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Spür die Angst

Spür die Angst

Titel: Spür die Angst Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jens Lapidus
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von hundertfünfzig Personen, die den Kern der organisierten Kriminalität in dieser Stadt bilden.«
    Goran grinste: »Woher haben sie denn diesen Unsinn bloß?«
    Stefanovic unterbrach ihn. »Sehr lustig, Goran. Bist du dumm, weil du eine Null bist, oder eine Null, weil du dumm bist?«
    Goran öffnete den Mund. Schloss ihn wieder, ohne ein Wort. Erinnerte irgendwie an einen Fisch.
    Radovan schaute ihn an. Meistens war Goran eigentlich sein Liebling – jetzt setzte er allerdings auf Seriosität. Mrado dachte: ein Minus für Goran.
    Stefanovic trank einen Schluck Mineralwasser. »Wir haben uns während der letzten fünf Jahre auf unsere fünf unterschiedlichen Tätigkeitsbereiche konzentriert. Darüber hinaus befassen wir uns ja, wie ihr wisst, noch mit ein paar anderen Spezialitäten, Frachtverschiebung, Steuerdeals und so weiter. Insgesamt setzen wir circa sechzig Millionen Kronen pro Jahr um. Abzüglich allgemeiner Kosten, den Kosten für die Geldwäsche und die Vergütung der Jungs. Dann landet man ungefähr bei einer Bilanz von fünfzehn, netto. Dazu kommen die Gewinne aus euren eigenen und unseren gemeinsamen legalen Tätigkeiten. Clara’s, Diamond und Q-court. Die Abrissfirma und die Videotheken et cetera. Ihr seid ja alle auf die eine oder andere Weise Teilhaber. Und ihr könnt gut davon leben. Aber die Branchen laufen unterschiedlich gut. Die Margen unterscheiden sich. Das Hurenbusiness läuft gut. Die Zigaretten sind okay. Koks läuft fantastisch. Oder, Nenad? Wie hoch ist das aktuelle Preisniveau?«
    Nenad sprach langsam. »Wir kaufen für vierhundertfünfzig ein. Verkaufen es zwischen neunhundert und elfhundert. Nach Abzug der Unkosten verdienen wir im Schnitt vierhundert per Gramm, vorausgesetzt, wir strecken es nicht.«
    »Das ist gut. Aber das Ganze kann noch besser werden. Wenn wir näher an die Quellen herankämen, könnten wir die Preise noch mehr drücken. Allerdings ist Kokain die riskanteste Branche. Man sollte nicht alles auf eine Karte setzen. Es ist wichtig, dass wir verschiedene funktionierende Tätigkeitsfelder gleichzeitig bedienen. Das Risiko mit Eis ist ziemlich hoch. Wir müssen beweglich bleiben und zwischen den unterschiedlichen Bereichen wechseln können, abhängig vom jeweiligen Verhältnis zwischen Risiko und Gewinn.«
    Radovan nickte.
    Mrado überraschte das Niveau des einleitenden Vortrags nicht. In einem Gespräch mit Stefanovic vor zwei Tagen hatte dieser ihm von den Instruktionen, die er von Radovan erhalten hatte, erzählt: »Die Präsentation ist für professionelle Geschäftsleute gedacht, die sozusagen mit Verbrechen handeln. Es muss sich um Zahlen, Statistiken drehen. Hintergrundanalyse, Prognosen, konstruktive Lösungen. Kein simples Gangstergequatsche.« Und dennoch: Mrado war erstaunt. Eine ungewöhnlich offene Beschreibung von Radovans Imperium. Sicherlich, Mrado und die anderen wussten ungefähr, welche Dimensionen Radovans Aktionsradius umfasste – aber es war das erste Mal, dass R selbst, mittels Stefanovic, die Zahlen im Detail nannte.
    Mrado betrachtete die Männer am Tisch.
    Alle in exquisiten Anzügen. Breite Schultern. Große Krawattenknoten, wie bei den Sportreportern in TV 4 . Breites Lächeln, als sie die Zahlen hörten.
    Radovan an der Schmalseite des Tisches. Den Kopf zurückgelegt, das Kinn nach oben gereckt. Vermittelte den Eindruck, als wollte er den Überblick über die anderen behalten. Konzentriert, knallharte Miene.
    Stefanovic: unauffälliges Äußeres. Doch Mrado wusste es besser – er war Radovans andere Gehirnhälfte.
    Goran saß mit über der Brust verschränkten Armen da. Nahezu genauso kräftig gebaut wie Mrado. Fast ebenso rebellisch wie ein aufmüpfiger Teenager. Beobachtete Stefanovic. Hörte zu und analysierte die Strategie. Vor sich hatte er einen Notizblock liegen.
    Nenad präsentierte sich im Stureplanstil. Nach hinten gegelte Haare, Anzug mit Nadelstreifen, rosafarbenes Hemd. Farblich passendes Seidentaschentuch in der Brusttasche. Was ihn allerdings verriet, war das serbische Kreuz, das auf seine Hände tätowiert war. Der Kokainkönig/Zuhälterboss sah genau so aus wie ein Kokainkönig/Zuhälterboss. Versuchte sich lässig zu geben: schleppende Stimme, langsame Bewegungen, aber immer nervös.
    Stefanovic stand auf. Machte ein paar Schritte vor und zurück. »Gestattet mir einen kurzen geschichtlichen Rückblick.«
    Goran machte sich Notizen.
    »Wir haben in den letzten Jahren Konkurrenz bekommen. Als sie Jokso 1998 kaltgemacht

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