Stadt Aus Blut
hasse es, mich auf diese Art auszudrücken, aber Vertrauen ist ein wertvolles Gut, Joe. Das gibt es nicht umsonst.
Zwei weitere Finger.
– Dann ist da noch die Sache mit Leprosy und seinem Hund, die Tom bereinigen musste. Das war kein leichter Job, aber ich weiß, dass du den Jungen gut leiden konntest. Und was immer da abgelaufen ist, war wahrscheinlich auch für dich keine einfache Kiste. Also.
Er hebt seine Hand und zeigt mir fünf ausgestreckte Finger.
– Keine Ahnung, wie ich den Wert dessen bemessen soll. Aber vielleicht hast du eine Ahnung, wie wir quitt werden können, Joe? Denn ansonsten werden wir vielleicht darauf bestehen müssen, doch noch etwas mehr Informationen aus dir herauszuholen. Einfach um sichergehen zu können, dass tatsächlich alles wieder im Lot ist bei dir. Ich denke, du verstehst, was ich sagen will?
– Klar doch. Entweder ich begleiche meine Schulden, oder du sperrst mich mit Tom und Hurley in einen Raum.
Er legt die Hand auf den Tisch.
– Jetzt sei doch nicht so, Joe. Die Society ist ein Kollektiv, Bruder. Ich muss hier alle bei Laune halten. Wenn’s nach mir ginge, würde ich dir aufs Wort glauben, wir würden uns die Hände schütteln und einen heben gehen. Du kennst meinen Stil.
– Ich kenne deinen Stil.
Er grinst.
– Natürlich. Also?
Das Grinsen verschwindet.
– Was kannst du mir anbieten, Joe?
Ich ziehe die Schachtel aus der Tasche und lege sie auf den Tisch.
Terry öffnet sie und schaut sich die Zähne an. Er hebt die Augenbrauen.
– Das ist eine Bombe, Terry. Wenn du sie hochgehen lässt, ist die Kacke am Dampfen.
Ich erzähle ihm nicht alles. Aber genug.
Und es gefällt ihm.
– Was zum Teufel?
Tom steht neben Hurley auf dem Gehsteig, als mich Terry nach draußen bringt.
– Ruhig, Tom.
– Wo glaubt der Arsch, dass er hingeht?
– Er geht seinen eigenen Weg, Tom. Wie wir alle.
– Scheiß auf seinen Weg! Er kann doch nicht einfach...
– Bleib ruhig, okay? Wenn du Sicherheitschef werden willst, musst du auch mal etwas Raffinesse beweisen, ein bisschen Fingerspitzengefühl.
– Scheiß aufs Fingerspitzengefühl. Du kannst das nicht einfach so allein entscheiden. Ich will eine Anhörung und dann eine Abstimmung.
Ich fische eine Zigarette heraus.
– Weißt du, Tom...
Ich zünde sie an.
– Du bist wirklich ein lausiger Anarchist.
Seine Hand fährt in seine Tasche und kommt mit dem Revolver, den er mir abgenommen hat, wieder zum Vorschein. Noch bevor er ihn auf mich richten kann, hat Terry ihm die Waffe abgenommen und Tom liegt auf dem Boden. Terry schaut auf ihn herab.
– Joe haut jetzt ab, Tom. Er ist frei zu gehen. So wird das jetzt laufen. Ohne Abstimmung. Hurley, nimm ihn mit rein.
Hurley hilft Tom auf und sie gehen hinein. Tom starrt auf den Gehweg. Tränen des Zorns laufen sein Gesicht herab.
Ich warte, bis sie verschwunden sind, dann schaue ich Terry in die Augen.
– Du hast es immer noch drauf.
Er hält den Kopf schief und zuckt mit den Achseln.
– Manchmal muss man die Werkzeuge des Unterdrückers benutzen.
– Klar.
Ich deute auf seine Hand.
– Das ist meiner.
Terry schaut den Revolver an und gibt ihn mir.
– Sei vorsichtig damit.
Ich nehme die Waffe und stecke sie in meine Tasche.
– Immer.
Ich bin bereits ein Stück die Straße hinunter, als er mir etwas hinterherruft.
– Hast du rausgefunden, was das Ding war, das sich da rumgetrieben hat? Das Ding ohne Geruch?
– Werd mich drum kümmern.
– Sag mir Bescheid.
– Jetzt hätte ich’s fast vergessen: Predo lässt dich grüßen. Wusste gar nicht, dass ihr euch kennt.
Terry nimmt die Brille ab und putzt sie mit seinem Grateful-Dead-T-Shirt.
– Du musst nur lange genug dabei sein, Joe. Dann kennst du jeden.
– Ja, das hab ich schon mal irgendwo gehört.
Er setzt die Brille auf, winkt mir zu und geht wieder rein.
Lydia wartet an der Ecke auf mich.
– Sie will dich sehen.
Ich kratze mir den Kopf.
– Später. Ich muss wohin.
– Wann später?
– Bald.
Sie nickt und gibt mir die Adresse.
– Sie ist ein Goldstück.
– Was du nicht sagst.
– Ja, ist sie tatsächlich.
Ich gehe in Richtung A, um mir ein Taxi zu besorgen.
– Joe.
Ich gehe weiter.
– Ja?
– Weißt du, Joe, ich hab ja nicht viel für Männer übrig.
Ich gehe einfach weiter. Sie kann meinen Rücken vollquatschen, so lange sie will.
– Und Hetero-Männer mag ich eigentlich überhaupt nicht.
Was habe ich als Nächstes vor?
– Aber bei dir mach ich eines
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