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Spurlos in der Nacht

Spurlos in der Nacht

Titel: Spurlos in der Nacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unni Lindell
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geschlossen. Er lief die Treppen hoch und drückte auf den Klingelknopf. In der Ferne hörte er eine Blaskapelle. Die Tür wurde geöffnet und ein Wächter in weißem Hemd und dunkler Hose blickte ihn neugierig an.
    Cato Isaksen zog seinen Dienstausweis hervor, er wusste schon gar nicht mehr, das wievielte Mal an diesem Nachmittag das war. Der Wächter schaute ihn verwundert an. Der hochgewachsene dünne Mann von Mitte vierzig wirkte nicht gerade hilfsbereit.
    «Ich bin mit einem Fall beschäftigt», sagte Cato Isaksen so ruhig er konnte. «Und in diesem Zusammenhang muss ich in Alf Boris Moens Büro nach bestimmten Unterlagen suchen.»
    «Moen. Der arbeitet im Archiv, nicht wahr?»
    Cato Isaksen nickte.
    «Ich kann Sie jetzt natürlich nicht hereinlassen», sagte der andere gelassen.
    «Das müssen Sie aber», erklärte Cato Isaksen mit kalter Stimme. «Es geht um Leben und Tod.»
    Der Wächter grinste. «So schlimm wird's ja wohl nicht sein», sagte er.
    Cato Isaksen dachte fieberhaft nach. Wie sollte er den Wächter dazu bringen, ihn einzulassen?
    Der Mann in dem weißen. Hemd musterte ihn resigniert. «Moen ist ein anständiger Typ», sagte er. «Er arbeitet schon seit Jahren hier. Er fehlt fast nie.»
    «Ich muss sein Büro durchsuchen.»
    «Spielen Sie Detektiv?», fragte der Wächter ironisch. Aber er verkniff sich diese Munterkeit, als er Cato Isaksens düsteres Gesicht sah. «Was ist denn eigentlich passiert?», fragte er ein wenig umgänglicher.
    «Ich kann nur sagen, dass es um einen Mordfall geht», sagte Cato Isaksen vertraulich. «Ich weiß, dass endlose Prozeduren nötig sind, ehe Sie mich in Moens Büro lassen können, aber ich flehe Sie an. Ich habe sehr wenig Zeit.»
    «Sie können nicht warten, bis ...»
    «Nein!»
    Der Wächter blickte ihn voller Missbilligung an, dann hielt er die Tür für ihn auf und ließ ihn herein. Cato Isaksen ging erleichtert an ihm vorbei in die Rezeption. «Lassen Sie mich noch einmal Ihren Dienstausweis sehen», bat der Wächter. Cato Isaksen merkte, dass er die Geduld verlor. Er zog den Ausweis hervor und knallte ihn auf den Rezeptionstresen. «Jetzt müssen Sie mir Moens Büro zeigen», sagte er und merkte, wie seine Stimme zwischen den hohen Mauern widerhallte. Der Wächter sah sich den Ausweis sorgfältig an, gab ihn zurück und ging dann vor ihm her die Treppe hoch.
    «Ich hoffe nur, dass das hier kein Nachspiel hat», sagte er beunruhigt.
    «Bestimmt wird es das, wenn Sie mir nicht helfen.» Cato Isaksen konnte jetzt nicht mehr freundlich sein.
    «Ihnen ist ja wohl klar, dass mich das hier meinen Job kosten kann.» Der Wächter drehte sich halbwegs zu ihm um und ging weiter die Treppe hoch.
    «Ich garantiere Ihnen, dass das nicht passieren wird», sagte Cato Isaksen energisch.
    Sie gingen durch einen Gang mit grauem, leuchtend blankem Boden. «Hier ist das Archiv», sagte der Wächter und zeigte auf eine Bürolandschaft mit hohen Aktenschränken und Schubladen und langen Reihen von Ordnern, von der Decke bis zum Fußboden.
    Cato Isaksen schaute sich verzweifelt um. Das hier hatte er nicht erwartet. Wo in diesem riesigen Raum anfangen zu suchen? Er hatte gehofft, dass Alf Boris Moen ein eigenes Büro hatte. Das sagte er auch dem Wächter, und der konnte mitteilen, dass das auch der Fall war. «Moen hat ein Büro. Das liegt hier hinten.»
    Sie gingen weiter durch den Gang. Moens Büro lag ganz hinten links. Der Wächter ließ die Schlüssel klirren und schloss die Tür auf. «Können Sie mir mehr über diesen Mordfall sagen», fragte er neugierig.
    «Leider nicht», sagte Cato Isaksen zerstreut.
    Das Büro war etwa fünfzehn Quadratmeter groß. Cato Isaksen schaute sich suchend um. Die Wände waren grau und am Fenster hingen neutrale Vorhänge. Cato Isaksen trat ans Fenster. Er schaute auf das alte Logenhaus, das an diesem Tag geflaggt hatte.
    Im Büro herrschte Ordnung, und an der Wand hing nur ein Bild. Eine Schwarzweißaufnahme der Festung Akershus. Die Schlichtheit bildete einen grellen Kontrast zu der leicht heruntergekommenen Üppigkeit in der John-Colletts-Allee 51.
    Cato Isaksen trat an die Bücherregale, die gekennzeichnete Ordner enthielten. Sie standen in mehreren Reihen nebeneinander. Er zog zwei davon heraus, betrachtete sie und stellte sie zurück.
    Er zog den Schreibtischstuhl zu sich, und der rollte über den Boden. Die Schreibtischschubladen waren abgeschlossen.
    «Verdammt», fluchte er, und der Wächter in der Türöffnung musterte ihn

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