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Spurlos in der Nacht

Spurlos in der Nacht

Titel: Spurlos in der Nacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unni Lindell
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machte er sich über sie lustig und schob sie von sich fort. «Verzeihung», sagte er, «so war das nicht gemeint, aber man kann einfach nicht immer alles wissen. Das wollte ich nur damit sagen.»
    Maiken Stenberg biss sich in die Unterlippe. Dann nickte sie.
    «Wart nur ihr beide bei ihm?»
    «Lars und Haakon waren auch da. Aber nicht nur Kenneth war sauer. Kathrine war an dem Abend auch sauer, wissen Sie. Sie hatte sich mit Tage gestritten. Er ist ein Trottel, er ist immer gemein zu Kathrine. Er möchte sie am liebsten los sein.»
    «Ach was?»
    «Ich glaube, er hat ihr das Geld für eine Hose verweigert.»
    Cato Isaksen lächelte kurz. Der Ausdruck, «er hat ihr das Geld verweigert» belustigte ihn. «Weißt du genau, dass es darum ging?»
    Maiken Stenberg schüttelte den Kopf. «So genau weiß ich das nicht, aber ich glaube, schon. Kathrine hat sich so gern Kleider gekauft. Tage fand sie verwöhnt. Er war immer sauer, wenn wir bei ihr waren. Irgendwie gereizt. Sowas merkt man doch. Aber er war nie so, wenn ihre Mutter dabei war, fast nie jedenfalls.»
    «Wart ihr an dem Abend bei Kathrine zu Hause?»
    «Nein. Ich glaube, die Mutter und Tage waren bei der Arbeit, es wäre also möglich gewesen.»
    «Aber ihr wart nicht dort?»
    «Nein.»
    «Und was ist dann passiert?»
    «Dann sind wir hergekommen. Lars, Haakon und Kathrine und ich. Wir waren eine Weile im Gartenhaus. Da gehen wir ab und zu hin. Dann ist Kathrine gegangen. Die anderen waren noch eine Weile hier.»
    «Wann ist sie gegangen?»
    «Das weiß ich nicht mehr genau. So gegen halb elf, vielleicht. Ich habe nicht auf die Uhr geschaut. Sie hat auch noch einmal angerufen. Einfach nur, um zu reden.»
    «Worüber denn?»
    «Über nichts Besonderes.»
    «Und du hast sie als Letzte gesehen?»
    Maiken Stenberg steckte den Zeigefinger in den Mund. «Das weiß ich doch nicht», sagte sie unglücklich. «Aber ich glaube schon. Ich hab sie zum Kiesweg gebracht, dann bin ich zu Lars und Haakon zurück gegangen.» Sie schluckte zweimal energisch und ihre Augen wurden feucht.
    «Und wann sind Lars und Haakon gegangen?»
    «Lars kurz nach Kathrine. Haakon war noch eine Weile hier.» Sie errötete.
    «Bist du mit Haakon zusammen?»
    «Nein», sagte sie schnell.
    «Hatte Lars den Wagen mit?»
    «Ja.» 
    Cato Isaksen trommelte mit den Fingern auf dem Tisch. «Du hast gesagt, Kenneth habe zu fast nichts Lust, wie ist das zu verstehen?»
    «Er hatte nur Lust auf irgendwelchen Blödsinn, aber er wollte fast nie ins Kino gehen oder so. Er fand es besser Videos zu mieten und im Keller anzusehen. Wir waren immer viel bei ihm oder hier, aber nie bei Kathrine. Ihre Mutter hat sich darüber geärgert. Sie hat es mir einmal gesagt, aber Tage war schuld daran. Der kann irgendwie keinen Lärm leiden. Ich glaube, er hat sein Boot lieber als Kathrine.»
    «Ach.»
    «Wirklich. Das liegt unten beim Aquarium. Wissen Sie, wo das ist?»
    Cato Isaksen schüttelte den Kopf.
    «Gleich unterhalb der Havnegate.»
    Der Ermittler erhob sich und trat ans Fenster. Maikens Bruder war vor einem roten Häuschen beschäftigt, das mit Maschendraht umgeben war.
    «Habt ihr Hühner?», fragte Cato Isaksen.
    «Ja», sagte Maiken. «Mein Vater macht so alles Mögliche. Er hat auch viele Pflanzen.» Sie zeigte auf die Parzellen, in denen der Boden noch braun und unberührt da lag. «Er wird sicher bald welche setzen.»
    «Ich möchte wissen, was du damit meinst, dass Kenneth nur Lust auf Blödsinn hatte.»
    Maiken Stenberg gab keine Antwort. «Der Kaffee in der Thermoskanne ist noch warm», sagte sie. «Vom Frühstück her. Möchten Sie eine Tasse?»
    Cato Isaksen nickte zerstreut. Die Zeit verflog. Er musste bald aufbrechen, wenn er mit Vetle auf diesen Informationsabend wollte. Während Maiken eine Tasse aus dem Schrank nahm, blieb er stehen und sah durch das Fenster ihrem Bruder zu. Der war ziemlich mollig, trug grüne Gummistiefel und eine blaue Daunenjacke. «Wie alt ist dein Bruder?», fragte er.
    «Zwölf», sagte Maiken, goss den lauwarmen Kaffee in eine Tasse und ging damit zu ihm.
    «Das mit Kenneth und dem Blödsinn», sagte er noch einmal.
    «Ich hatte das eigentlich nicht so gemeint», sagte sie rasch. «So habe ich das auch nicht sagen wollen. Ich wollte sagen, dass er zu nichts Lust hat.»
    «Nur Blödsinn, hast du gesagt. Dass er nur Lust auf Blödsinn hat.» Cato Isaksen trank einen Schluck von der Kaffeeplörre und drehte sich dann wieder zu ihr um.
    Maiken Stenberg wurde tiefrot und ging zum

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