ST - TOS 101: Feuertaufe: McCoy - Die Herkunft der Schatten
kommandieren wird?«, fragte Kirk.
»Commander Spock wurde das Amt eines Captains angeboten«, wiederholte Nogura. »Er hat es jedoch abgelehnt.«
Spock behauptete seit Jahren, kein Interesse an einer Kommandoposition zu haben, auch wenn es nicht selten zu seinen Pflichten als Erster Offizier der
Enterprise
gehörte, andere zu kommandieren. »Lassen Sie mich mit ihm reden«, bat Kirk Nogura. »Ich denke, ich kann …«
»Commander Spock hat nicht nur ein eigenes Kommando abgelehnt«, erklärte Nogura weiter, »er hat außerdem seinen Dienst quittiert.«
»Was?«, entfuhr es Kirk.
»Ich verliere nicht gern einen Offizier mit Spocks Fähigkeiten, aber seine Entscheidung schien endgültig«, sagte Nogura. »Gibt es sonst noch etwas?«
Kirk hatte fragen wollen, was mit Pille, Scotty, Sulu, Uhura und den anderen war, aber das würde er später selbst herausfinden. Jetzt musste er erst einmal mit Spock reden. »Nein, nichts, Admiral«, sagte er.
»Gut«, befand Nogura. »Dann sehe ich Sie um 0600, Admiral.« Ohne eine Antwort abzuwarten, drehte sich Nogura um und ging davon.
Kirk stand einen Moment lang einfach nur da und wurde von mehr Gefühlen überwältigt, als er verarbeiten konnte: Beklemmung darüber, die
Enterprise
und ihre Besatzung verlassen zu müssen, Aufregung über den Dienst als Leiter der Einsatzplanung der Sternenflotte, Neugier und Hoffnung wegen seiner Senior-Offiziere, und Verwirrung und Sorge wegen Spock. Im Moment wogen die letzten beiden Emotionen stärker als der Rest.
Kirk schaute ein letztes Mal zur
Enterprise
mit ihrer zerstörten Hülle. Dann drehte er sich um und verließ die Beobachtungslounge, um sich auf die Suche nach Spock zu machen.
Als sich der simulierte Tag auf Sternenbasis 10 Mitternacht näherte, trat McCoy aus dem Turbolift. Er war umgeben von einer Gruppe Sternenflottenoffiziere, die zu ihrem Schiff zurückkehrten, dem Leichten Kreuzer
U.S.S. Grampus
. Sie alle eilten durch die Andockschleuse, ein Ritual, das McCoy schon viele Male beobachtet und an dem er oft genug selbst teilgenommen hatte: der Sprint zurück zum Schiff in letzter Minute am Ende des Landurlaubs. Er schlenderte hinter den größtenteils jungen Offizieren her, während sie schnell an Bord der
Grampus
verschwanden, die offenbar in Kürze aufbrechen würde.
Spock war bereits dort, wie McCoy feststellte. Er stand neben der Gangway, trug jedoch nicht seine Sternenflottenuniform, sondern traditionelle vulkanische Kleidung. Das braune, locker sitzende Gewand reichte bis zum Boden, und diverse verschnörkelte Symbole schmückten die rechte Seite in einer dünnen senkrechten Linie. Als McCoy auf ihn zuging, sah er, dass Spock ein gebundenes Buch in der Hand hielt.
»Was ist so verdammt dringend, dass es nicht bis morgen früh warten konnte?«, verlangte McCoy zu wissen, obwohl er die Antwort bereits zu kennen glaubte.
»Die Dringlichkeit, Doktor, ergibt sich aus der Tatsache, dass ich mich morgen früh nicht mehr auf Sternenbasis 10 befinden werde«, erklärte Spock.
McCoy blickte seinen Freund an. Er war nun bereits seit einer Weile um ihn besorgt, doch irgendwann hatte Spock ihn davon überzeugen können, seine Befürchtungen aufzugeben. Seit den beiden Zeitreisezwischenfällen hatte der Vulkanier immer häufiger einen verstärkten Stoizismus an den Tag gelegt, was McCoy dem Nachlassen seiner emotionalen Kontrolle zugeschrieben hatte. Nur weil Spock seine Gefühle nicht offen zeigte, bedeutete das nicht, dass er sie nicht empfand. Nun glaubte McCoy, dass er eventuell vorhatte, davor wegzulaufen.
»Sie werden nicht länger auf der Station sein?«, hakte der Arzt nach. »Hat Ihnen das Sternenflottenkommando endlich Ihren neuen Posten zugewiesen?« McCoy hatte seine Befehle heute erhalten und vermutete, dass das auch für Spock galt. Er ging jedoch auch davon aus, dass Spocks neuer Posten wenig mit seiner Abreise tun hatte.
»So ist es«, bestätigte Spock. »Aber das ist nicht direkt der Grund dafür, warum ich mich morgen nicht mehr auf der Station befinden werde.« Er hielt inne und starrte mit einem für ihn untypischen Ausdruck des Zögerns auf das Buch, das er bei sich trug. Als er wieder aufsah, sagte er: »Ich habe den Dienst quittiert, Doktor. Ich werde nach Vulkan zurückkehren.«
»Warum, Spock?«, entfuhr es McCoy. Er konnte es einfach nicht glauben. Die letzten paar Wochen auf Sternenbasis 10 waren eine seltsame Zeit voller Emotionen gewesen. Trauer um die kürzlich verlorenen elf
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