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Stadt der blauen Paläste

Stadt der blauen Paläste

Titel: Stadt der blauen Paläste Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ingeborg Bayer
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befreien:
    »Stellt Euch nur vor, unsere Villa soll in einem Buch beschrieben werden. Ein Zeichner wird kommen und alles festhalten. Also, ein Buch über Pallodio«, sagte sie dann mit hoher Stimme.
    »Palladio«, korrigierte Crestina, ließ dann den Redeschwall über sich ergehen, und versuchte einen Blick zu erhaschen über den Kopf der Frau hinweg zu jenem Wundertäter, der dieses Buch herausbringen würde.
    »Nun, so kommt doch endlich!«, rief die Frau ein zweites Mal ungeduldig zurück. »Ich möchte den Herrn mit der Besitzerin der limonaia bekannt machen, die Ihr jetzt kaufen könnt. Für einen guten Preis übrigens«, flüsterte sie verschwörerisch und nahm Crestina am Arm. »Ich würde zugreifen an Eurer Stelle. Und selbstverständlich wird auch die limonaia in diesem Buch erwähnt werden.«
    Bevor Crestina sich zu diesem höchst verwunderlichen Angebot äußern konnte, kam ein Mann zwischen den Bäumen hindurch und blieb in einiger Entfernung vor ihr stehen. Er verneigte sich leicht, zauberte dann ein freundliches Lächeln auf sein Gesicht.
    Sie starrte ihn ungläubig an. Sie wartete auf das gewohnte Zittern, das sie bei seinem Anblick jahrelang überfallen hatte, dann stellte sie nach einer Weile voller Verwundern fest, dass es ausblieb. Sie atmete tief ein und zog die Stirn in Falten, wobei sie sich in der ersten Sekunde im Unklaren war, ob sie diesen Mann als ihren Cousin ausgeben sollte oder nicht.
    »Es gefällt mir, dieses Grundstück«, lobte Bartolomeo und ließ seine Hand weit über Häuser, Bäume und Wiesen schweifen, sodass man annehmen konnte, er wolle einen ganzen Landstrich kaufen. »Und diese limonaia , ganz gleich, ob sie nun von Palladio stammt oder nicht, würde in jedem Fall auch in meinem Buch erwähnt werden. Und wenn Ihr mögt, kann sogar Euer Name ebenfalls auf dem Titelblatt stehen. Sicher seid Ihr so freundlich und verratet ihn mir?«
    »In Eurem Buch?«, spottete Crestina. »Seid Ihr da ganz sicher?«
    Die Frau zupfte aufgeregt an den Brombeerranken, die sich noch immer in ihrem Kleid verhakt hatten, und schaute dann unsicher von einem zum anderen, da sie sich plötzlich der Spannung bewusst war, die sie hier greifbar vor sich sah.
    »Kugler sagte mir, dass dieser Mann ein begnadeter Künstler sei und dass es eine Ehre sei, wenn unser Haus von ihm beschrieben würde. Natürlich zusammen mit den Besitzern. Die wir ja nun sind.«
    »Ich glaube kaum, dass Euer Mann davon sehr begeistert sein würde«, sagte Bartolomeo mit einem spärlichen Lächeln. »So wie ich ihn kenne, mag er es nicht sehr, wenn sein Name in der Öffentlichkeit allzu sehr bekannt wird.«
    »Hat er diese Öffentlichkeit möglicherweise zu scheuen?«, fragte Crestina.
    »Was meint Ihr da?«, sagte die Frau zornig. »Mein Mann geht einem ehrlichen Gewerbe nach. Dass wir reich sind, stört allerdings eine ganze Reihe von Neidern. Aber das war zu erwarten.«
    »Also, seid Ihr mit einem Verkauf Eurer limonaia einverstanden?«, fragte Bartolomeo. »Ich würde Euch einen guten Preis nennen.«
    »Und wofür wollt Ihr mein Haus? Für den gleichen Zweck wie einst meinen Palazzo?«
    Die Frau blickte irritiert von einem zum anderen.
    »Kugler muss mich da falsch informiert haben«, sagte sie dann mit rotem Kopf. »Kennt Ihr Euch etwa?«
    Da keiner der beiden bereit war, auf diese Frage zu antworten, verfiel sie erneut in ihren hohen Ton der Begeisterung.
    »Dann werden die Verhandlungen ja doppelt einfach sein«, sagte sie erleichtert.
    »Verhandlungen?« Crestina zog die Brauen empor. »Von welchen Verhandlungen sprecht Ihr eigentlich?«
    »Nun, nun, diese limonaia , steht doch ganz offenbar zum Verkauf, ich wusste nichts davon, sonst hätte ja vielleicht mein Mann zugegriffen, schon vorher.«
    »Hier steht nichts zum Verkauf«, sagte Crestina schroff, »und es wäre mir lieb, wenn ich nun an meine Arbeit gehen könnte.«
    »Oh ja, natürlich«, die Frau fiel plötzlich in einen normalen Sprechton, zog sich rückwärts zurück, so, als sei sie bei einem König zu Gast, und legte dann den Weg zu der Villa im Laufschritt zurück. Crestina nahm ihren Korb, ging mit raschen Schritten auf die limonaia zu, da sie das Gefühl hatte, wenn sie nicht ganz rasch die Türe hinter sich schließen konnte, müsse sie vor Zorn explodieren.
    »Nicht so rasch, meine heiß geliebte Cousine«, sagte Bartolomeo und beeilte sich, das Haus vor Crestina zu erreichen, »du wirst mich gewiss nicht einfach abfertigen wie einen Bettler, bevor wir

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