ST - TOS 101: Feuertaufe: McCoy - Die Herkunft der Schatten
Besatzungsmitglieder, Sorge um Jim während seiner Genesung, Unsicherheit über die Zukunft der
Enterprise
und ein allgemeines Gefühl des Stillstands, obwohl das chaotische Universum um sie herum weiterhin existierte. Auch wenn McCoy erwartet oder zumindest vermutet hatte, dass diese Zeit Folgen haben würde, konnte er nicht behaupten, je gedacht zu haben, eine dieser Folgen könnte Spocks Austritt aus der Flotte sein.
Vielleicht hätte ich damit rechnen sollen
, dachte er. In seinem Magen machte sich das ungute Gefühl breit, seinen Freund im Stich gelassen zu haben.
»Meine Gründe sind meine Privatsache«, sagte Spock. »Aber ich möchte Ihnen für Ihre … Kameradschaft danken.«
McCoy nickte langsam und überlegte, was er sagen konnte, um Spock dazu zu bringen, es sich noch einmal zu überlegen. Stattdessen sagte er schließlich einfach: »Gern geschehen. Und ich danke Ihnen für Ihre.«
Spock schloss die Augen und neigte den Kopf in einer stummen Geste der Anerkennung. Dann hielt er das Buch hoch. »Ich möchte Sie um einen Gefallen bitten, Doktor«, sagte er. »Würden Sie den Captain über meine Entscheidung informieren und ihm das hier geben?«
»Ich habe eine bessere Idee«, meinte McCoy, obwohl er wusste, dass Spock seinem Vorschlag niemals zustimmen würde. »Warum sagen Sie es Jim nicht selbst? Sicher wird bald noch ein anderes Schiff Richtung Vulkan aufbrechen.«
Spock sagte nichts, und für einen Moment glaubte McCoy, dass er vielleicht tatsächlich über seinen Vorschlag nachdachte. Doch dann ertönte ein Alarm im Andockring, und die Signallampe über der Gangway sprang von Grün auf Gelb. »Ich muss gehen«, sagte Spock, und McCoy erkannte plötzlich die Wahrheit dieser Notwendigkeit. Was Spock plagte, würde sich nicht durch irgendeinen Posten lösen lassen, auf den ihn die Sternenflotte versetzte, und auch eine höhere Position würde nicht helfen.
Er streckte die Hand aus und nahm das Buch von Spock entgegen. »Was soll ich Jim sagen?«, wollte er wissen.
»Sagen Sie ihm … sagen Sie ihm einfach, was ich Ihnen mitgeteilt habe«, meinte Spock.
»In Ordnung«, erwiderte McCoy.
»Danke«, sagte Spock und hob dann eine Hand zum traditionellen vulkanischen Gruß. »Leben Sie lange und in Frieden, Doktor McCoy.«
»Danke, Spock«, sagte McCoy, den die Emotionen, die er in den Augen seines Freundes zu sehen glaubte, sehr rührten. Er hob die rechte Hand und benutzte die linke, um seine Finger so zu biegen, dass sie Spocks Geste entsprachen. »Frieden und langes Leben.«
Spock drehte sich um und verschwand über die Gangway in der
Grampus
. McCoy wartete weitere zehn Minuten, bis der Alarm erneut erklang und das Licht von gelb zu rot wechselte. Vor ihm schloss sich die Luke der
Grampus
mit einem mechanischen Hallen. Dann glitt auch die Luke in der Hülle von Sternenbasis 10 zu. McCoy trat vor und starrte durch das Sichtfenster hinter dem Raumschiff her, das sich von der Station entfernte und dann zwischen den Sternen verschwand.
Schließlich verließ er die Andockstelle mit dem Buch in der Hand und fragte sich, wie er es Jim beibringen sollte. Zusätzlich zu der Nachricht, dass Spock nach Vulkan zurückgekehrt war, hatte er selbst auch Neuigkeiten für seinen Freund. Er hatte nämlich ebenfalls genug von seinem Leben bei der Sternenflotte. Nach seiner gescheiterten Ehe mit Jocelyn war er ins All geflohen, doch das war lange her, und in letzter Zeit hatte er immer öfter festgestellt, dass er ein Zuhause mit grünen Wiesen und einem blauen Himmel vermisste. Er hatte angefangen, sich Notizen über Xenophysiologie zu machen, um irgendwann ein medizinisches Nachschlagewerk zu verfassen. Außerdem spielte er mit dem Gedanken wieder eine eigene Praxis zu eröffnen und zusätzlich zurück in die Forschung zu gehen. Der Anstieg der M’Benga-Zahlen bei Jim und dem Rest der Besatzung machte ihn nach wie vor neugierig, und auch das medizinische Wissen der Fabrini verlangte nach Aufmerksamkeit.
McCoy erreichte das Ende des Korridors und betätigte den Rufknopf neben den Türen des Turbolifts. Während er wartete, betrachtete er das Buch, das er versprochen hatte, Jim zu geben. Es war ein alter Band, jedoch in gutem Zustand. »
Die Unmöglichkeit der Nähe
«, las er den Titel laut vor und überlegte, wie er das zu interpretieren hatte. Wollte Spock damit eine Botschaft übermitteln? Neugierig hob McCoy den Buchdeckel an und blätterte zum Anfang des Romans. Er hatte von der Autorin, Margaret Atwood,
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