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ST - TOS 101: Feuertaufe: McCoy - Die Herkunft der Schatten

Titel: ST - TOS 101: Feuertaufe: McCoy - Die Herkunft der Schatten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David R. George III
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teilgenommen, die mit diesem Feiertag einhergingen. Edith hatte ihn ein paarmal nach seiner Glaubensrichtung gefragt, doch obwohl er wusste, dass sie selbst nicht an irgendeinen Gott oder gar Götter glaubte, hatte er es nicht riskieren wollen, sie vor den Kopf zu stoßen.
    Aber heute hatten Lynn und Phil Leonard gebeten, mit ihnen zum Weihnachtsgottesdienst zu gehen, und er hatte zugestimmt. Auch wenn er selbst nicht religiös war, hatte er sich angewöhnt, die Kirche in Hayden zu besuchen. Er tat es in erster Linie, um sich in die Gemeinschaft einzufügen, aber auch, weil Lynn ihn mehrfach darum gebeten hatte. Er hatte erwartet, dass es ihm schwerfallen würde, die Gottesdienste durchzustehen, aber das war nicht der Fall. Pastor Gallagher predigte Botschaften der Liebe und Toleranz, die McCoy beeindruckten. Er selbst war viel öfter Zeuge geworden, wie Religion ein Volk spaltete, als dass sie es einte. Doch hier schienen sich die fast schon humanistischen Predigten bei der Stadtbevölkerung durchgesetzt zu haben. Sie hatten McCoy bereitwillig in ihre Gemeinschaft aufgenommen – auch wenn Phils Behauptung, er sei sein Cousin zweiten Grades, sicher nicht geschadet hatte.
    Lynn und Phil hatten McCoy außerdem eingeladen, den Abend nach dem Gottesdienst mit ihnen zu verbringen. Da ihm die Tradition, an Weihnachten Geschenke auszutauschen, bekannt war, hatte er vermutet, dass das Paar ihm etwas besorgt hatte. Er selbst wollte den Feiertag als Gelegenheit nutzen, jedem von ihnen eine Kleinigkeit zu besorgen, um sich für alles zu bedanken, was sie für ihn getan hatten. Er hatte seine Geschenke mit zur Kirche genommen und sie dann auf der Ladefläche von Phils Laster versteckt, bevor er hineingegangen war.
    Als McCoy das Ende des Parks erreichte und nach links in die Hauptstraße einbog, umfasste seine behandschuhte Hand das Stethoskop in seiner rechten Manteltasche. Er konnte immer noch nicht glauben, wie unfassbar aufmerksam das Geschenk war. Es erinnerte ihn an die Flasche mit den Äskulapstäben darauf, die ihm Joanna einst zum Geburtstag geschenkt hatte. Vermutlich hatte diese Erinnerung dazu beigetragen, dass ihn Lynns und Phils Geschenk so sehr rührte. Dass sie überhaupt auf die Idee gekommen waren, ihm ein Stethoskop zu schenken, ganz zu schweigen von der Mühe, mit Doktor Lyles darüber zu beraten, es zu bestellen, es gravieren zu lassen … er fühlte sich vom Glück gesegnet, solche wundervollen Freunde gefunden zu haben.
    McCoy lächelte in der Dunkelheit, als er sich Mrs. Hartwells Pension näherte. Er freute sich schon auf die erste Gelegenheit, sein neues Stethoskop zu benutzen. Seit etwa anderthalb Monaten assistierte er nun schon Doktor Lyles. Zuerst waren es nur ein paar Tage die Woche gewesen, doch der Arzt hatte ihn schon bald immer öfter gebeten, ihm auszuhelfen. Und obwohl Lyles anfangs verkündet hatte, dass nach wie vor er derjenige sein würde, der die Behandlungen durchführte, hatte er das schließlich doch hin und wieder McCoy überlassen.
    Gleichzeitig war ihm auch von Mr. Duncan von der Mühle endlich eine Stelle angeboten worden – Teilzeit, fünfundzwanzig Stunden die Woche –, doch McCoy hatte gezögert, sie anzunehmen, da er seine Zeit bereits zwischen der Assistentenstelle bei Dr. Lyles und der Arbeit im Saatgut- und Futtermittelgeschäft aufteilte. Aber Gregg Anderson war froh gewesen, dass McCoy in der Mühle arbeiten konnte, da er dort wesentlich mehr verdiente als bei ihm, und hatte ihn gedrängt, die Stelle bei Mr. Duncan anzunehmen. Also arbeitete McCoy nun morgens in der Mühle und nachmittags bei Lyles.
    Als McCoy die Pension erreichte, beugte er sich vor, um das Tor im Lattenzaun zu öffnen, der Mrs. Hartwells Vorgarten begrenzte. Während er auf die Eingangstür zuging, fiel ihm auf, dass er sich nicht länger wie jemand fühlte, der in der Vergangenheit gestrandet war. Er wusste zwar nicht, was mit der Zukunft geschehen war, die er einst gekannt hatte, aber er hatte akzeptiert, dass dies nun sein Leben war, und er musste zugeben, dass es ihm gefiel. Er praktizierte wieder Medizin, er besaß gute Freunde, und er lebte in einer netten Stadt im Süden der USA.
    Er war zu Hause.

III
    Früchte, die aus Tränen reifen
    Doch wer vermag den Jahren vorzugreifen,
    Schon jetzt Verlust zu paaren mit Gewinn?
    Wer streckt die Hand schon durch die Zukunft hin,
    Nach späten Früchten, die aus Tränen reifen?
    Lieb’ halte Leid, auf dass nicht beide sinken;
    Lass Nacht nicht ihren

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