Spuren im Nichts
sie am dreißigsten März eintrafen. Es war eine Ironie des Schicksals, dass ausgerechnet die Hunter, deren Eigner ein Vermögen mit der Wartung und Reparatur von Sprungmotoren verdient hatte, eine derartige Panne erlitt. Nichtsdestotrotz …«
Da war es.
»In Ordnung«, sagte Kim in einem Tonfall, der erkennen ließ, dass sie immer noch nichts Ungewöhnliches an alledem erkennen konnte.
Er produzierte ein Bild. Yoshi, Tripley und Emily in Overalls der Stiftung. Yoshi besaß scharf geschnittene Wangenknochen und fesselnde schwarze Augen. Ein weißes Kopftuch unterstrich ihre Jugend. Kim entdeckte ein Monogramm auf dem Tuch und fragte ihn danach.
»Es ist ein Halbmond«, erklärte er. Sein Blick glitt in die Ferne. »Sie mochte Halbmonde und Sicheln. Sie hat sie gesammelt und besaß zahlreichen Schmuck und Monogramme in Sichelform.
Jedenfalls, eine Stunde oder so, nachdem die Hunter an Sky Harbour angedockt hatte, rief Yoshi mich an.«
Das erweckte Kims Neugier. »Sie hat Sie angerufen? Was hat sie gesagt?«
»Großvater, wir sind auf Gold gestoßen.«
»Gold?«
»Richtig. Sie sagte, sie würde sich bald bei mir melden und dass sie im Augenblick nicht mehr sagen könnte. Und sie bat mich, mit niemandem darüber zu sprechen.«
»Sheyel …«
»Es kann nur eins bedeuten.«
Kim versuchte, ihre Frustration zu verbergen. »Vielleicht hat sie von einer Romanze gesprochen?«
»Sie hat gesagt ›wir‹.«
»Haben Sie mit Kane geredet?«
»Selbstverständlich. Er beharrte darauf, dass nichts Außergewöhnliches geschehen wäre. Er sagte mir, dass es ihm Leid täte mit den anderen, alle drei innerhalb weniger Tage nach der Rückkehr verschwunden, doch er hatte keine Ahnung, was aus ihnen geworden war.«
Sie saß lange Zeit vor dem Schirm und starrte ihn an. »Sheyel«, sagte sie nach einer ganzen Weile, »ich weiß wirklich nicht, was ich Ihrer Meinung nach unternehmen soll.«
»Also gut.« Sein Gesichtsausdruck verriet keinerlei Emotion. »Ich verstehe.«
»Um ehrlich zu sein, Sie haben nichts erzählt, was mich hätte überzeugen können, dass sie einen Kontakt hatten. Und das soll ich doch wohl aus Ihren Worten schlussfolgern, oder nicht?«
»Ich weiß es zu schätzen, dass Sie mich angehört haben, Kim.« Er streckte die Hand aus, um die Verbindung zu beenden.
»Warten Sie«, sagte Kim. »Wir haben beide jemanden bei diesem Zwischenfall verloren. Das ist schmerzhaft. Insbesondere, weil wir nicht wissen, was passiert ist. Meine Mutter hatte Alpträume bis zu ihrem Tod.«
Sie atmete tief durch. Jetzt wäre ein guter Zeitpunkt gewesen, um das Gespräch zu beenden. »Gibt es sonst noch etwas, das Sie mir bisher verschwiegen haben?«
Er sah sie einen langen Augenblick lang an. »Sie haben von Kontakt gesprochen. Ich denke hingegen, sie haben etwas mit zurückgebracht.«
Das Gespräch war längst viel zu exotisch, als dass sie noch überrascht reagiert hätte. Trotzdem war sie verblüfft. »Was meinen Sie mit ›etwas‹?«
»Ich weiß es nicht.« Seine Augenlider flatterten, und er schien einmal mehr in weite Fernen entrückt. »Lesen Sie die Berichte über die Auswirkungen im Severin Valley. Noch Jahre nach der Explosion behaupteten die Menschen, sie hätten in den Wäldern Dinge gesehen. Lichter, Erscheinungen. Es gibt Berichte von Pferden und Hunden, die fast verrückt geworden sind.«
Kim schämte sich, dass sie ihn so erlebte, und er spürte es.
»Sie haben die Stadt verlassen«, beharrte er. »Sie haben sie verlassen.«
»Sie haben die Stadt verlassen, weil die Explosion einen Damm geschwächt hatte. Die Reparaturen wären zu kostspielig gekommen, also förderten die Behörden stattdessen jeden, der bereit war umzuziehen. Außerdem litten alle an bösen Erinnerungen.«
»Sie haben den Damm abgerissen«, widersprach Sheyel, »weil alle weggezogen sind. Kim, ich war dort. Dort oben gibt es tatsächlich etwas.«
Sie lauschte den Luftströmungen, die durch das Zimmer wehten. »Haben Sie je etwas mit eigenen Augen gesehen, Sheyel?«
»Ich habe es gespürt, Kim. Fahren Sie hinauf und sehen Sie selbst. Nach Einbruch der Dunkelheit. Ich bitte Sie, tun Sie wenigstens das. Das ist alles, worum ich Sie bitten möchte.«
»Sheyel …«
»Aber gehen Sie nicht allein.«
2
Wir werden womöglich niemals herausfinden, was genau am Mount Hope geschehen ist. Diejenigen, die immer noch behaupten, dass in jener Aprilnacht ein geheimes Regierungsprojekt schief gelaufen sei, müssen erklären, wie
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