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Spuk nach Mitternacht

Spuk nach Mitternacht

Titel: Spuk nach Mitternacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Ecke
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beschwörend. „Ich war nie ein Held. Ich hatte schon immer Angst vor allen möglichen Dingen. Vor der Nacht, der Dunkelheit, vor Einbrechern, vor Bienen, Spinnen und Schlangen. Angenommen, die Bande gibt Ihnen dort draußen eines über den Kopf, was dann? Dann sitze ich hier gefangen wie in einem Käfig!“
    „Also gut, Herr Brommel, bleib’ ich also im Haus!“ Balduin Pfiff ergab sich seufzend in sein Schicksal. „Gehen wir dorthin, wo Sie sich gewöhnlich um diese Zeit aufhalten!“
    Anton Brommel war sichtlich erleichtert. Voller Eifer erklärte er: „Wenn ich nicht schon oben im Bett liege oder im Wohnzimmer Fernsehen gucke, sitze ich meist im Kaminzimmer. Die zweite Tür dort...“

    Es war 23 Uhr 14.

    Balduin Pfiff schlug die Richtung zur besagten Tür ein. Bevor er eintrat, wandte er sich noch einmal um. „Wo ist die Küche?“ fragte er Anton Brommel, der sich so dicht hinter ihm gehalten hatte, daß er jetzt auf Balduin Pfiff aufprallte. „Hoppla!“ sagte er, und seine bleichen Ohren wurden wieder einmal rot.
    „Da ist die Küche!“ Er zeigte zur Tür gegenüber.
    Balduin Pfiff nickte, und sein Daumen stupfte sein pralles Bäuchlein.
    „Er hat wieder gebrummt! Gehen Sie in die Küche, und überraschen Sie ihn!“
    „Sie können in sooooo einem Augenblick essen??“ Anton Brommel wäre nicht überraschter gewesen, hätte Balduin Pfiff in diesem Augenblick einen lebenden Elefanten verlangt.
    „Nachts bin ich immer hungrig, hehehehehe... Und besonders dann, wenn es spannend wird. Also, spielen Sie mal Kellner, ich geh’ inzwischen in den Speisesaal. Wo ist der Lichtschalter?“
    „Neben der Tür... Mein Gott, Herr Pfiff, ich glaube, Sie halten diese bedrückende Angelegenheit für einen Spaß... Essen... Jetzt essen...“

Das große Warten

    Balduin Pfiff sah sich in dem Raum, Kaminzimmer genannt, um. Polstersessel, ein großer runder Couchtisch, zwei Stehlampen, eine Standuhr und ein Aquarium mit Skalaren fielen ihm zuerst auf. Dann entdeckte er an der rechten Wandseite mittelalterliches Kriegsgerät, zwischen dem kleine orientalische Gebetsteppiche hingen. Ein Globus auf einem halbhohen Tischchen und ein paar Topfpflanzen vervollständigten die Einrichtung, die trotz eines gewissen Durcheinanders Wärme und Gemütlichkeit ausstrahlte. Nur eines suchte der Detektiv vergeblich — den Kamin. Statt dessen gab es einen wunderschönen Kachelofen, der fast bis zur Decke reichte und der an zwei Seiten von Polsterbänken umgeben war. 23 Uhr 44.
    Anton Brommel hatte die Oberbeleuchtung aus- und eine der Stehlampen eingeschaltet. Während sich Balduin Pfiff im Sessel räkelte und ein belegtes Brot nach dem anderen in den Mund schob, saß Herr Brommel auf der Bank am Kachelofen.
    „Sagen Sie mal, Herr Brommel“, erkundigte sich der Detektiv kauend, „haben Sie wohl zufällig Kartoffelchips in Ihrer Burg?“ Herr Brommel schluckte, schloß zwei Atemzüge lang verzweifelt die Augen und dachte: „Während ich vor Graus Gänsehaut habe, schlägt sich dieser Zwerg den Bauch voll.“ Doch dann, erschrocken über seine verwegenen und respektlosen Gedanken, schüttelte er lebhaft sein Haupt mit den großen bleichen Ohren.
    „Kartoffelchips? Nein, nein, keine Kartoffelchips. Alles, was da war, habe ich Ihnen gebracht, Herr Pfiff.“
    „Keine Kartoffelchips, keine Buttermilch... auf Besuch scheinen Sie überhaupt nicht eingerichtet zu sein, was?“ maulte der kleine Detektiv.
    „Unsere Besucher verlangen in der Regel weder Kartoffelchips noch Buttermilch“, verteidigte sich Herr Brommel leise. Und mit deutlichem Unbehagen in der Stimme fügte er hinzu: „Sind Sie denn noch nicht satt? Sie essen jetzt seit genau einer halben Stunde ohne Unterbrechung.“
    Balduin Pfiff winkte ab. „Das ist gar nichts. Mein Rekord steht auf zwei Stunden und zwölf Minuten. Das war im ,Hotel zur karierten Matratze’. Dort habe ich im Speisesaal einem diebischen Zimmermädchen aufgelauert. Hehehehihihihi, hat die dumm geguckt, als ich plötzlich unter einem Tisch auftauchte...“
    „Wir haben unten im Keller noch süßsauer eingemachte Bohnen. Meine Frau hat sie selbst eingelegt. Wenn Sie wollen, dann...“ Herr Brommel brach mitten im Satz ab. Der Gedanke, allein in den Keller gehen zu müssen, ließ ihm augenblicklich die Haare zu Berge stehen.
    „Im Augenblick gelüstet’s mich nicht nach Bohnen. Seit wann ist Ihre Familie eigentlich verreist?“
    „Seit vierzehn Tagen.“
    „Hm...“
    „Erinnern Sie sich noch

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