ST - TOS 102: Feuertaufe: Spock - Das Feuer und die Rose
wieder vor seinen Emotionen, vor seiner Natur davongelaufen war, empfand Spock wieder etwas. Und es strömte in einem wahren Sturzbach aus Gefühlen los ...
Enttäuschung und Zufriedenheit
.
Trauer und Freude
.
Bedauern und Hoffnung
.
All der Schmerz und all die Liebe
.
»Spock!«
Er war kein Vulkanier. Er war kein Mensch. Er war beides
.
»Spock!«
Er öffnete die Augen und sah McCoy. Wenige Zentimeter vor dem Gesicht des Arztes hing eine Hand mit gespreizten Fingern in der Luft. Spock blinzelte und erkannte, dass es seine Hand war. Er ließ sie auf das Sofa sinken, auf dem er gemeinsam mit McCoy saß. Als er sich umschaute, bemerkte er, dass sie im Wohnzimmer des alten Plantagenhauses saßen, in das sie wochenlang immer wieder zurückgekehrt waren, um ihre Gedankenverschmelzungen durchzuführen.
»Geht es Ihnen gut?«, fragte McCoy.
»Ich ... ich bin ...«, stammelte Spock, dem es noch nicht recht gelang, seine Stimme wiederzufinden.
»Wie fühlen Sie sich«, wollte McCoy wissen, und die Worte hallten in Spocks Kopf wider.
»Vor langer Zeit«, brachte er schließlich hervor, »beharrte meine Mutter darauf, dass diese Frage für mich von Bedeutung sei.«
»Ich weiß«, sagte McCoy. »Sie war Ihnen eine gute Mutter, Spock. Sie hat Sie trotz allem immer geliebt.«
»Ich weiß«, erwiderte Spock. Es machte die Art und Weise, auf die er ihr seine Liebe entzogen hatte, nur umso schmerzhafter. Aber das war in Ordnung, denn die Fähigkeit, das zu empfinden, ermöglichte es ihm ebenfalls, noch etwas anderes zu empfinden. »Ich habe sie auch geliebt. Und ich vermisse sie.«
»Es tut mir leid, Spock«, sagte McCoy.
»Nein«, meinte Spock, der verstand, dass diese spezielle Reise mit McCoy – mit Leonard – nun zu Ende war. »Dies ist genau das, was ich wollte.«
Leonard nickte und schien seine Situation gut nachvollziehen zu können. »Sie sind nicht nur ein Vulkanier«, sagte er, »und nicht nur ein Mensch.«
»Ich bin, so unvollkommen es auch sein mag, beides«, stimmte Spock zu. »Aber ich fühle mich vollkommen.«
»Das freut mich für Sie.«
»Danke«, erwiderte Spock. »Ich weiß alles, was Sie für mich getan haben, sehr zu schätzen.«
»Willkommen zu Hause«, sagte Leonard.
SECHSUNDZWANZIG
2312
McCoy wartete in der großen, beeindruckenden Vorhalle der Föderationsbotschaft. Er saß auf einem plüschigen Sofa in der Nähe des oberen Endes der breiten Treppe, die zum Haupteingang hinunterführte, und erkannte, dass er des Reisens müde geworden war. In letzter Zeit zog er es vor, einfach zu Hause zu bleiben, wenn er nicht gerade mit einem seiner diversen Forschungsprojekte beschäftigt war. Vielleicht hatte er zu viele Lichtjahre hinter sich gebracht, als er an Bord der
Enterprise
diente, oder vielleicht liebte er auch einfach nur den amerikanischen Süden.
Was immer der Grund war, er hatte es nicht besonders genossen, sich durch die halbe Galaxis bis nach Tzenketh zu plagen. Besonders wenn man die aggressive Haltung bedachte, die die Tzenkethi neuerdings vielen Nichtmitgliedswelten entgegenbrachten, die zum Teil nah am Föderationsraum lagen. Doch nach allem, was er mit Spock durchgemacht hatte – die Wochen der intensiven Gedankenverschmelzungen, das schonungslose Teilen ihrer Gedanken, Erinnerungen und Gefühle –, wusste McCoy, dass er das hier tun musste. Und seine Frau hatte zugestimmt.
McCoy wartete schon fast eine Stunde lang, als er hörte, wie sich die Eingangstüren öffneten und Schritte auf der Treppe erklangen. Zuerst erkannte er die Frau nicht. Ihr Haar war länger, als er erwartet hatte. Ihre wellenförmigen Locken reichten ihr bis zu den Schultern, und sie waren weder blond noch rot, sondern silbern. Doch als sie das obere Ende der Treppe erreichte, erkannte McCoy sie an ihrer Statur, ihrer fast schon königlichen Haltung und ihren wunderschönen Gesichtszügen. Er musste sie im Laufe der Jahre in irgendeiner Komm-Netz-Aufzeichnung gesehen haben, als sie die Föderation in irgendeinem Teil der Galaxis repräsentierte, doch die Erinnerungen, die er an sie hatte, waren nicht seine eigenen.
Als er aufstand und über den Marmorfußboden auf sie zuging, schaute sie zu ihm herüber. Sie würde davon ausgehen, dass er sich nicht ohne Erlaubnis hier befand. Doch um ganz sicherzugehen, dass er auf sie nicht wie ein Verrückter wirken würde, war er in seiner Sternenflottenuniform hier erschienen. Offenbar hatte die Tatsache, dass er sich immer noch im aktiven Dienst befand, auch
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