ST - TOS 101: Feuertaufe: McCoy - Die Herkunft der Schatten
Jenkins sind letzte Woche nach Walter’s Bluff gefahren, um mit dem dortigen Stadtrat über das Vorhaben zu diskutieren. Und die Leute aus Walter’s Bluff haben schon mit den Bewohnern von Weberville, Plattson, Colonee und fast allen anderen Orten zwischen hier und Greenville geredet. Sie gründen eine Genossenschaft, damit wir mit der Regierung zusammenarbeiten können, um all diese Orte mit Strom zu versorgen.«
»Das ist großartig«, kommentierte McCoy mit aufrichtiger Begeisterung. Die Umstände, unter denen er zwei Jahre lang in New York gelebt hatte, waren bestenfalls als primitiv zu bezeichnen gewesen, doch wenigstens gab es dort Elektrizität und sanitäre Anlagen im Inneren der Wohnhäuser. Während der vergangenen vier Jahre hatte er auf beides verzichten müssen, wodurch ihm die Bedeutung dieser scheinbaren Selbstverständlichkeiten erst bewusst geworden war. Es handelte sich dabei nicht nur um bloße Annehmlichkeiten, sondern hatte auch einen Einfluss auf die Gesundheit der Menschen. McCoy fiel sofort Dr. Lyles ein, dem ein Defibrillator mit sechzig Ampere und fünftausend Volt womöglich das Leben gerettet hätte. Doch es gab auch viel offensichtlichere Auswirkungen von fehlender Elektrizität. Ohne Strom gab es keine automatischen Pumpen, um Wasser in Häuser zu befördern. Wenn die Menschen baden wollten, mussten sie zunächst Wasser vom Brunnen holen und es auf dem Ofen erhitzen. Da das sehr aufwendig war, badeten viele nur ein oder zwei Mal pro Woche, und manchmal teilten sich alle Mitglieder einer Familie eine Wanne voller Wasser, die sie nacheinander benutzten. Dieses Verhalten begünstigte natürlich die Übertragung von Krankheiten. Die Löcher der Plumpsklos stellten ebenfalls eine Bedrohung der Gesundheit dar, da sie einen idealen Nährboden für Bakterien boten.
»Die Genossenschaft braucht die Mitgliedschaft sämtlicher Städte, damit es mindestens zwei Familien pro Stromkabelmeile gibt«, erklärte Lynn aufgeregt. »Walter’s Bluff liegt fünfunddreißig Meilen entfernt. Außerdem denken sie, dass wir vermutlich fünfundzwanzig Meilen Kabel für Hayden selbst brauchen. Das bedeutet, wir müssen mindestens einhundertzwanzig Familien davon überzeugen zu unterschreiben. Also werden ich, Mabel Duncan und Virginia Slattery mit den Leuten in der Stadt reden. Wir wollen versuchen, jeden dazu zu bringen, uns seine Unterschrift zu geben. Ich hoffe, wir werden das schaffen.«
»Warum sollten die Leute denn nicht wollen, dass ihre Stadt mit Elektrizität versorgt wird?«, fragte McCoy.
»Es ist nicht so, dass sie es nicht wollen«, erwiderte Lynn. »Aber die Genossenschaft verlangt von jeder Familie, die bei ihnen Mitglied wird, acht Dollar. Ich denke, dass die meisten das zwar bezahlen könnten, aber acht Dollar sind viel Geld, besonders heutzutage.«
»Das stimmt«, meinte McCoy. Obwohl er nun bereits seit sechs Jahren im zwanzigsten Jahrhundert lebte, hatte er sich immer noch nicht daran gewöhnt, wie sehr wirtschaftliche Interessen das tägliche Leben beeinflussten. »Hör mal, wenn du mit Leuten sprichst, die nicht genug Geld haben, um sich der Genossenschaft anzuschließen, dann lass es mich wissen, ja?« McCoy hatte im Verlauf der vergangenen Jahre ein wenig Geld gespart, und die Stadt besaß außerdem noch den Großteil des kleinen Erbes, das Dr. Lyles hinterlassen hatte. Zwar würde McCoy zunächst Gregg Anderson fragen müssen, ob er Doc Lyles’ Geld für diesen Zweck verwenden durfte. Doch wenn es klappte, sollte er genug zusammenhaben, um jeden in Hayden dabei zu unterstützen, sich der Genossenschaft anzuschließen.
Lynn streckte ihre Hand aus und legte sie auf McCoys Knie. »Ich wusste, dass ich mich auf deine Hilfe verlassen kann«, sagte sie.
»Ich leiste nur meinen Beitrag, so wie jeder andere«, meinte er. Es fühlte sich gut an, Teil einer so eng verbundenen Gemeinschaft zu sein.
»Hey, ihr beiden«, sagte Phil, der von hinten auf die Bank zukam. McCoy sah auf und begrüßte seinen Freund. »Ich habe alles bekommen, was wir brauchen«, sagte Phil zu Lynn. »Können wir dann los?«
»Du hast doch nicht etwa immer noch vor, an einem Sonntag zu arbeiten, oder?«, fragte Lynn.
»Gott wird es nicht gefallen, wenn die Pflanzsaison anbricht und wir nicht auf die Aussaat vorbereitet sind«, entgegnete Phil. »Ich weiß, dass wir nur die Hälfte unseres Ackerlands bewirtschaften, aber wir sind mit der Vorbereitung der Felder bereits im Rückstand.«
»Also gut«, sagte Lynn.
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