ST - New Frontier 5: Ort der Stille
vollständigen Satz zu formulieren.
Calhoun machte eine kurze Pause, dann sagte er – immer noch mit völlig unbewegter Miene: »Gehe ich recht in der Annahme, dass die Gefühle, die Sie zum Ausdruck gebracht haben, ihm gelten?«
»Captain, ich …« Sie holte tief Luft. »Ich wäre Ihnen sehr verbunden, wenn Sie … vielleicht … nun ja, alles vergessen könnten, was ich gesagt habe. Am besten alles, was ich jemals gesagt habe oder noch sagen werde.«
»Das dürfte ein wenig übertrieben sein, Ensign. Aber ich verstehe Ihre Verlegenheit. Ich denke, Sie können ganz beruhigt sein.«
»Vielen Dank, Captain. Und ich … ich wollte Sie keineswegs beleidigen, Captain. Ich möchte nicht, dass Sie glauben, Sie wären grundsätzlich unattraktiv. Ich bin mir sicher, dass andere Personen in diesem Punkt durchaus …«
»Robin …« Er hob eine Hand, als wollte er ihren Wortschwall abwehren. »Ich glaube, es wäre eine gute Idee, wenn Sie jetzt nichts mehr sagen würden.«
Sie nickte eifrig. »Ja, Captain. Vielen Dank, Captain.« Sie drehte sich um und verließ fluchtartig Si Cwans Quartier … Calhoun blieb Kopf schüttelnd zurück und lachte leise in sich hinein.
II
Xyon hatte noch nie zuvor an einer Hinrichtung teilgenommen. Und er war nicht daran interessiert, ein solches Spektakel ausgerechnet jetzt zum ersten Mal zu erleben, zumal es sich bei der fraglichen Hinrichtung um seine eigene handelte.
Trotz all seiner Raumfahrttechnologie war Barspens eine verhältnismäßig barbarische Welt geblieben, was die Sitten und das Vergnügungsangebot betraf. Holovids, Fernsehen und selbst Druckerzeugnisse hatten sich hier nie als Unterhaltungsmedien durchsetzen können. Dagegen waren öffentliche Hinrichtungen ein äußerst beliebter Zeitvertreib. Xyon hätte sie jedoch lieber aus deutlich größerer Entfernung beobachtet. Und er hatte gewiss nicht auf die Hauptrolle in dieser Show spekuliert, als er den Auftrag annahm, der ihn auf diesen verfluchten Hinterwäldlerplaneten führte.
Xyon ging schon seit geraumer Zeit in seiner Zelle auf und ab. Der junge Mann bewegte sich mit einer Ruhe und Kraft, die über seine gegenwärtigen Schwierigkeiten hinwegtäuschten. Er bewegte sich leichtfüßig, und obwohl er sich Zeit ließ (warum hätte er sich auch beeilen sollen?), hätte jeder Beobachter auf den ersten Blick die Stärke und Schnelligkeit in seinem gelenkigen Körper erkannt. Seine Kleidung war dunkelrot und violett, und das lange Haar hing ihm ins Gesicht. Normalerweise band er es zurück, doch im Augenblick war er nicht in der Stimmung, sich um solche Feinheiten zu kümmern. Im Gegensatz zu seinem hellen Haar waren die Augenbrauen ungewöhnlich dunkel, genauso wie seine Augen, in denen der Zorn eines aufgewühlten Ozeans zu branden schien. Seine dünnen Lippen waren nachdenklich geschürzt, und sein etwas längliches Kinn gab ihm das Aussehen eines angreifenden Raubvogels. Er hatte keine Waffen, man hatte sie ihm allesamt abgenommen. Doch er besaß eine unerschütterliche Entschlossenheit und die Zuversicht, dass er über seine Feinde und alle sonstigen Hindernisse triumphieren würde, die man ihm in den Weg warf. Damit hatte er bislang alle brenzligen Situationen gemeistert, in denen er sich jemals befunden hatte.
Diese Zuversicht war auch in seiner derzeitigen Zwangslage nicht erschüttert worden. Trotzdem wäre es seiner Stimmung zuträglich gewesen, wenn er während der achtunddreißigsten Inspektion seiner Zelle irgendeine Fluchtmöglichkeit entdeckt hätte, die ihm während der ersten siebenunddreißig Male entgangen war. Bedauerlicherweise war dem jedoch nicht so.
Jemand klopfte energisch an die Tür. Er wusste aus Erfahrung, dass dieses Zeichen nicht nur dazu gedacht war, ihn zu informieren, dass jemand eingetroffen war, sondern es war auch eine Warnung, damit er zurücktrat, bevor ihm etwas Unangenehmes oder Schmerzhaftes zustoßen würde. Seine Erfahrungen veranlassten ihn, bis zur gegenüberliegenden Wand der Zelle zurückzuweichen.
Die Tür schwang nach außen auf (die Scharniere waren draußen angebracht, damit er sie nicht erreichen konnte), und wie erwartet waren die Schockstäbe das Erste, was in die Zelle eindrang. Die Wachen im Korridor hatten die meterlangen Waffen fest im Griff und konnten ausgezeichnet damit umgehen. Xyon hörte eine dröhnende Stimme: »Es ist Zeit, Fremdling. Zeit für dein Urteil und deine Hinrichtung.«
»Du begehst einen schweren Fehler, Foutz«, sagte Xyon warnend.
»Aber
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