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Spür die Angst

Spür die Angst

Titel: Spür die Angst Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jens Lapidus
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Kronen gekauft. Mama fand ihn entschieden zu teuer.
    Neben den zusammengelegten Tops stand eine Aufbewahrungsbox mit metallverstärkten Kanten. JW hatte sie noch nie zuvor gesehen. Stabiler grauer Karton. JW kannte die Marke. Man konnte sie bei Granit in Stockholm kaufen.
    Er nahm den Karton heraus und stellte ihn aufs Bett.
    Er war voll mit Postkarten.
     
    Eine halbe Stunde später waren die Postkarten gelesen. Alles in allem siebzehn Stück. Camilla hatte gut drei Jahre in Stockholm gewohnt, bevor sie verschwand. Während dieser Zeit war sie ganze drei Mal zu Hause gewesen. Margareta war traurig darüber. Bengt eher sauer.
    Aber Postkarten hatte sie offensichtlich geschrieben. Karten, die JW nie gesehen hatte und die Margareta aufbewahrt und in ihr Zimmer gelegt hatte. Möglicherweise fand sie, dass sie dort hingehörten. Als sei kein anderer Platz heilig genug, um die Fragmente des unabgeschlossenen Lebens ihrer Tochter zu verwahren.
    Das meiste, was sie schrieb, war ihm bekannt. Camilla beschrieb ihr Leben in Stockholm recht oberflächlich. Sie jobbte nebenbei in einem Café. Traf sich mit den anderen Bedienungen. Sie wohnte in einer Einzimmerwohnung auf Södermalm, die sie vom Besitzer des Cafés gemietet hatte. Sie ging aufs Komvux. Dann hörte sie im Café auf und begann in einem Restaurant. Einmal schrieb sie, dass sie Ferrari gefahren sei.
    Kein Wort über Jan Brunéus.
    Auf einigen Karten erwähnte sie ihren Freund. Er wurde nicht mit Namen genannt, aber eines war klar – der Freund war derjenige, der den Wagen besaß.
    Eine Postkarte, die letzte, enthielt Neuigkeiten für JW .
    Hej, Mama,
    Mir geht es gut. Hier ist alles in bester Ordnung, und ich habe aufgehört, im Restaurant zu arbeiten. Stattdessen jobbe ich jetzt als Barkeeper. Verdiene richtig gut. Hab mich entschieden, das Komvux abzubrechen. Nächste Woche werde ich mit meinem Freund nach Belgrad fahren.
    Grüße an Papa und Johan!
    Küsschen+Umarmung/Camilla
    Das war etwas, was JW nicht gewusst hatte. Dass Camilla in Belgrad gewesen war oder zumindest geplant hatte, dort hinzufahren. Mit ihrem Freund.
    Er zog einfache Schlüsse daraus: Warum fuhr man nach Belgrad? Weil man von dort kam.
    Und wer kam von dort? Der Mann mit dem Ferrari.
    Er war also Jugo.

30
    Stefanovic als Dozent. Er kannte vermutlich das Konzept eines Unternehmensberaters nicht, aber wenn er bei Ernst & Young gearbeitet hätte, wären sie stolz auf ihn gewesen.
    Das Ganze war seriös. Durchorganisiert. Die Elite im Obergeschoss von Radovans Restaurant um einen Konferenztisch herum im VIP -Room versammelt. Radovan, Mrado, Stefanovic, Goran und Nenad. Das Gespräch wurde auf Serbisch geführt.
    Mrado: Verantwortlicher für die Garderoben und die Schutzgelderpressung.
    Stefanovic: Radovans Leibwächter und Finanzchef.
    Goran: Chef für den Sprit- und Zigarettenschmuggel.
    Nenad: größter Lieferant der Stockholmer Kokaindealer, der außerdem den Handel mit Nutten, die Wohnungsbordelle und den Call-Service leitete. Er stand für das gesamte Spektrum von Dienstleistungen. Nenad war unter den Kollegen derjenige, der Mrado am nächsten stand – bei ihm erkannte er denselben Drang, den er auch bei sich verspürte, nämlich sein eigener Herr zu sein. Nicht so wie Goran oder Stefanovic mit ihrer Arschkriecherei.
    Der Raum sowie das gesamte Restaurant waren vorher stundenlang durchsucht worden. Die Bullen waren in Alarmbereitschaft. Stefanovic hatte nach möglichen Wanzen gesucht: unter Tischen, Stühlen, hinter Lampen, unter Leisten. Hatte die Gäste in der Bar im Erdgeschoss gecheckt, verdächtig parkende Autos auf der Straße inspiziert und nach möglichen Kameras in den gegenüberliegenden Fenstern Ausschau gehalten. Das erste Mal seit mehr als anderthalb Jahren, dass sich Radovans komplette Liga live traf.
    Gefährlich.
     
    Stefanovic eröffnete das Szenario feierlich: »Meine Herren, vor fünf Monaten habe ich den Auftrag erhalten, darüber nachzudenken, was wir im Hinblick auf Nova unternehmen können. Ihr wisst, worum es geht. Die Polizei in Stockholm hat das Projekt vor einem halben Jahr ins Leben gerufen. Sie haben ihr Augenmerk auf uns und einige andere Gruppen gerichtet. Mehr als vierzig Personen sind bereits festgenommen worden, überwiegend Leute aus den westlichen Vororten. Dreißig von ihnen sind schon verurteilt. Der Rest sitzt in Erwartung eines Prozesses in seinen Zellen und fault vor sich hin. Wir alle, die sich in diesem Raum befinden, stehen ebenso auf ihrer Liste

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