miteinander abgleichen. Gucken, welche sich mit demselben Business befassen wie wir und wo sie es tun. Ich werde nun das Wort an Mrado weitergeben. Er hat bereits Kontakt zu einigen Gangs auf der Liste aufgenommen. Lösungsvorschläge diskutiert.«
    Goran beugte sich über den Tisch vor, als hätte er Bedenken, nicht gehört zu werden. »Ich verstehe, ehrlich gesagt nicht ganz, warum
wir
eine Lösung finden müssen. Ich sehe da kein Problem, denn mein Business funktioniert reibungslos. Und wenn jemand anders Probleme hat, muss er sie wohl selber lösen.«
    Deutliche Botschaft an Mrado und Nenad – ihr habt eure Aufgaben nicht gemacht.
    Stefanovic stützte sich mit beiden Händen auf dem Tisch ab. Die Ärmel seines Jacketts rutschten herunter über die Hemdsärmel und Manschettenknöpfe, die wie Minirevolver geformt waren. Beugte sich über den Tisch vor, ahmte Gorans Geste nach.
    »Da gibt’s nicht viel drüber zu diskutieren, Goran. Wir machen das hier zusammen. Wir wägen ab und analysieren, was für Radovan und uns am besten ist. Nicht nur für dich. Und wenn du das nicht kapierst, kannst du das Ganze gerne mit Radovan unter vier Augen erörtern.
End of story.
«
    Das zweite Mal heute, dass Goran ausflippte. Das zweite Mal, dass er eins auf die Nase bekam. Wie viel Scheiße ertrug Rado?
    Radovan saß ruhig da. Den Blick fest auf Goran gerichtet. Machtspiel.
    Goran starrte eine Mikrosekunde zurück. Nickte dann.
    Mrado räusperte sich. Er hatte seinen Part am Abend zuvor vorbereitet. Gewisse Abschnitte waren heikel, Goran könnte noch einmal ausrasten.
    »Wie Stefanovic schon gesagt hat, hab ich Kontakt zu einigen Gruppierungen aufgenommen. Unter anderem zu den Hells Angels und Original Gangsters. Und wir haben auch Lösungen gefunden, die die Aufteilung des Marktes betreffen. Nämlich die Bereiche, in denen wir aktiv sind, zwischen uns aufzuteilen. Die Gruppierungen arbeiten unterschiedlich. HA sind viel besser organisiert als Original Gangsters. Andererseits sind OG eher bereit, größere Risiken einzugehen, und sie haben bessere Kontakte in den Vororten. Ihr seht ja auf Stefanovics Papier, womit sie sich beschäftigen. HA konkurrieren mit uns in Bezug auf die Garderoben, das Kokain, die Einfuhr von Sprit. In den Bereichen Schutzgeld und Spielautomaten sind sie größer als wir. OG kümmern sich ums Kokain und decken gewisse Bereiche der Schutzgelder ab, dazu kommen diverse kurzfristig geplante Überfälle auf Sicherheitstransporte. Meiner Einschätzung nach stellen OG keine direkte Bedrohung für unsere eigenen Tätigkeiten dar. Sie können uns eigentlich egal sein. Aber nichtsdestotrotz könnten sie zum Beispiel im Zusammenschluss mit anderen Gruppierungen eine Konkurrenz darstellen, wenn diese auf dieselben Märkte setzen wie wir. Das bewirkt einen Dominoeffekt. Hells Angels sind beispielsweise bereit, eine Aufteilung betreffend der Spriteinfuhr oder der Garderoben zu diskutieren. Ich und Stefanovic verfolgen das Ganze weiter. Ich werde mich noch mit anderen Personen treffen und hören, was wir machen können. Mit den Gambiern, Bandidos, Brödraskapet Wolfpack et cetera. Der Punkt ist, dass wir uns gegen diese Novascheiße wappnen und den Krieg beenden müssen. Ihr wisst ja selbst, keiner will als Verräter dastehen, aber während eines Krieges pfeift so mancher auf seine Ehre. Lässt die Leute hochgehen, anstatt sie Mann gegen Mann kaltzustellen. Das Novaprojekt profitiert letztlich davon, dass jeder gegen jeden kämpft.«
    Mrado fuhr mit seinen Erklärungen fort. Beschrieb die verschiedenen Gangs. Die Ligen, die die Stadt regierten. Gefährliche Allianzen und Clans. Ethnische, rassenbedingte und geographische Gruppierungen.
    Die Männer saßen schweigend da. Keiner wollte seinen Markt aufgeben. Und dennoch – alle verstanden das Problem. Das Wichtigste: Keiner wollte Streit mit Radovan.
    Mrado musste an die Stimmung denken, die in der letzten Zeit zwischen ihm und Radovan herrschte. Rado war nicht ganz zufrieden. Nach diesen Ausführungen dürfte sich Radovans Einstellung allerdings geändert haben. Mrado hatte mit der Marktaufteilung einen Riesenjob angepackt.
    Er beendete seinen Vortrag.
    Radovan dankte Stefanovic und Mrado.
    Alle schalteten ihre Handys wieder ein.
    Einige Minuten Smalltalk.
    Goran entschuldigte sich. Sagte, dass er losmüsse.
    Rado wirkte zufrieden. »Danke, dass ihr gekommen seid. Ich glaube, dass das hier der Start für etwas Neues, etwas Großes sein

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