Spuren im Nichts
weiteten sich. »Ich würde vorschlagen, wir stellen unsere Bemühungen ein und machen das Beste aus der Situation …«
»Cyrus …«
»Ich liebe dich, Kim. Was kümmert es uns, ob die Sterne aufgehen oder nicht?«
Shepard weckte sie um sieben. Orangensaft und Toast erwarteten sie. »Weißt du«, sagte die KI, »er ist kein leitender Commander.«
»Ich weiß«, antwortete sie.
»Möchtest du, dass ich …?«
Der Saft war köstlich. »Lass das Programm so, wie es ist«, sagte sie.
»Wie du meinst, Kim.« Die KI lachte sie an. »Und du hast einen Anruf. Von Professor Tolliver.«
Um sieben Uhr morgens? »Stell ihn durch«, befahl sie.
Sheyel Tolliver war alt geworden. Seine Energie war aus ihm gewichen. Das Gesicht war blass, und sein Bart, damals voll und schwarz, war ergraut. Doch er lächelte, als er sie erblickte. »Kim«, sagte er. »Ich muss mich wirklich entschuldigen, dass ich so früh anrufe, aber ich wollte Sie unbedingt sprechen, bevor Sie zur Arbeit fahren.«
»Es ist schön, von Ihnen zu hören, Professor. Wir haben uns lange nicht mehr gesehen.«
»Ja, das haben wir.« Er saß gegen einen Stapel Kissen gelehnt auf einem kostbar geschnitzten Stuhl mit Armlehnen, die wie Drachenklauen geformt waren. »Ich habe Sie gestern Nacht gesehen. Sie sind sehr gut.« Kim war in fast allen Nachrichten gewesen. »Ich sollte Ihnen übrigens gratulieren. Sie haben ausgezeichnete Arbeit geleistet.«
Sie ließ ihn sehen, dass ihr die Arbeit nicht sonderlich gefiel. »Es ist schließlich nicht das Gebiet, das ich mir ausgewählt habe.«
»Ja.« Er blickte unbehaglich drein. »Man weiß vorher nie, wie sich die Dinge entwickeln, schätze ich. Wenn ich mich recht entsinne, wollten Sie Astronomin werden, nicht wahr?«
»Astrophysikerin.«
»Aber Sie machen sich ausgezeichnet hinter dem Rednerpult. Und ich dachte immer, Sie hätten bestimmt eine gute Historikerin abgegeben.«
»Danke sehr. Ich weiß das zu schätzen.«
Seine Stimmung verdüsterte sich, und er wurde ernst. »Ich muss dringend mit Ihnen reden, Kim. Es ist eine sehr ernste Geschichte, und ich möchte, dass Sie mich zu Ende anhören.«
»Warum sollte ich das nicht tun, Professor?«
»Sparen Sie sich diese Frage noch ein paar Minuten, Kim. Lassen Sie mich zuerst selbst ein paar Fragen über das Leuchtfeuer-Projekt stellen. Haben Sie irgendwelchen Einfluss darauf?«
»Nicht den geringsten«, antwortete sie. »Ich erledige ihre PR, das ist alles.«
Er nickte. »Zu schade.«
»Warum? Was hat das zu bedeuten?«
Er wog seine Antwort gründlich ab, bevor er sprach. »Ich möchte, dass es aufgehalten wird.«
Sie starrte ihn entgeistert an. »Warum?« Sicher, es hatte ein paar Initiativen gegeben, die das Anzünden von Sternen als unmoralisch hingestellt hatten, obwohl nicht einmal ein Ökosystem in Mitleidenschaft gezogen wurde. Doch sie konnte einfach nicht glauben, dass ihr alter, klar und logisch denkender Lehrer irgendetwas mit diesen Leuten zu tun hatte.
Er rückte seine Kissen zurecht. »Kim, ich halte es nicht für angebracht, unsere Anwesenheit lautstark zu verkünden, obwohl wir nicht genau wissen, wer oder was dort draußen lauert.«
Ihr Respekt vor ihm sank augenblicklich um mehrere Stufen. Das war die Art von Vorurteil, die sie von jemandem wie Woodbridge akzeptieren konnte, jemandem, für den Wissenschaft nichts weiter war als ein Weg zu immer besserer Technik. Doch von Sheyel?
»Ich denke wirklich, dass jegliche Besorgnis in dieser Richtung unbegründet ist, Professor.«
Er legte einen Zeigefinger unter das Kinn. »Wir haben eine Gemeinsamkeit, die Ihnen wahrscheinlich nicht bewusst ist, Kim. Yoshi war meine Urenkelin.«
»Yoshi …?«
»… Amara.«
Kim stockte der Atem. Yoshi Amara war die andere Frau im Taxi von Emily gewesen. Und außerdem eine der Kolleginnen ihrer Schwester an Bord der Hunter auf ihrer letzten Mission.
Beide Frauen waren mit der Hunter von einer weiteren ergebnislosen Suche nach außerirdischem Leben zurückgekehrt, einer Suche, die durch Fehlfunktionen in der Ausrüstung kürzer als geplant verlaufen war. Sie waren im Orbitalaufzug nach Terminal City gekommen, wo sie im Royal Palms Hotel ein Zimmer gebucht hatten. Sie waren in das Taxi gestiegen und spurlos von dieser Welt verschwunden.
»Sie haben Recht«, antwortete Kim. »Davon wusste ich nichts.«
Er griff neben sich, nahm eine Tasse auf und nippte daran. Dünner Dampf kräuselte sich vor seinem Gesicht. »Ich erinnere mich noch, wie es war,
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