ST - TOS 101: Feuertaufe: McCoy - Die Herkunft der Schatten
Material kurzerhand an einen niedrigeren Ast. Schließlich trat sie ein paar Schritte zurück und bewunderte ihr Werk. »Er sieht wirklich hübsch aus, nicht wahr?«
Phil und Leonard stimmten begeistert zu. Als sie sich zu ihnen umdrehte, sah sie, dass sie immer noch ihre Mäntel trugen. »Jetzt aber schnell«, schimpfte sie scherzhaft. »Zieht eure Mäntel aus, damit wir die Geschenke auspacken können.«
»Geschenke?«, fragte Phil. »Hätte ich dir etwa was kaufen sollen, Süße?«
»Oh«, stöhnte Lynn und tat die Neckerei ihres Mannes mit einer Handbewegung ab. Sie setzte sich auf das Sofa, während Phil und Leonard die Mäntel auszogen und sie über ihren auf den Sessel legten. Leonard nahm auf dem anderen Sessel Platz, und Phil hockte sich vor dem Baum auf den Boden. Die Schatten der Tannennadeln bildeten dort im goldenen Schein der Lampen ein hübsches Muster.
»Warum reichst du Lynn nicht mein Geschenk?«, schlug Leonard vor, und Lynn wurde ganz aufgeregt. Sie wusste, dass Jesus gesagt hatte, es sei seliger zu geben als zu nehmen, und sie glaubte auch daran. Aber sie musste dennoch zugeben, dass sie wirklich gern Geschenke bekam. »Es ist das mit der gelben Schleife.«
Phil nahm das Päckchen, reichte es Lynn und setzte sich dann neben sie. Es war fast dreißig Zentimeter lang, etwa zwanzig Zentimeter breit und zweieinhalb Zentimeter dick. Außerdem fühlte es sich hart an, und sie wusste sofort, dass ihr Freund ihr ein Buch gekauft hatte. Als sie die hübsche Schleife betrachtete, bemerkte sie, dass auf dem braunen Papier etwas geschrieben stand. »‚Für Lynn‘«, las sie laut vor, »‚mit großer Wertschätzung und Zuneigung, Leonard.‘«
»Willst du es nur bewundern oder auch aufmachen?«, fragte Leonard.
Lynn zog die gelbe Schleife von ihrem Geschenk und faltete vorsichtig die Ecken des Papiers auseinander. Im Inneren fand sie tatsächlich ein Buch vor. »
Die Brücke von San Luis Rey
«, las sie den Titel vor, der in schwarzen Buchstaben auf dem grünen Umschlag stand. »Von Thornton Wilder.« Unter dem Titel zeigte eine farbige Zeichnung eine Hängebrücke, die von einem Berggipfel ausging, und eine Person, die wie ein Mönch aussah und die Brücke zu betrachten schien. »Ich glaube, ich habe schon davon gehört«, sagte sie.
»Ich weiß, dass du gerne liest und dir oft Bücher von Mrs. Slattery leihst«, meinte Leonard. »Also habe ich mit ihr gesprochen, um herauszufinden, was für Bücher du magst und welche du schon gelesen hast. Sie sagte, du würdest gern über ferne Orte lesen, also dachte ich, dass dir dieser Roman vielleicht gefallen könnte.«
»Er sieht interessant aus«, fand Lynn, die die Illustration auf dem Umschlag und der Titel gleichermaßen faszinierten. »Wo liegt San Luis Rey?«
»Die Geschichte spielt in Südamerika«, erklärte Leonard. »In Peru.«
»Ohh«, hauchte sie. »Das klingt wirklich interessant. Vielen Dank, Leonard.« Sie stand auf und ging auf ihn zu. Seine Aufmerksamkeit rührte sie. Er hatte ihr nicht nur einfach ein Geschenk gekauft, sondern sich die Zeit genommen, etwas auszusuchen, von dem er glaubte, dass sie daran Freunde haben würde. Sie beugte sich zu ihm hinunter, umarmte ihn und küsste ihn auf die Wange. »Du bist ein Schatz.«
»Es war mir ein wahres Vergnügen, Lynn«, sagte er.
»Also, wer ist als Nächstes dran«, fragte sie und nahm wieder Platz.
»Das hier ist für Phil«, sagte Leonard und ging zum Baum, um das andere, größere Päckchen zu holen, das er mitgebracht hatte. Er hob es sehr behutsam hoch und überreichte es Phil. »Sei vorsichtig damit«, warnte er. »Es ist zerbrechlich.«
»Gut zu wissen«, meinte Phil, doch als er das Päckchen drehte, um zu lesen, was Leonard auf das Papier geschrieben hatte, klapperte es. Phil wirkte für einen Moment erschrocken, als befürchtete er, das Geschenk zerbrochen zu haben, doch dann schien er zu begreifen. Er schüttelte das Päckchen ein paar Mal, und nun erkannte auch Lynn das Geräusch: ein Puzzle.
»Tja, ich schätze, das war’s wohl mit der Überraschung«, sagte Leonard.
»Hey, ich bin doch gerade überrascht«, widersprach Phil. Er zog die blaue Schleife ab und entfernte das Papier. Zum Vorschein kam eine Kiste, die mit verschiedenen Formen und Farben bemalt war. Auf Lynn wirkte der Anblick am ehesten wie ein buntes Kirchenfenster, obwohl darin kein Bild zu erkennen war.
»Es heißt
Mondlicht auf dem Wasser
«, sagte Leonard, als Phil die Kiste öffnete. »Es ist ein
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