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Staatsanwalt vermisst seinen Polizisten

Staatsanwalt vermisst seinen Polizisten

Titel: Staatsanwalt vermisst seinen Polizisten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: N. Schwalbe
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füllte sich seufzend etwas Essen auf seinen Teller. „Ach, weißt du, wir sind ja beide nicht mehr die Jüngsten. Da kann es mal vorkommen, dass man nicht immer so kann, wie man will. Manchmal gibt es halt auch Einschnitte im Leben, die alles verändern. Wir beide, Klaus und ich, kommen aus einer Generation, wo Homosexualität noch unter Strafe stand und absolut verpönt war. Damals hatte man uns als Kind schon eingebläut, dass uns der Schwanz abfaulen würde, wenn wir nur daran herumspielten“, fügte Jürgen seufzend hinzu. „Von einer gleichgeschlechtlichen Eheschließung will ich gar nicht reden! Dabei gibt es die gleichgeschlechtliche Liebe schon so lange, wie es den Menschen gibt. Wer was anderes behauptet, der lügt. Wenn die Natur gewollt hätte, dass wir Menschen nur so zusammen kommen, dass wir uns fortpflanzen können, dann gäbe es die Homosexualität nicht.“ Jürgen reichte mir den Reislöffel und fuhr fort: „Diese ganzen Theorien, dass Schwule einen dominanten Vater oder eine schlechte Beziehung zum selben hatten, oder von der Mutter unterdrückt wurden, oder was weiß ich, was da noch alles für Gerüchte kursieren, ist doch alles Nonsens. Homosexualität hat weder etwas mit Erziehungsfehlern noch mit Gendefekten zu tun. Gott sei Dank, sonst würden die Forscher sicherlich anfangen, den Jungs noch im Mutterleib an der DNA herumzufummeln.“
    „Und du meinst“, schmatzte ich, während ich den ersten Leckerbissen zu Ende kaute und hinunterschluckte, „dass Klaus mit deinem Antrag ein Problem hat, weil er jetzt glaubt, er macht was Verbotenes?“
    Jürgen nickte traurig. „Ja“, stöhnte er und pikste mit der Gabel ins zarte Schweinefleisch. Aufmerksam betrachtete er das Stück, als könne er darin die Antwort lesen.
    „Übrigens habe ich gerade im Flugzeug einen Artikel über schwule Pinguine gelesen, die sich ein Ei von einem Pärchen gemopst haben, um es liebevoll auszubrüten“, warf Thorsten ein.
    Jürgen lächelte sanft. Dann wurde er wieder ernst. „Wenn wir heiraten, muss er sich auch bei anderen Leuten outen, bei seinen Kollegen, bei Bekannten, bei seiner Familie - dem Rest, der noch da ist ...“
    „Soll ich mal mit ihm reden?“, schlug ich vor.
    Jürgen schüttelte den Kopf. „Nee, lass man. Der beruhigt sich schon wieder. Vielleicht sollte ich besser die Verlobung lösen!“
    Schweigend sahen wir uns an. Ich war schockiert. Jetzt hatte ich gedacht, dass unsere besten Freunde endlich zueinander gefunden hatten und bald ein glücklich verheiratetes Paar sein würden und nun erfuhren wir gerade mal eine Stunde nach unserer Ankunft, dass die beiden durch die bevorstehende Hochzeit in eine Krise geschliddert waren.
    Klaus erschien im Türrahmen und räusperte sich.
    Erschrocken fuhr ich herum.
    „Du willst mich nicht mehr heiraten?“, fragte er leise, noch immer total verheult. Schniefend holte er sich ein Taschentuch aus der Hose und schnäuzte seine Nase. Dann kam er langsam an den Tisch. Mit Grabesmiene setzte er sich auf seinen Stuhl und saß da wie ein begossener Pudel.
    Jürgen langte über den Tisch und zog an seinem Ärmel, damit er seine Hand ergreifen konnte. Wie eine Gummipuppe ließ Klaus es geschehen. „Klaus-Schatz! Natürlich will ich dich heiraten. Aber wenn es ein Problem für dich ist, dass du allen Menschen da draußen gegenübertreten musst als verheirateter Mann - mit einem Mann ! - dann lassen wir das Ganze und leben in wilder Ehe.“
    Klaus schniefte. Dann schüttelte er langsam den Kopf. „Ich will dich ja heiraten. Wirklich! Ich will mir nur die Schmach ersparen, meine Mutter und meine Tante dazu einzuladen. Beide würde der Schlag treffen, wenn sie erführen, dass ich einen Mann heirate. Sie sind beide weit über achtzig, das kann ich ihnen nicht antun.“
    „Von mir erfahren sie nichts“, entgegnete Jürgen und streichelte liebevoll über Klaus’ Hand, „und einladen müssen wir sie auch nicht.“
    Jetzt schaute Klaus endlich hoch und fing an zu lächeln. „Das würdest du für mich tun? Wir heiraten nur im ganz kleinen Kreis?“
    Jürgen nickte. „Ich muss keine pompöse Hochzeit haben. Und wir müssen weder deine, noch meine Familie einladen. Wir laden nur Thorsten und Marten und vielleicht noch ein paar Freunde ein. Was meinst du?“
    Klaus stand auf und lief mit ausgestreckten Armen um den Tisch. Er fiel Jürgen in die Arme und schluchzte glücklich auf. Dann löste er sich von ihm und ergriff seine Hand. „Entschuldigt ihr uns mal

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