ST - TOS 101: Feuertaufe: McCoy - Die Herkunft der Schatten
»Aber nur für ein oder zwei Stunden.«
»Das reicht mir schon«, meinte Phil. Er und Lynn verabschiedeten sich und gingen zu ihrem Laster, den sie nach der Kirche neben dem Saatgut- und Futtermittelgeschäft abgestellt hatten. McCoy sah ihnen nach und blickte dann zu Robinsons Laden hinüber. Als der Zeitungswagen ein paar Minuten später davonfuhr, stand er von der Bank auf, durchquerte den Park und ging über die Mill Road in den Gemischtwarenladen. Dort gab er dem Besitzer, Turner Robinson, ein Fünf-Cent-Stück, nahm sich eine Sonntagszeitung vom Stapel und ging wieder nach draußen. Er entdeckte zwei Kinder, Millicent und Tommy Denton, die nun auf der Bank herumkletterten, auf der er eben gesessen hatte, also machte er sich auf den Weg zum Pavillon. Er winkte Danny Johnson zu, setzte sich auf die Stufen und schlug die Zeitung auf.
Während Danny eine ungewöhnlich lebhafte Version von »Brother Can You Spare Me a Dime?« spielte, las McCoy die Überschriften, überflog einige Artikel und sah sich diejenigen, die ihn interessierten, genauer an. Als er umblätterte, ließ er die Zeitung vor Schreck beinahe fallen. Über der mittleren Spalte prangte ein Bild von Edith Keeler. Sie trug ihr Haar in einer Hochsteckfrisur, wie sie es getan hatte, als er in New York gewesen war. Er erkannte die Bluse, die sie trug, sowie das Medaillon um ihren Hals. Unter dem Foto stand ihr Name, und der dazugehörige Artikel hatte den Titel FRANKLIN D. R OOSEVELT T RIFFT E NGEL DER A RMEN . McCoy las die ersten beiden Absätze.
23. Feb. 1936
– Während seines Besuchs in New York traf sich Präsident Roosevelt gestern mit dem sogenannten »Engel der Armen« der Stadt, Edith Keeler. Sie unterhielten sich eine Weile in einem Hinterzimmer der Mission in der Einundzwanzigsten Straße, einer Suppenküche, die Keeler leitet. Der Präsident sprach mit ihr über die aktuellen und neuen Pläne, um den Bedürftigen im Land zu helfen. Ein Regierungssprecher nannte das Treffen einen Beweis dafür, wie sehr sich die US-Regierung darum bemüht, Amerika aus der schrecklichen Wirtschaftslage zu retten, in der sich derzeit alle Nationen befinden.
Ein zweites Diskussionsthema betraf eine neue Organisation, die Miss Keeler gegründet hat, die Amerikanische Pazifistenbewegung. Die APB widmet sich der Bewahrung des Friedens auf der Welt und erfreut sich seit einigen Monaten großem Mitgliederzuwachs. Miss Keeler sprach mit dem Präsidenten lange darüber, die Neutralität des Landes und wenn nötig auch seinen Isolationismus zu wahren. Insbesondere riet sie davon ab, Truppen zur Schlichtung des Konflikts zwischen Italien und Äthiopien zu entsenden, auch wenn sie sich durchaus für wirtschaftliche und moralische Sanktionen gegen Rom aussprach.
McCoy faltete die Zeitung zusammen. Er spürte, wie verschiedene Gefühle in ihm aufstiegen. Einerseits merkte er, wie sehr er Edith vermisste. Obwohl er in New York versucht hatte, Distanz zu ihr – und jedem anderen – zu wahren, war sie ihm sehr ans Herz gewachsen. Während seiner Tage in der Mission in der Einundzwanzigsten Straße hatte er viel Zeit mit ihr verbracht. Zwar waren in Hayden neue Freundschaften entstanden, doch hatte dies die Zuneigung, die er nach wie vor für Edith empfand, nicht geschmälert. Sein Versprechen, ihr zu schreiben, hatte er nicht eingehalten, aber nun spielte er plötzlich mit dem Gedanken, ihr einen Brief zu schicken. Ihm war sofort klar, dass das nicht ging. Er hatte sich mittlerweile damit abgefunden, den Rest seines Lebens im zwanzigsten Jahrhundert auf der Erde zu verbringen, nachdem die Geschichte der Erde durch sein Eingreifen unwiderruflich verändert worden war. Jedoch schienen New York und Edith untrennbar mit dem einsamen und zurückgezogenen Leben verbunden zu sein, das er nach seiner Ankunft in der Vergangenheit geführt hatte. McCoy wusste, dass er die Zeitlinie ebenso gut mit seinen Handlungen hier in Hayden verändern mochte, doch es erschien ihm weitaus riskanter, wieder Kontakt zu Edith aufzunehmen. Er würde darüber nachdenken müssen, bevor er sich entschied, ob er seiner alten Freundin schreiben würde oder nicht.
Doch McCoy vermisste Edith nicht nur, er war auch stolz auf sie. Gleichzeitig verspürte er eine gewisse Enttäuschung, die ihr sicher auch nicht fremd war. Schon bei ihrer ersten Begegnung, als sie ihn aufgenommen, versteckt und wieder gesund gepflegt hatte, war ihm ihre ausgeprägte humanitäre Neigung aufgefallen. Zu sehen, wie Edith’
Weitere Kostenlose Bücher