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Stadt der Lügen

Stadt der Lügen

Titel: Stadt der Lügen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Ambrose
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der Zunge hat. »Wir könnten ein bisschen herumfahren …«
    »Herumfahren? Einfach so?«
    »Warum nicht? Gefällt es dir nicht?«
    »Jack … eigentlich wollte ich mit dir zu dieser Party, weißt du?«
    »Hör endlich mit dieser blöden Party auf. Die Party hat nichts mit dem hier zu tun, kapiert? Kriegst du das vielleicht endlich in deinen dämlichen Schädel? Es gibt keine Party.«
    Sie gab keine Antwort. Sie traute ihrer Stimme nicht. Jetzt hörte es also genau da auf, wo es angefangen hatte: auf den Knien irgendeines Typen. Zum ersten Mal auf einer Wiese hinter dem Waisenhaus, dann in einem Hotelzimmer, dem vielleicht eine Million Hotelzimmer folgten. Danach waren es Bungalows in den Filmstudios, Vorstandsetagen, Privatyachten und Penthousewohnungen gewesen. Und es endete auf dem Rücksitz der Präsidentenlimousine, eingekeilt in die blöde Motorradstaffel des Präsidenten und auf der Fahrt (sie warf einen Blick aus dem Fenster) die blöde Fifth Avenue entlang.
    »Nicht schlecht für eine alte Schachtel von sechsunddreißig, oder?«, hatte sie vor ein paar Stunden gescherzt, als man sie in ihr Kleid einnähte. Alle mussten lachen und erklärten, sie hätte noch viele gute Jahre vor sich. Aber wie viele Jahre mochten es tatsächlich sein? Für viele Dinge war es längst zu spät. Was sollte sie stattdessen anfangen? Wie lange würde sie noch ein Star sein?
    Idiotischerweise hatte sie ihre Tabletten in der Garderobe liegen gelassen. Es gab kein Bollwerk zwischen ihr und der nackten Panik, die sie bereits anrollen fühlte wie eine Gezeitenwelle. Sie wusste nicht, wie sie damit fertig werden sollte. Sie musste raus. Irgendwie.
    Sie reagierte so schnell, dass er nicht wusste, wie ihm geschah. Es gab ein Geräusch von reißendem Stoff, und er blickte verdutzt auf den Fetzen schmiegsamen Gewebes in seiner Hand. Er erhaschte einen Blick auf Haar, Haut und ausgestreckte Hände, die nach der Tür griffen. Sie zerrte den Griff hoch, versetzte der Tür einen Stoß und warf sich in die Nacht hinaus.
    Sein Ruf schallte wie ein Echo hinter ihr her. Ein Echo, das nicht erstarb, wie es normal gewesen wäre. Sie prallte auf dem Boden auf und stellte fest, dass der Wagen sich nicht bewegte. Hatten sie etwa von ihr unbemerkt angehalten?
    Sie spürte, dass sie sich nicht verletzt hatte. Noch nicht einmal einen Kratzer hatte sie abbekommen. Sie war weder tief noch sehr hart gefallen. Und es war kein Straßenbelag, von dem sie jetzt aufstand. Es war etwas Weiches, Festes, das ihren Aufprall abgefangen hatte.
    »Was zum Teufel …«, brüllte Jack hinter ihr.
    Sie drehte sich um. Er stieg aus dem Wagen. Doch es war nicht Jack. Er war angezogen wie Jack, und es war der Mann, mit dem sie eben zusammen gewesen war. Aber wie um alles in der Welt war sie darauf gekommen, dieser Mann könne Jack sein? Er war kleiner und gedrungener, sein schwarzes Haar lichtete sich, und Zornesröte flammte über seine runden Wangen.
    »Was zum Teufel geht hier vor?«, schrie er über ihren Kopf hinweg jemanden an, den sie nicht sehen konnte.
    Sie folgte seinem Blick, nahm die Umgebung wahr und stellte fest, dass irgendetwas ganz und gar nicht stimmte. Sie hörte die Geräusche der Straße, sie sah Menschen auf dem Bürgersteig, Lichter, Verkehr und alle möglichen Formen von Bewegung – aber sie waren nicht real. Es erinnerte sie an eine Rückblende, aber eine Art, die sie noch nicht kannte. Sie wirkte dreidimensional und schien weniger auf einen Hintergrund projiziert zu sein als vielmehr in der Luft zu hängen – ein glitzerndes, bewegliches Modell von Realität.
    »Gibt mir verdammt noch mal jemand eine Antwort?«
    Der Mann, den sie für Jack gehalten hatte, brüllte seine Wut heraus. Sie drehte sich um und sah, dass es sich bei dem Ding, aus dem sie herausgesprungen war, überhaupt nicht um ein Fahrzeug handelte. Es hatte noch nicht einmal Räder. Es war eine Attrappe, ein Nachbau für einen Take im Innern einer Limousine.
    Sie stand fast wieder auf den Füßen, doch ihre Knie schlotterten unter ihr. Beinahe wurde ihr schwarz vor Augen – doch dann wurde plötzlich die Welt um sie herum schwarz, was ihre Sinne so sehr schärfte, dass sie aufmerksam blieb und beobachtete.
    Wo sich gerade noch die Fifth Avenue befunden hatte, hingen plötzlich schwarze Tücher, vor denen ein paar merkwürdige Stative standen. Auf jedem der Dreibeinstative befand sich ein kleiner Metallkasten mit einem winzigen Objektiv auf der Vorderseite. Sie vermutete, dass es sich

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