ST - New Frontier 5: Ort der Stille
euch hier versammelt, weil ihr sehen wollt, wie ich schreie und um Gnade winsele, damit ihr euch auf primitivste Weise vergnügen könnt. Eure heiligsten Objekte?« Er hob die Stimme, damit jeder ihn hören konnte. »Eure heiligen Objekte wurden von eurer eigenen Regierung geklaut!«
»Blasphemie!«, entgegnete Foutz sofort.
»Wenn die Wahrheit Blasphemie ist, ja, dann ist es Blasphemie«, gab Xyon zurück. Die Wachen mit den Stäben umringten ihn, sodass er sich keine Hoffnungen machen konnte, schnell genug etwas zu unternehmen, bevor sie ihn besinnungslos geschlagen hätten. Aber wenn er einfach nur dastand, die Arme gelassen über der Brust verschränkt, hatten sie keinen Anlass, irgendetwas zu tun. Also blieb er genauso stehen und rührte sich nicht. »Die Wahrheit ist nämlich, Volk von Barspens, dass eure Anführer gerne ihre kleinen Kreuzzüge unternehmen. Sie brechen zu anderen Welten auf und holen von dort die sogenannten Artefakte, die sie dann zu heiligen Objekten von Barspens erklären.« Es gab wütende Proteste und Buhrufe, aber Xyon übertönte sie alle. Er holte tief Luft und rief über die Proteste hinweg: »Wenn es euch wirklich interessiert, warum ich hier bin, dann fragt das Volk von Ysonte. Ja, genau, Ysonte, eine kleine Welt, von der die meisten von euch vermutlich nie zuvor gehört haben. Sie besitzen nicht viel. Sie sind nicht sehr hoch entwickelt, was ihre Waffentechnologie betrifft. Aber sie besitzen kunstvoll geschliffene Edelsteine und Statuen, die im Laufe vieler Jahrhunderte von ysontianischen Künstlern geschaffen wurden. Edelsteine und Statuen, die sich eure Anführer angeeignet haben, als sie Ysonte überfielen und alles mitnahmen, was ihnen ins Auge stach.«
»Lügner! Betrüger! Agent des Bösen!« Sämtliche zu erwartenden Beschimpfungen wurden ihm entgegengeschleudert, aber er sah auch einige Gesichter, in denen leichte Unsicherheit stand. Nicht viele, aber immerhin ein paar. Sie genügten ihm, wieder ein klein wenig Hoffnung zu schöpfen, dass er noch nicht ganz verloren war.
»Die Ysontianer haben euch nichts getan!«, fuhr Xyon fort. Er trat einen Schritt vor, aber so, dass es nicht wie ein Angriff, sondern ein Versuch der flehenden Beschwörung wirkte. Foutz, der wenige Meter entfernt auf der Plattform stand, blickte mit zunehmender Besorgnis von Xyon auf die Menge und wieder zurück. »Sie haben nichts getan, außer die schreckliche Sünde zu begehen, in Frieden leben zu wollen. Doch eure Anführer machten das unmöglich. Sie raubten die wertvollsten Artefakte von Ysonte. Und die Ysontianer haben keineswegs versucht, auf irgendeine Weise Profit aus ihnen zu schlagen. Nein, mein gutes Volk von Barspens, hier geht es einfach nur um Kunstwerke, bei deren Anblick alle Ysontianer Freude und Stolz empfinden sollten.«
»All das sind unbewiesene Behauptungen, die ohnehin irrelevant sind«, warf Foutz ein.
Aber Xyon wollte sich so etwas nicht bieten lassen. Er wirbelte zu Foutz herum, und offenbar wirkte sein Verhalten etwas zu aggressiv auf die Wachen. Denn im selben Moment traf ein Schockstab seine Kniekehle, und Xyons linkes Bein wurde taub. Sein Knie schlug mit solcher Wucht auf die Plattform, dass es vermutlich höllisch geschmerzt hätte, wenn sein Bein nicht völlig gefühllos gewesen wäre. Daher stieß er nicht den leisesten Schmerzensschrei aus und sprach weiter, als wäre er aus eigenem Entschluss in die Knie gegangen. »Eure Anführer haben die Artefakte hierher gebracht und behauptet, es wären verlorene und wiederbeschaffte Schätze. Damit haben sie sich in euren Augen zu Helden gemacht. Es war ihnen völlig gleichgültig, wie viel Unglück und Zorn sie damit säen. Aber sie wussten nicht, dass die Ysontianer mich anheuern würden.«
»Dich anheuern!«, rief Foutz triumphierend, als hätte er soeben ein großes Geheimnis aufgedeckt. »Seht ihr, meine Freunde! Er wurde von Fremden angeheuert, um uns etwas zu rauben, das rechtmäßig uns gehört! Er würde alles behaupten …«
»Ich verkaufe meine Dienste, aber nicht meine Ehrlichkeit!«, gab Xyon zurück. Obwohl sein linkes Bein zitterte, richtete er sich wieder auf. Er sah aus dem Augenwinkel, wie die Wachen ihn beobachteten und auf das leiseste Anzeichen einer bedrohlichen Bewegung warteten. Er gab acht, sich keinen Zentimeter von der Stelle zu rühren. »Niemand kann meine Seele kaufen. Ich sage nichts als die Wahrheit. Das ist eine ärgerliche Angewohnheit von mir, genauso ärgerlich wie die Angewohnheit
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