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Spuk in Pompeji

Spuk in Pompeji

Titel: Spuk in Pompeji Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Franjo Terhart
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des Feindes eroberten, oder einfach nur Versteck- und Fang-mich-Spiele, alles hatten sie hier schon in Szene gesetzt. Ursprünglich hatten Marcellus und Aemilius vorgehabt, die Mädchen hier mit heulenden Seelen aus dem Hades zu erschrecken, aber seit Marcellus von den Gespensterdiebstählen berichtet hatte, dachte keiner der beiden mehr daran.

    »Wir werden uns heute Nacht in der Via Abundantiae auf die Lauer legen«, erklärte Aemilius.
    »Meinst du, Vater wird das erlauben?«, fragte Aemilia zweifelnd.
    »Wir müssen es darauf ankommen lassen«, erwiderte ihr Bruder achselzuckend. »Mutter hat versprochen, ihn zu fragen.«
    »Aber wir werden nur beobachten!«, forderte Carilla, die etwas ängstlich war.
    »Bei allen Götter, ja«, stimmte ihr Bruder zu. »Wir wollen doch nur feststellen, wer hinter der Sache steckt. Wir beobachten alles so, dass man uns nicht entdeckt. Dann informieren wir die Ädilen, die wissen dann schon, was zu tun ist.« Marcellus wirktezuversichtlich und die anderen nickten zustimmend. Sie waren sich sicher, dass es ihnen gelingen würde, Entscheidendes über diesen merkwürdigen Spuk herauszubekommen . »Sollen wir nicht Ferox mitnehmen?«, fragte Aemilia.
    »Oh ja!«, rief Marcellus begeistert. »Wenn wir den von der Kette lassen, möchte ich nicht in der Haut des Gespensts stecken.«
    Alle feixten und freuten sich auf das bevorstehende Abenteuer.

Zehn Augen in der Dunkelheit
    Dies Solis
(Sonntag), 20.   August 79 n.   Chr.
     
    Tief in der Nacht, der Anbruch des neuen Tages war nicht mehr weit entfernt, warteten die Freunde gebannt darauf, ob der Spuk sich erneut zeigen würde. Den ganzen Nachmittag des Vortags hatten die Kinder damit zugebracht, gute Beobachtungsposten auszumachen. Jetzt hatten sie sich im oberen Teil der Via Abundantiae verteilt. Zehn Augen starrten und horchten hinaus in die Dunkelheit. Auch Ferox, der treue Wachhund der Familie des Bäckers, war mit dabei.
    Marcus Mesonus hatte ihnen erlaubt, sich auf die Lauer zu legen, aber Apollonia hatte darauf bestanden, dass sie den Hund mitnahmen, damit ihnen nichts passierte.
    Aemilia hielt ihn an seiner Kette fest. Das Tier mit den scharfen Zähnen, dem kantigen Schädel unddem breiten Maul wartete ruhig wie ein Löwe auf der Lauer. Ferox war zahm, aber nur für jene, die er als seine Freunde ansah.
    Lange Zeit geschah nichts Auffälliges. Betrunkene torkelten vorüber, eilige Bürger huschten zurück in ihre Häuser und zwei Soldaten kamen laut schwatzend vom Hafen herauf. Niemand der Vorübergehenden nahm Notiz von den Kindern oder dem Hund. In der Ferne rumpelten Wagen über die gepflasterten Straßen. Sie belieferten, wie jede Nacht, die Geschäfte mit Waren.
    Doch auf einmal vernahmen die Kinder ein seltsames Geräusch: Es schien vom Haus von Pinarius Cerialis zu kommen. Der glatzköpfige Mann handelte mit Edelsteinen und Silberbroschen. Cerialis galt bei den Bewohnern der Straße als reich, weil sein Schmuck in Pompeji sehr geschätzt wurde.
    Was konnte das sein? Plötzlich war Aemilius, der bis dahin wie alle anderen gegen seine immer größer werdende Müdigkeit angekämpft hatte, hellwach. Vorsichtig lugte er um eine Hausecke und starrte hinaus in die Dunkelheit. Nichts Ungewöhnliches war zu sehen. Nur der fast volle Mond, der zwischenden Wolken hin und wieder hervorlugte, spendete etwas Licht. Zwei Häuser vor Aemilius auf der anderen Straßenseite, wo Marcellus auf der Lauer lag, bewegte sich ein Schatten. Offenbar hatte auch Marcellus das Geräusch gehört und nachgesehen, was los war. Von den beiden Mädchen war nichts zu sehen. Marcellus machte ein kurzes Handzeichen und gab Aemilius so zu verstehen, dass er etwas entdeckt hatte und etwas Besonderes vorging.
    Wenig später tauchte ein schattenhaftes kleines Wesen auf, das aufrecht auf zwei Beinen ging. Es trug einen dunklen, knielangen Umhang. Auf seinem Kopf erkannte Aemilius im Mondlicht zwei kleine Hörner. Dem Jungen lief ein Schauer über den Rücken, als er kurz darauf das Gesicht des unheimlichen Wesens erblickte: weiß mit zwei lavaroten Augen! Das Gespenst öffnete sein mit messerscharfen Zähnen bewehrtes Maul. Ein unheimlicher heller Schrei entrang sich seiner behaarten Kehle.
    Aemilius erstarrte. Im selben Augenblick hörte er die Entsetzensschreie der beiden Mädchen. Carilla und Aemilia waren also nicht eingeschlafen, sondern sahen, was er sah!
    Auch Marcellus beobachtete das seltsame Wesen. Es starrte nun in seine Richtung.
    ›Ein

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